JULIA COLLECTION Band 14
Kirby.
„Du hast schon verstanden, was ich gesagt habe“, meinte Rosemary, jetzt ruhiger. „Falls ich den Eindruck mache, als stellte ich mir hin und wieder … Willis vor, wie er zum Beispiel nur mit einem Handtuch bekleidet …“
„Wie bitte?“ Kirby starrte sie ungläubig an.
„Dann hat das nur mit Bob zu tun“, beteuerte Rosemary. „Es ist seine Schuld, dass einige Leute von Endicott ein bisschen merkwürdig reagieren, darunter eben auch ich. Das ist alles.“
Kirby sah die Freundin lauernd an. „Glaubst du wirklich an all den Unsinn, der da über Bobs Einfluss verbreitet wird?“
„Ich ja“, sagte Angie, bevor Rosemary noch den Mund öffnen konnte.
„Tatsächlich?“
„Ja“, antwortete Angie so selbstverständlich, als seien all die Menschen, die nicht an Bobs Einfluss glaubten, nicht recht bei Trost. „Du nicht?“
Kirby schien einen Augenblick zu überlegen. „Ich weiß nicht. Ich habe eigentlich nie eine Veränderung gespürt, wenn Bob sich näherte.“
„Kirby“, sagte Angie mit Nachdruck. „Ich bin letzte Nacht in das Haus eines Verbrechers eingestiegen. Rosemary träumt von Willis im Badetuch. Hast du nicht den Eindruck, dass sich das alles ziemlich merkwürdig anhört?“
Kirby schüttelte langsam den Kopf. „Das überzeugt mich noch nicht ganz.“
„Mich aber“, sagte Angie nur. Sie drehte sich zu Rosemary um. „Rosemary, mach dir keine Gedanken. Lass es einfach geschehen. In wenigen Wochen ist Bob schon wieder weit weg von uns, und du wirst Willis wieder von Herzen hassen.“
Rosemary sah sie hoffnungsvoll an. „Glaubst du wirklich?“
„Garantiert. An allem ist nur Bob schuld.“
Kirby nahm vorsichtig einen Schluck von ihrem heißen Kaffee. „Wo Angie es schon erwähnt, hast du denn damals viel für Willis empfunden?“
Diesmal musste Rosemary laut loslachen, aber das Lachen klang nicht sehr fröhlich. „Was redest du denn da? Ich habe ihn gehasst und wünschte ihm alle Marterqualen der Welt. Das weißt du doch.“
„Ja, ich erinnere mich. Und trotzdem, da war auch noch irgendetwas anderes im Spiel.“ Kirby strich sich nachdenklich das Haar aus der Stirn. „Das gibt es einfach nicht, dass zwei Menschen sich derartig hassen, ohne dass noch etwas anderes dahintersteckt.“
„Sie hat recht.“ Angie nickte. „Hinter euren Streitereien steckte viel zu viel Leidenschaft. Wenn zwei Menschen sich nicht leiden können, dann gehen sie sich normalerweise aus dem Weg. Ihr habt euch ja geradezu aufgelauert.“
„Wir haben ja schließlich im Labor zusammengearbeitet. Ich konnte ihm gar nicht aus dem Weg gehen.“
„Das mag sein“, sagte Angie. „Aber einige eurer spektakulärsten Zusammenstöße spielten sich nicht im Chemiesaal ab. Ich erinnere mich noch einen Ball, da wart ihr wie Feuer und Wasser.“
„Allerdings, jetzt fällt es mir auch wieder ein.“ Kirby lachte. „Erinnerst du dich, Rosemary? Willis fragte dich, aus welchem Horrorkabinett du denn dein Kleid hättest.“
„Danke, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern“, sagte Rosemary steif.
„Und einmal, am Pool, da zog Willis am Verschluss deines Bikinioberteils und machte sich über dich lustig, woraufhin du ihn hochhobst und einfach ins Wasser warfst. Und dann musstest du noch hinterherspringen und ihn retten, weil er nicht schwimmen konnte.“ Kirby lachte laut los.
Rosemary erinnerte sich nur zu gut daran. Willis hatte sie in den Monaten danach noch schlimmer drangsaliert als vorher. Wahrscheinlich war es ihm sehr peinlich gewesen, dass gerade sie ihn gerettet hatte, seine Erzfeindin. Und er hatte schließlich angefangen. Wenn sie es recht bedachte, hatte er fast immer angefangen. Sie hatte eher versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, denn sie hatte keine Lust, sich demütigen zu lassen.
„Ja, ich weiß“, sagte sie leise. „Aber heutzutage könnte ich Willis nicht mehr hochheben und ins Wasser werfen, so gerne ich es auch täte.“
Rosemary sah, dass ihre Freundinnen sich verstohlen ansahen. „Du hast es nicht leicht“, sagte Kirby dann. „Ich weiß. Aber unabhängig von Bob, irgendwie habe ich das Gefühl, als seist du nicht nur verärgert, dass Willis wieder da ist.“
Rosemary starrte sie an. „Das meinst du doch nicht ernst. Willis Random ist wirklich der Letzte, den ich in meiner Nähe haben möchte.“
„Wer weiß. Ich kann mich noch gut an eine Nacht vor fünfzehn Jahren erinnern, als du dir wünschtest, dass Willis Random endlich das bekäme, was er
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