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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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die Wissenschaftler.
    „Das verstehst du nicht, Rosemary“, sagte er mürrisch, verärgert über sich selbst.
    Sie sah wieder zu Boden. „Nein, wahrscheinlich nicht. Ich bin eben nach wie vor nur eine hirnlose Gans.“
    Die Worte trafen Willis wie die Faust eines Preisboxers. Genauso hatte er sie früher immer genannt, das hatte er ganz vergessen. Aber Rosemary erinnertes sich sehr gut daran, und wieder wünschte er, er könne ihr Gesicht sehen.
    Er zog schnell die Brille aus der Tasche und setzte sie auf. Aber da war Rosemary schon aufgestanden und ging zur Bodentreppe.
    „Rosemary, warte.“
    Sie zögerte kurz, bevor sie den Fuß auf die erste Stufe setzte. „Was ist?“
    „Ich …“ Ja, was wollte er ihr sagen? Wie konnte sich ein erwachsener Mann dafür entschuldigen, dass er als Kind so dumm gewesen war? Er atmete schwer. „Nicht so wichtig.“
    Sie drehte sich wieder um. „Bist du heute Abend zum Essen da?“
    Er wusste genau, dass er es so einrichten konnte. Er hatte überhaupt nichts vor. Und dennoch sagte er: „Nein, ich esse in der Stadt, ich muss sowieso noch was erledigen.“
    Sie nickte. „Ist gut.“ Und sie verschwand die Bodentreppe hinunter.
    Willis starrte auf die Luke und fühlte sich leer und elend.
    Einige Stunden später saß Willis dem Teleskop gegenüber auf dem Boden neben dem Fenster und starrte auf die offene Bodenklappe. Eine leichte Brise kam durch das Fenster, und die tat gut in diesem warmen Raum.
    Willis wandte den Blick und sah durch das Fenster auf die schmale Mondsichel. Der Himmel war klar, und die Sterne funkelten. Grillen und Zikaden machten einen solchen Krach, dass er kaum die Musik von Mussorsky hören konnte, die aus den Lautsprechern seiner kleinen Stereoanlage kam. Die Wipfel der Bäume bewegten sich sanft im Wind.
    Nachts war die Stadt so friedlich und ruhig, wie er sie von früher erinnerte. Er blickte auf seine Armbanduhr, es war nahezu drei Uhr morgens. Bobrzynyckolonycki war noch nicht so gut zu sehen, dass er mit seinen Messungen anfangen konnte, aber es war wunderbar, den leuchtenden Sternenhimmel zu betrachten. Doch allmählich wurden seine Augen müde. Sein Blick fiel auf den Stapel Kartons, den er tags zuvor zur Seite geschoben hatte. Obenauf lag ein Album mit einem Katzenfoto auf dem Umschlag. Willis schlug das Album auf und durchblätterte es. Er lächelte und schüttelte den Kopf, als er all diese Bilder aus der wohlbehüteten Kindheit eines kleinen Mädchens sah, Bilder von Geburtstagspartys, von Ausflügen, vom Eisessen. Und immer waren es die drei unzertrennlichen Freundinnen Kirby, Angie und Rosemary.
    Er klappte das Album wieder zu und legte es zurück. In dem Karton direkt daneben lag das Jahrbuch ihrer letzten Highschoolklasse gleich obenauf. Er hatte sich damals keins bestellt, weil er an diese Zeit nicht erinnert werden wollte, in der er so unglücklich gewesen war. Aber nun war er doch neugierig, und er nahm das in Leder gebundene Buch in die Hand und öffnete es.
    Fotos von der letzten Theater-Aufführung fielen ihm entgegen. Richtig, sie hatten „South Pacific“ aufgeführt, und Rosemary hatte mitgespielt. Sie trug ein knappes, kurzes Kostüm, das Willis damals halb verrückt gemacht hatte. Er selbst hatte zu der technischen Crew gehört und das Spotlight bedient. Alle hatten sich gewundert, warum Rosemary immer von diesem Scheinwerfer verfolgt wurde, alle, nur nicht Willis.
    Bei der Erinnerung daran musste er lächeln. Er überschlug einige Seiten und hielt wieder inne bei dem großen Gruppenfoto des ganzen Semesters. Da war er selbst, und er schüttelte ungläubig den Kopf. Selbst auf ihn wirkte der fünfzehnjährige Willis unbedeutend und unvorteilhaft, mit einem Gesicht, das nur eine Mutter lieben konnte.
    Die Liste seiner Verdienste war lang und eindrucksvoll, aber für die Mehrheit der Schüler war es von keinerlei Bedeutung gewesen, dass Willis Mitglied im Chemie-Klub, Physik-Klub, Schachklub, Latein-Klub war und allerlei regionale und überregionale Auszeichnungen erhalten hatte.
    Er blätterte zwei Seiten zurück und vertiefte sich in Rosemarys Bild. Sie war damals schon eine makellose Schönheit gewesen, mit dunklen Locken, die ihr auf die nackten Schultern fielen, den leuchtenden Augen und dem glücklichen Lächeln.
    Auch unter ihrem Namen stand eine lange Liste, Cheerleader, Chor, Theatergruppe, alles Aktivitäten, die unter den Jugendlichen damals besonders beliebt waren und als „in“ galten.
    Er blätterte weiter und

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