JULIA COLLECTION Band 14
seiner wahren Identität, aber ein schlechter Mensch, das spürte sie, war er nicht. Wenn sie nur eine Idee hätte, wer er in Wirklichkeit war, würde es ihr viel leichter fallen, ihre Rolle als Mrs. Zorn zu spielen.
Mrs. Zorn. Der Name klang so fremd, als gehöre er zu jemand anderem. Unglücklicherweise würde Angie sich daran gewöhnen müssen, wenigstens für eine Weile. Bis sie herausgefunden hatte, wie sie sich und ihre Familie aus den Verstrickungen, für die sie selbst verantwortlich war, befreien konnte.
Etwas Aufregendes, das hatte sie sich vor fünfzehn Jahren gewünscht. Und Bob hatte ihr den Wunsch erfüllt. Um ein Haar hätte sie zufrieden geseufzt. Sie fühlte Ethans Herz schlagen und seine Arme, die sie hielten. Seine Sorge um sie konnte unmöglich gespielt sein, und wenn Angie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie sich nie zuvor so wundervoll lebendig gefühlt hatte.
Das meiste war natürlich Bobs Einfluss zu verdanken. Trotzdem … wenn sie alles noch einmal tun könnte, würde sie es wieder ganz genauso machen. Warum, das wusste sie allerdings selbst nicht. Doch sie fühlte, dass sich hinter Ethan Zorn viel mehr verbarg, als er ihr zeigte. Sie wünschte sich sehnlichst, herauszufinden, wer er wirklich war. Zum Glück war sie jetzt seine Frau, zumindest in den Augen der anderen. Und Ehefrauen hatten einen Zugang zu ihren Männern, den andere Menschen nicht hatten. Sie musste nur ein wenig härter als die anderen Frauen daran arbeiten, das wahre Ich ihres Mannes aufzudecken.
Aber das macht nichts, beruhigte sie sich. Schließlich würde sie viel Zeit mit ihm verbringen. Und nur weil Ethan jetzt offiziell ihr Mann war, hieß das noch lange nicht, dass Angie nicht mehr versuchen würde, seiner wahren Tätigkeit hier in Endicott auf die Spur zu kommen. Zwar würde sie die Ergebnisse ihrer Nachforschungen nicht mehr in der Zeitung veröffentlichen, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte. Aber wenn er glaubte, sie durch die Heirat von ihrem Vorhaben abzubringen, hatte er sich getäuscht.
Angie schmiegte sich mit einem heimlichen Lächeln an seine Brust. In wenigen Stunden würden sie in ihrem Hotel sein, um dort die Hochzeitsnacht zu verbringen. Und wie jede Braut bei einer solchen Gelegenheit würde sie Dinge an ihrem Mann entdecken, die sie nie vermutet hätte.
Und auch an mir selbst, dachte sie mit einem Anflug von Vorfreude. Vor allem würde sie eines herausfinden: Wie weit sie gehen würde, um hinter das Geheimnis des Mannes zu kommen, der ihr neuerdings schlaflose Nächte bereitete. Und da sie diese schlaflosen Nächte nun auch noch mit ihm verbringen würde, fragte sie sich unwillkürlich, ob warme Milch und ein gutes Buch zum Einschlafen noch ausreichen würden. Die heutige Nacht würde eine Antwort auf diese Frage bringen. Und nach dieser noch viele andere Nächte …
9. KAPITEL
Ethan studierte das Messingschild an der Tür vor ihm und fragte sich zum wiederholten Mal, was er sich eigentlich dabei gedacht hatte, eine Frau wie Angie in eine so prekäre Lage zu zwingen. „Hochzeitssuite“ stand in geschwungener Schrift auf dem Schild, das für seinesgleichen viel zu elegant und schön war.
Hochzeitssuite … dieses Wort weckte ausufernde, besorgniserregende Fantasien. Hochzeitssuiten waren etwas für andere, nicht für ihn. Sie waren für Menschen mit einem normalen Leben bestimmt, die keine Waffe bei sich trugen, wie ein Vagabund durchs Land zogen oder sich mit Gangstern abgaben. Menschen, die denen, die sie liebten, etwas anderes bieten konnten als ein Dasein voller Gefahr und Unsicherheit.
Er sah zu seiner Frau. Er hatte nie ans Heiraten gedacht, auch wenn dies nur eine vorgetäuschte Ehe auf Zeit war. Zwar hatte er sich vorstellen können, sich in eine Frau so zu verlieben, dass er mit ihr zusammenbleiben wollte. Aber er hatte nicht daran geglaubt, dass eine Frau sich in ihn verlieben könnte.
Das trifft auf diese Frau auch nicht zu, erinnerte er sich. Angie war nur deshalb mit ihm zusammen, weil sie um ihre Sicherheit fürchtete und ihr keine andere Wahl geblieben war. Aber das ging in Ordnung, denn er liebte sie ja ebenso wenig. Selbst wenn er es wollte, könnte er es nicht, denn zu einer festen Beziehung war er einfach nicht fähig.
Das hatte er zumindest bis jetzt geglaubt – bis er Angie in seinem Bett gefunden hatte. Seitdem spielten sein Herz und sein Verstand verrückt. Aber das konnte auch durchaus an dem verdammten Kometen liegen. Ethan war zwar der Letzte, der an
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