JULIA COLLECTION Band 17
nach. Sobald die beiden sich ihre Wunden geleckt hatten, würde er mit ihnen reden. So durften sie Caroline nicht behandeln.
Erleichtert, dass er das Schlimmste hinter sich hatte, lächelte Rafe ihr zu. „Können wir gehen?“
„Ja.“ Sie presste eine Hand ins Kreuz. „Bitte.“
„Was ist?“, fragte er besorgt und legte eine Hand an ihre Stirn. „Bist du okay?“
„Nicht wirklich.“ Sie stand auf. „Ich möchte jetzt nach Hause.“
„Wieder das Sodbrennen?“
„Ich weiß es nicht.“ Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. „Lass uns gehen, ja?“
Irritiert von ihrer schlechten Laune führte er sie zum Wagen. Er half ihr auf den Beifahrersitz, stieg ein und fuhr nach Grandview. Er spürte, wie Caroline sich von Minute zu Minute immer mehr von ihm zurückzog. „Es ist früher, als ich dachte“, brach er das eisige Schweigen. „Aber wow, was für ein Abend.“
„So kann man ihn auch beschreiben“, sagte sie trocken.
„Ja. Es war hart. Gut, dass es vorbei ist. Ich war jedenfalls froh, dass du da warst.“
Sie warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte.
„Hör zu, Caroline“, begann er. „Es tut mir leid, dass du uns Stockwells von unserer schlimmsten Seite erlebt hast. Meistens verstehen wir uns ganz gut.“
Wieder antwortete sie nicht, sondern schaute aus dem Seitenfenster.
„Kates Party für Cord und Hannah war doch ganz nett“, fuhr er beharrlich fort.
„Sie war nett, bis Hannah mein Geschenk auspackte und ihr es ansaht, als hätte ich ihr eine tote Katze geschenkt“, sagte sie kühl. „Könntest du mir erklären, was da los war?“
„Es hatte nichts mit dir zu tun“, erwiderte er ausweichend.
„Offenbar bin ich in einen riesigen Fettnapf getreten. Und dass deine Familie mich nicht mag, ist ja wohl auch klar.“
„Das stimmt nicht. Die Sache beruht nur auf einer üblen Geschichte mit Caine. Sie werden einsehen, dass du das nicht wissen konntest.“
„Was konnte ich nicht wissen, Rafe?“, fragte sie scharf. „Und warum wusste ich es nicht?“
Langsam verlor er die Geduld. „Vielleicht bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass du meine Zeichnungen rahmen lässt und sie als Hochzeitsgeschenk überreichst. Hättest du mich vorher gefragt, hätte ich dich gebeten, es nicht zu tun.“
„Das konnte ich nicht ahnen.“
„Ach, komm schon. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht darüber reden möchte. War das nicht Hinweis genug?“
„Nein.“ Sie seufzte verärgert. „Ich wollte dich vorhin nicht in Verlegenheit bringen, das kannst du mir glauben.“
Ihre Stimme zitterte, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er diesen Abend nicht so verbringen wollte. „Na gut, vergiss es einfach. Wir haben Wichtigeres zu bereden.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel das Wochenende mit Becky“, sagte er lächelnd. „Und mit uns beiden. Ich fand es schön. Du nicht auch?“
Sie zögerte einen Moment, bevor sie nickte.
Er wartete darauf, dass sie noch etwas sagte. Als sie schwieg, holte er tief Luft. „Ich glaube, wir beide könnten ein gutes Leben zusammen haben. Und wir könnten lernen, gute Eltern zu sein.“
Er machte eine Pause, doch sie antwortete noch immer nicht.
Als er bemerkte, wie sie näher an die Beifahrertür rückte, verließ ihn fast der Mut. Sein Timing war vermutlich miserabel, aber er konnte einfach nicht anders.
„Du weißt, worauf ich hinauswill, Caroline. Wir sollten heiraten. Und zwar bevor das Baby zur Welt kommt.“
12. KAPITEL
Caroline starrte Rafe an. „Hast du den Verstand verloren?“, entfuhr es ihr.
„Sag nicht Nein.“ Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, und sah sie an. „Denk wenigstens darüber nach.“
„Das habe ich schon. Es würde nicht funktionieren“, murmelte sie und fühlte sich schrecklich. Das Sodbrennen war wieder da. Ihr Rücken tat höllisch weh, und sie musste dringend ins Bad. Rafe dagegen schien sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, ihr eine Heirat schmackhaft zu machen. Sie wünschte, etwas würde ihn davon abbringen, aber dazu bedurfte es vermutlich einer Katastrophe. Leider war für diesen Abend kein Tornado oder Erdbeben angekündigt.
„Denk einfach noch mal darüber nach.“ Er überholte einen Lastwagen. „Wir wissen beide, wie es ist, wenn man als Kind ein Elternteil vermisst. Meinst du nicht, unser Baby hat etwas Besseres verdient?“
„Unser Baby hat das Beste verdient, das wir ihm geben können. Das heißt nicht, dass wir heiraten müssen.“
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