JULIA COLLECTION Band 16
gebrauchen, die du in deinem Vorrat hast.“
„Wieso? Was ist los?“, fragte Connor.
„Ich werde auf einen Einsatz geschickt“, erwiderte Brian achselzuckend. „Im nächsten Monat.“
„Hast du es Tina schon gesagt?“, wollte Liam wissen.
„Nein“, gab Brian zu. „Das werde ich heute tun. Deswegen könnte ich deine Gebete gut gebrauchen. Eine Auseinandersetzung mit Tina ist gefährlicher als jeder Einsatz.“
„Aber du wirst immer noch hier sein für unsere gemeinsame Demütigung, oder?“, fragte Connor.
„Klar. Am Battle Color Day bei der Waffenparade. Im Cabrio, im Bastrock und mit dem Kokosnuss-BH. Ich werde da sein.“ Er versetzte Aidan einen leichten Schubs. „Rutsch mal raus.“
„Ich komme mit“, sagte Connor. „Ich muss nach Hause, sonst wird Emma mich mit dem Gewehr holen kommen.“
Aidan schnaubte spöttisch. „Seht ihr? So weit kommt es mit einem, wenn man sich einfangen lässt. Ihr steht völlig unter dem Pantoffel.“
Brian schüttelte den Kopf. „Du kapierst es wirklich nicht, was?“ Dann stieß er Aidan noch mal leicht in die Seite. „Rutsch rüber.“
Aidan stand auf, um Brian vorbeizulassen. „Wir sehen uns dann also, Jungs.“
Dann machten Brian und Connor sich auf den Weg zum Ausgang, und Aidan setzte sich wieder. „Tina wird nicht sehr erfreut sein.“
Liam zuckte die Achseln. „Sie ist stark. Sie wird sich Sorgen machen um ihn, aber sie wird damit fertig werden.“
„Ja, wahrscheinlich.“ Aber Aidan dachte nicht wirklich an seine Schwägerin, er dachte an seinen älteren Bruder und die Liebe, die er auf so grausame Weise verloren hatte. „Warum hast du uns gerade heute von ihr erzählt?“, fragte er plötzlich.
Liam seufzte und lehnte sich zurück. „Ich weiß nicht. Vielleicht, weil ich es satt hatte, mir ständig anhören zu müssen, dass ich keinen blassen Schimmer von Frauen habe.“
Aidan lächelte und nickte. „Okay, das kann ich verstehen.“
Er war immer noch wie betäubt. Liam war für ihn immer ein stiller, nachdenklicher Mann gewesen, der zum Priesterdasein geboren zu sein schien. Und jetzt musste er feststellen, dass Liam auch andere Träume gehabt hatte und dass sie ihm rücksichtslos entrissen worden waren. Und es beunruhigte ihn.
„Wie war sie?“
„Ailish?“
„Ja, natürlich Ailish.“
Liam lächelte wehmütig. „Wunderschön und warmherzig und lustig und dickköpfig.“ Seine Stimme klang weich und liebevoll. „Und sie war Künstlerin. Eine sehr gute sogar. Sie malte vor allem Landschaften.“
Aidan ging ein Licht auf. „Das Bild in deinem Zimmer. Das mit den Steinmonolithen.“
„Ja, das ist von ihr.“
Aidan hatte das Bild schon immer gefallen. Er hatte sogar einmal versucht, es Liam abzukaufen. Jetzt verstand er auch endlich, warum Liam sich so standhaft geweigert hatte, sich davon zu trennen. Es war eine schlichte Landschaft, ein Steinkreis aus riesigen Steinbrocken, einem „Dance“, wie die Iren ihn nennen. Es besaß eine mystische Note mit dem gräulichen Nebelschleier, der sich über das smaragdgrüne Gras legte und um die Steine wand wie liebevolle Hände.
„Sie war wirklich sehr gut.“
Liam lächelte. „Du brauchst mich nicht zu bemitleiden, Aidan.“
„Was soll ich dann tun?“
„Du sollst einfach nur nachdenken, okay?“ Er holte einige Geldscheine aus der Hosentasche und warf sie auf den Tisch. „Denk darüber nach, was du gefunden hast. Was du haben könntest, wenn du nur wolltest. Und überlege gut, bevor du es einfach wegwirfst.“
Und damit stand er auf und ging.
Aidan saß noch eine ganze Weile allein da und sah betroffen vor sich hin, weil er in seinem ganzen Leben noch nicht so unsicher gewesen war.
11. KAPITEL
„Ich kann früher nach Hause kommen.“
„Das brauchst du nicht“, sagte Sally und klemmte das Telefon zwischen Wange und Schulter, während sie sich etwas Eistee einschenkte. „Wirklich, Donna. Alles ist in Ordnung.“
„Keine Schäden im Geschäft oder am Haus?“
Sally seufzte. Sie hatte ihre Freundin in den letzten paar Tagen mindestens sechsmal beruhigt. Aber wahrscheinlich war es nicht leicht, wenn man sich Tausende von Meilen von zu Hause entfernt befand und hören musste, dass ein Hurrikan über seine Heimatstadt hereingebrochen war.
„Es hat ein winziges Leck im Buchladen gegeben“, wiederholte Sally geduldig. „Und eine kaum mit dem Auge auszumachende Pfütze im hinteren Teil neben der Spielwiese.“
„Verdammt. Ich hätte das Dach letztes Jahr
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