JULIA COLLECTION Band 14
Sonnenbrillen darunter.
Angie folgte Ethan auf die Reihe der Gäste zu, um jeden Einzelnen zu begrüßen. Sie räusperte sich und erkundigte sich leise: „Wer, sagtest du, ist das dort?“ Sie deutete unauffällig auf einen kleinen rundlichen Mann, der neben einer Frau mit einem Hut stand, der mit so vielen kleinen Seidenvögeln dekoriert war, dass er glatt eine Requisite aus Hitchcocks „Die Vögel“ hätte sein können. „Goosey Lucy?“
Ethan schaute zwar in die Richtung, schien aber abgelenkt. „Ja, ich glaube, so heißt er.“
„Was ist denn das für ein Name? Und die anderen erst: Joey das Messer, Zwei-Finger-Nick und Revolver-Ed. Nicht zu vergessen seine reizende Frau Hotsie. Kannst du mir verraten, wie ich deine Freunde meiner Familie vorstellen soll? Keiner von denen hat einen normalen Namen.“
Er runzelte die Stirn. „Das muss gerade jemand sagen, zu dessen Bekanntenkreis Leute mit Namen wie Boomer und Tippy gehören.“
Sie warf ihm einen warnenden Blick zu.
Er seufzte. „Komm mit, ich möchte dir jemanden vorstellen.“
„Wen.“
„Meinen Boss.“
Sie war geschockt. Die letzte Person, die Angie kennenlernen wollte, war Mr. Big. Wie ging man mit Gangsterbossen um? Musste sie niederknien und seinen Ring küssen? Oder ihn mit „Don“ anreden?
„Ethan, ich halte das für keine gute Idee“, sagte sie, während sie hinter ihm her lief und versuchte, das Ganze hinauszuzögern.
„Warum nicht? Er will dich kennenlernen.“
„Na ja, da wäre noch diese Kleinigkeit, dass er mich ursprünglich tot sehen wollte“, erinnerte sie ihn.
Ethan blieb abrupt stehen. „Ach ja, das habe ich ganz vergessen.“
Sie starrte ihn an. „Das hast du vergessen? Du hast vergessen, dass dein Boss deine Frau umbringen lassen wollte?“
Er zuckte die Schultern. „Damals warst du noch nicht meine Frau.“
Sie schüttelte den Kopf. „Lass uns das Büffet eröffnen. Die Leute haben Hunger.“ Doch als sie sich umdrehte, um genau das zu tun, stand sie plötzlich ihren beiden besten Freundinnen gegenüber, die sie enttäuscht ansahen. Rosemary und Kirby hatten aus ihrem Verdacht keinen Hehl gemacht, ebenso wenig aus ihrer Angst, was Angies überstürzte Heirat anging. Sie machten noch immer einen äußerst besorgten Eindruck. Ethan schien das zu bemerken, denn er entschuldigte sich rasch und verschwand, um seinen Boss allein zu begrüßen.
„Es ist immer noch Zeit, aus der ganzen Geschichte auszusteigen“, sagte Rosemary ohne Umschweife, sobald Ethan außer Hörweite war. „Kirby und ich können dir Unterschlupf gewähren. Dieser miese Gangster wird dich niemals finden.“
„Er würde mich finden“, erwiderte Angie müde. „Oder noch schlimmer, seine sogenannten Geschäftspartner würden mich finden. Diese Leute haben Mittel und Wege.“
„Aber es gibt jemanden, der dir vielleicht helfen kann“, meinte Kirby, deren Sorge ihre Traurigkeit noch überwog. „James hat viel Geld und auf der ganzen Welt Grundbesitz. Ich könnte ihn anrufen und …“
„Oh, jetzt ist es also James, wie?“, unterbrach Angie sie. „Was ist denn aus dem Playboy Tom geworden?“
Kirby besaß wenigstens so viel Anstand, verlegen zu Boden zu schauen. „Hm, die Dinge haben sich ein wenig geändert.“
Angie und Rosemary tauschten neugierige Blicke. „Inwiefern?“, wollte Angie wissen.
Kirby scharrte verlegen mit dem Fuß. „Ich … äh … ich möchte nicht darüber sprechen.“
Angie wollte schon weiter nachforschen, doch Rosemary hielt sie davon ab, indem sie sagte: „Willis meint, du verhältst dich in dieser Sache dumm.“
Angie verdrehte die Augen. „Willis hält jeden außer sich für dumm, Rosemary, falls du das vergessen haben solltest. Besonders dich und deine Freundinnen.“
Rosemary hob trotzig das Kinn. „Er ist nicht mehr so wie früher. Er hat sich verändert, und zwar in mehrfacher Hinsicht.“
Angie war verblüfft. Rosemary hätte Willis Random niemals verteidigt. Im Gegenteil, sie hatte stets am lautesten über ihn gelästert. „Zum Beispiel?“, fragte Angie, die sich Willis nur als den pickeligen kleinen Blödmann vorstellen konnte, der sich daran ergötzte, Rosemary die ganze Highschool-Zeit hindurch zu ärgern.
Rosemary warf einen Blick über die Schulter. „Sieh selbst. Er ist zur Hochzeit gekommen. Mit mir.“
Angie runzelte die Stirn. „Du triffst dich mit Willis? Wo ist er?“
„Er steht dort drüben und unterhält sich mit dem Pfarrer und deiner Mutter.“
Angie reckte den
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