JULIA COLLECTION Band 17
sich angeregt unterhielten, war er still und in sich gekehrt.
Er wirkte nicht verärgert oder gar feindselig, aber sie spürte, dass er zu seinen Geschwistern auf Distanz ging. Doch außer ihr schien es niemand zu bemerken, und auch das irritierte sie. Hier stimmte etwas nicht.
Als alle fertig gegessen hatten, stand Kate auf. „Das Dessert wird im Salon serviert. Lasst uns hinübergehen.“
Rafe half Caroline beim Aufstehen und führte sie nach nebenan, wo sie nicht nur silberweiße Luftschlangen, riesige Blumensträuße und brennende Kerzen, sondern auch eine fünfstöckige Hochzeitstorte erwarteten.
Das hier mochte eine hastig arrangierte Feier sein, aber Caroline spürte einen Stich. Sie würde nie die Hochzeit bekommen, von der sie immer geträumt hatte. Aber sie weigerte sich, so etwas wie Neid zu empfinden.
Ein Dienstbote hielt ein Tablett mit gefüllten Champagnergläsern. Auf einem kleinen Tisch neben der Terrassentür lagen aufwendig verpackte Geschenke. Caroline legte ihrs dazu.
„Kate hat sich mal wieder selbst übertroffen“, murmelte Rafe.
Caroline verpasste ihm einen sanften Rippenstoß. „Du hast sie doch gebeten, eine Party zu organisieren. Was ist los mit dir?“
„Nichts.“
Cord und Hannah stellten sich hinter die Torte und hielten strahlend ein verziertes Messer hoch, während ein Fotograf Bilder machte. Rafes grimmige Miene entspannte sich ein wenig, als Hannah Cord ein kleines Stück Torte in den Mund schob.
„Sie sehen glücklich aus, nicht wahr?“, sagte er.
„Ja.“ Froh, dass er endlich auftaute, drückte sie seinen Arm. „Das tun sie.“
Alle versammelten sich um die Torte und gratulierten den beiden. Das Personal servierte Torte und Champagner. Caroline lehnte beides ab. Lächelnd brachten Kate und Jack dem Brautpaar die Geschenke. Als Hannah Carolines auspackte, brach sie in Tränen der Rührung aus.
„O Caroline“, sagte sie und drückte die Schachtel an die Brust. „Wie schön!“
„Was ist es?“, fragte Kate.
„Oh, Entschuldigung.“ Mit einem verlegenen Lachen drehte Hannah die Schachtel um, damit alle die Zeichnungen sehen konnten, die Rafe von Becky angefertigt hatte. „Sind die von dir, Caroline?“
„Nein, von Rafe“, erwiderte Caroline und freute sich über Hannahs Reaktion. „Ich habe sie nur rahmen lassen. Sind sie nicht großartig?“
Hannahs Lächeln verblasste, als sie sich im Raum umsah. Erst jetzt bemerkte Caroline, dass die Stockwells ihr Geschenk anstarrten, als wäre es eine Handgranate, die jede Sekunde explodieren konnte. Nur Rafe nicht. Er sah sie an, als hätte sie ihn verraten. Sie hatte keine Ahnung, was der Grund für das angespannte Schweigen war, aber je länger es anhielt, desto erniedrigender fand sie die Situation.
Sie warf Hannah einen Hilfe suchenden Blick zu, aber die schien genauso verwirrt zu sein wie sie selbst. Die Zeichnungen waren wunderschön, und gerahmt gaben sie ein passendes Geschenk ab. Was um alles in der Welt war los?
Nach einer Weile räusperte Cord sich. „Ich danke euch allen für die tolle Party und die schönen Geschenke. Wenn es euch nichts ausmacht, werden Hannah und ich jetzt nach dem Baby schauen.“
Rafe sprang auf. „Tut das, Cord. Aber danach müsst ihr wieder herkommen. Es gibt etwas zu besprechen.“
„Eine Besprechung? Jetzt?“, fragte Kate. „Warum denn?“
„Wir haben die Akten unseres alten Herrn gefunden“, verkündete Rafe und klang so sachlich und nüchtern wie bei einer Zeugenaussage vor Gericht. „Ich möchte euch erzählen, was sie enthalten, und Caroline kann juristische Fragen beantworten, falls ihr welche habt.“
Während die anderen sich noch von ihrem Schock erholten, setzte Caroline hastig ihr Anwaltsgesicht auf. Hätte sie geahnt, dass Rafe sie nur als juristische Beraterin mitgenommen hatte, hätte sie weniger Zeit auf ihre Garderobe und das Make-up verschwendet. Vor allem wäre sie sich jetzt nicht so … blöd vorgekommen.
„Ich sehe mal nach Becky“, sagte Hannah und strich Cord über den Arm. „Haltet ihr ruhig eure Besprechung ab. Ich warte auf dich.“
Sie ging davon und nahm Carolines Geschenk mit. Caroline folgte ihr hastig. Die Anspannung im Raum war mit den Händen zu greifen, und sie hielt sie nicht länger aus.
„Wohin willst du?“, rief Rafe ihr nach.
Sie blieb stehen, sah über die Schulter und musste sich beherrschen, um ihm nicht ebenso scharf zu antworten. „Gib mir fünf Minuten. Höchstens zehn.“
Am liebsten hätte Rafe sie
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