JULIA COLLECTION Band 14
bringen würde.“
Jegliche Angst, die sie zuvor gehabt haben mochte, wich nun der Empörung über die Art seines Heiratsantrages. „Mich zum Schweigen bringen?“ Sie konnte sich nur mühsam beherrschen.
„Entweder heiratest du mich, oder du musst damit rechnen, dass du gewissermaßen von der Bildfläche verschwindest, und zwar für immer. Kapiert?“
Sie schnaubte verächtlich. „Was für eine Wahl! Nun, da habe ich Neuigkeiten für Sie, Mr. Zorn. Ich bin nämlich Journalistin und werde nicht schweigen. Weder du noch deine Drohungen oder sonstwer werden mich dazu bringen!“
„Ach tatsächlich?“
„Und ob!“
Sie starrten sich einige Momente feindselig an, während jeder darauf wartete, dass der andere nachgab. Doch keiner von beiden dachte daran. Angie fühlte sich mit jeder Sekunde unwohler in ihrer Haut. Aber was sollte sie tun? Das Leben in Endicott hatte sie nicht gerade darauf vorbereitet, dass eines Tages ein Mafiagangster in ihre Wohnung einbrechen und ihr einen Heiratsantrag machen würde.
Ganz ungewollt stieß sie einen leisen Laut der Nervosität und Angst aus, und Ethans Miene verriet, dass er genau wusste, was dieser Laut zu bedeuten hatte. Denn sein Grinsen wurde raubtierhaft. Er spielte mit seiner Seidenkrawatte, und sein Blick ließ darauf schließen, dass er damit ernsthafte Pläne hatte.
„Was hast du vor?“, fragte sie unsicher. „Willst du mich jetzt etwa fesseln?“ Du Närrin!, schalt sie sich und kniff vor Verlegenheit und Unglauben die Augen zu. Was um alles in der Welt hatte sie sich denn dabei gedacht, das noch einmal zur Sprache zu bringen?
Ethan lachte leise. „Wenn du es so sehr willst, Angel, dann sollte ich dir den Wunsch wohl erfüllen, oder?“
„Du machst doch nur Witze, stimmt’s?“
Statt einer Antwort begann er, langsam den Krawattenknoten zu lösen.
„Das würdest du doch nicht wagen.“
Ohne ein Wort band er den perfekten Windsorknoten auf und zog die Krawatte Zentimeter für Zentimeter unter dem Kragen hervor.
„O nein“, flüsterte Angie und hob abwehrend die Hände. „Auf keinen Fall.“
„O doch“, widersprach er.
„Das wagst du nicht“, warnte sie ihn noch einmal.
Er wickelte sich erst ein Ende um die eine Faust, dann das andere um die zweite und zog die Krawatte stramm. „He, du forderst mich also heraus. Und weißt du was? Da kann ich wohl kaum widerstehen.“
7. KAPITEL
„Wenn du vernünftig wärst, Angel, hätten wir hier kein Problem.“
Angie funkelte Ethan wütend an und zerrte an der Seidenkrawatte, mit der ihre Hände hinter einem der Küchenstühle zusammengebunden waren. Da dies nicht half, die Fesseln zu lockern, versuchte sie, wenigstens ihre Füße zu befreien, die mit dem Gürtel ihres seidenen Morgenrocks an je ein Stuhlbein gefesselt waren. Wieder blieb der Erfolg aus.
Ethan hatte Angie vor etwa einer halben Stunde gefesselt und saß jetzt knapp dreißig Zentimeter vor ihr rittlings auf einem Küchenstuhl. Er betrachtete sie nachdenklich.
„Ich soll vernünftig sein?“, wiederholte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Immerhin bin ich diejenige, die an den Stuhl gefesselt ist, verdammt noch mal!“
Er stützte das Kinn auf den Arm, den er über die Stuhllehne gelegt hatte, und sah sie grinsend an. „Ich hatte den Eindruck, du wolltest es so. Da konnte ich dich schlecht enttäuschen.“
Sie zerrte erneut an ihren Fesseln und stellte sich vor, Ethan zu erwürgen. „Du bist der Unvernünftige von uns beiden. Binde mich sofort los!“
„Ich halte mich für äußerst vernünftig“, entgegnete er ruhig und lehnte sich zurück, ihre Forderung ignorierend. „Du begreifst den Gesamtzusammenhang einfach nicht.“
Angie starrte ihn an. „Ach nein? Der Gesamtzusammenhang sieht ja wohl so aus, dass ein mieser Gangster und Killer mich in meinem Apartment gefesselt hat!“
Ethan verzog das Gesicht. „Allmählich bin ich es leid, von dir als mieser Gangster beschimpft zu werden. Außerdem solltest du wissen, dass ich noch nie jemanden umgebracht habe.“ Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Zumindest bis jetzt nicht.“
„Na klar, und das soll ich glauben?“
„Es ist die Wahrheit“, erklärte er, und hätte Angie es nicht besser gewusst, hätte sie schwören können, dass ihn ihr Verdacht verletzte. „Ich bin Strohmann, kein Killer“, stellte er klar. „Mord gehört nicht zu meinem Job.“
Sie verdrehte die Augen. „Würdest du mich trotzdem bitte losbinden! Ich bekomme Krämpfe in den
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