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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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wenn sie nie verstehen würde, womit er sich wirklich beschäftigte, der Komet schien sie ebenso zu faszinieren wie ihn. Wenn auch zweifellos aus interschiedlichen Gründen. Er war als Astrophysiker an dem merkwürdigen Verhalten des Kometen interessiert, während sie wie alle Welt nur an Bobrzynyckolonyckis sogenannte geheime Kräfte dachte und ihn eben „toll“ fand.
    „Komm mit rauf.“ Er wies auf die Bodentreppe. „Ich garantiere dir, du wirst so etwas in den nächsten fünfzehn Jahren nicht mehr zu sehen bekommen.“
    Sie zögerte kurz, legte dann aber das Kissen zur Seite und stand auf. Das Nachthemd reichte ihr über die Knie, aber Willis konnte den Blick nur schwer von ihren wohlgeformten Waden lösen. Er drehte sich schnell um und ging auf die Treppe zu.
    Oben setzte er sich vor das Teleskop, um es so einzustellen, dass Rosemary den Kometen besonders genau sehen konnte. Um seine Nervosität zu überspielen, versuchte er, Konversation zu machen. „Warum arbeitest du in einem Reisebüro?“
    „Ich wollte immer gern reisen und glaubte, dass ich so am ehesten die Gelegenheit hätte.“
    Da er gerade durch das Teleskop sah, konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber irgendetwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. „Aber deine Mutter sagte, du hättest Flugangst und dir würde leicht schlecht. Außerdem …“
    „Ja, ja“, unterbrach sie ihn ungeduldig. „Aber das hat sich erst nachher herausgestellt, und dann war es zu spät, den Beruf noch zu wechseln. Ich habe ja nichts anderes gelernt.“ Sie räusperte sich entschlossen. „Aber mir macht der Beruf trotzdem Spaß, und ich bin auch gut darin. Ich kann eben nur selbst nicht reisen.“
    Willis sah kurz zu ihr hinüber. „Dann vermittelst du Reisen und bleibst selbst zu Hause?“
    Sie nickte und sah ihn unsicher an. „Ja, warum nicht?“
    „Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Ich frage mich nur, ob du nicht doch manchmal Lust hast, mal was anderes zu sehen.“
    Boston vielleicht. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, aber er schob ihn schnell beiseite. Das hätte ihm gerade noch gefehlt. Rosemary, die nach Boston kam und seine ganze Welt auf den Kopf stellte. Er sah bereits die Gesichter seiner Kollegen vor sich, wenn er sie vorstellte. Erst würden sie von ihr sehr beeindruckt sein, aber sobald sie mehr über sie erführen, würden sie Willis für verrückt erklären.
    „Es gefällt mir in Endicott“, sagte sie, aber es klang nicht sehr überzeugend. „Ich bin hier zu Hause. Hier habe ich meine Freunde und meine Familie. Warum sollte ich woanders hingehen wollen?“
    Er hob langsam die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Keine Ahnung. Aber es gibt so viel Interessantes auf der Welt zu sehen.“ Und ehe er sich’s versah, fuhr er fort: „Boston, zum Beispiel, hat mehr zu bieten, als du in deinem ganzen Leben je nutzen kannst.“
    Sie sah ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen an. „Das klingt ja beinahe wie eine Einladung.“
    Willis stieg wieder die Röte ins Gesicht. „Nein, so war es nicht gemeint.“ Das wollte er doch ein für alle Mal klarstellen.
    Sie nickte ernst. „Gut, es war keine Einladung. Dann vielen Dank für das Angebot.“
    „Es war auch kein Angebot“, sagte er hastig.
    Diesmal sah er sie misstrauisch an. Diese Unterhaltung kam ihm verdammt bekannt vor. Ja, ihre Einladung zum Dinner war genauso abgelaufen. Aber sie war dann doch beleidigt gewesen, als er nicht zum Essen erschienen war.
    „In Ordnung, es war kein Angebot. Das ist auch ganz egal, weil ich gar nicht nach Boston kommen werde. Ich will nirgendwohin gehen. Ich werde mein ganzes Leben in Endicott verbringen, und das ist gut so.“
    Merkwürdigerweise klingt ihre Stimme alles andere als zufrieden, dachte Willis, sondern eher wütend, aber das sicher nur, weil sie mit ihm sprach.
    Er sah wieder durch das Teleskop. „Einverstanden. Du willst also in Endicott leben und sterben. Das passt doch gut.“
    „Was meinst du denn damit?“
    „Nichts, gar nichts.“
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Denn Rosemary March passte genau in diese Landschaft von Süd-Indiana, eine Landschaft mit sanften Hügeln und blauem Himmel, in der das Leben gemächlich ablief. In vielerlei Hinsicht gehörte sie hierher. Und wenn das Kometenfestival vorbei war, würde er sie hier zurücklassen, zusammen mit all seinen alten Erinnerungen.
    Er versuchte, die Tatsache zu verdrängen, dass er trotz seiner dreizehnjährigen Abwesenheit von Endicott Rosemary nicht

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