JULIA COLLECTION Band 14
Hals und entdeckte ihre Mutter zwischen Ethans Freund und einem umwerfend gut aussehenden Mann, der absolut keine Ähnlichkeit mehr mit dem Willis Random hatte, an den sie sich erinnerte. Dieser Mann war über einen Meter achtzig groß und hatte breite Schultern. Seine Hornbrille verlieh ihm ein intelligentes und ernstes Aussehen und gleichzeitig einen gewissen Sex-Appeal.
„Das ist Willis?“, fragte Angie ungläubig und hätte schwören können, dass ihre Freundin für diesen Mann schwärmte.
Rosemary nickte und versuchte, das Thema zu wechseln. „Wie stehen deine Eltern eigentlich dazu, dass du einen Kriminellen geheiratet hast?“
Angie seufzte schwer. „Machst du Witze? Meine Mom und mein Dad sind überglücklich. Sie halten Ethan für den großartigsten Kerl, den sie je kennengelernt haben. Sie wissen nicht, dass er ein Krimineller ist. Mein Vater denkt schon an all die tollen Aufträge, die er kriegen wird, da sein Schwiegersohn für eine Chemiefirma arbeitet. Sie glauben, dass Ethan nach Endicott zieht und wir uns ein Haus kaufen und sofort eine Familie gründen.“
„Das hast du ihnen erzählt?“, meinte Rosemary staunend.
„Nein, Ethan. Ich könnte ihn dafür umbringen.“
Rosemary und Kirby schüttelten beide den Kopf und zogen enttäuschte Mienen. Doch bevor Angie sie beruhigen konnte, fühlte sie eine starke Hand auf ihrem Oberarm. Sie drehte sich um und fand Ethan, der hinter ihr stand. Ein wenig hatte sie den Eindruck, dass er sie als Schutzschild gegen ihre Freundinnen benutzte.
„Wir sollten jetzt das Büffet eröffnen“, sagte er. „Einige meiner … Geschäftspartner werden schon unruhig. Es ist besser, wenn man sie nicht zu lange ohne Essen lässt.“
Das frischgebackene Paar bahnte sich den Weg zum Büffet und lud die Teller voll Shrimps in Blätterteig, Wiener Würstchen und Karottenstäbchen. Dann fanden sie sich erneut von Gratulanten umringt. Als sie endlich am Kopf der Tafel ihre Plätze einnahmen, ging der für diesen Anlass engagierte Discjockey ans Mikrofon und bat das Brautpaar auf die Tanzfläche.
Ethan schob seinen Teller beiseite und reichte Angie mit einem resignierten Lächeln die Hand. Auch sie zwang sich zu einem Lächeln, verflocht ihre Finger mit seinen, und gemeinsam traten sie in die Mitte des Raumes. Knackend und rauschend dröhnten aus den Lautsprechern die ersten Töne von „The Eyes of a Woman in Love“ aus dem Film „Guys and Dolls“.Während der Discjockey die Lautstärke regulierte, unterdrückte Angie ein Lachen und bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie sich so gut fühlte.
„Wer hat denn diesen Song ausgesucht?“, fragte sie Ethan, der die Arme um sie legte und zu sich heranzog.
„Ich“, antwortete er. „Es erschien mir irgendwie passend.“
Angie konnte sich des merkwürdigen Eindrucks nicht erwehren, dass er mit der Ehe absolut zufrieden war, auch wenn sie nur vorgetäuscht war. „Aha“, meinte sie unverbindlich und schmiegte den Kopf an seine Brust. Eine Weile wiegte sie sich im sanften Rhythmus der Musik, dann sagte sie: „Ich liebe diesen Song. Er gehört zu einem meiner Lieblingsfilme.“
„Mag sein, aber ist der Song auch wirklich passend?“
„Ich könnte dir die gleiche Frage stellen“, konterte sie, ohne ihn anzusehen. „In einem Teil des Textes ist nämlich auch von den Augen eines verliebten Mannes die Rede.“
„Ich weiß.“
„Und?“
„Was und?“
Sie passte sich seinen Bewegungen an und ließ den Blick über die Schar der Gäste schweifen. „Ist der Song passend?“
„Ich habe dich zuerst gefragt.“
Wohlige Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, doch sie vermied eine klare Antwort. „Vielleicht hättest du besser den Titelsong aus dem Film ‚Angel and the Badman‘ auswählen sollen.“
Er drückte sie fester an sich. „Aber wäre das der passende Song gewesen?“
Ein prickelnder Schauer lief ihr über die Haut, und statt Ethan eine Antwort zu geben, schmiegte sie sich enger an ihn und schlang die Arme um seine Taille. In diesem Moment wusste sie überhaupt nicht mehr, was sie noch denken sollte. Ihr Verstand sagte ihr, dass dieser Mann schlecht war und sie sich um jeden Preis von ihm fernhalten sollte. Ihr Herz jedoch gab ihr etwas völlig anderes zu verstehen. Ethan Zorn war ihr schlicht und einfach ein Rätsel. Sein Beruf hatte mit Gangstern zu tun, doch tief in ihrem Innern spürte sie, dass er selbst nicht in diese Kategorie passte. Natürlich hatte sie nicht die geringste Ahnung von
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