JULIA COLLECTION Band 17
Caroline schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Warum fuhr er nicht schneller? Im Moment hatte sie einfach nicht die Kraft zu diesem Gespräch.
„Natürlich heißt es das“, widersprach er. „Kinder mit beiden Eltern haben bessere Aussichten als Kinder von Alleinerziehenden.“
„Es gibt bemerkenswerte Ausnahmen.“
Er fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. „Und Väter sind wesentlich wichtiger, als man angenommen hat.“
Caroline öffnete die Augen und sah ihn an. „Wir müssen nicht verheiratet sein, damit du Vater sein kannst.“
Er seufzte. „Komm schon, sei realistisch. Wir wollen unserem Kind das normalste und stabilste Zuhause bieten, das es gibt. Dazu müssen wir heiraten.“
Er sprach auf sie ein, bis sie nicht mehr zuhörte. Wäre es nicht so traurig, hätte sie darüber lachen können, welche Wendung der Abend genommen hatte. Sie hatte ihn in der Erwartung begonnen, dass Rafe seiner Familie zeigen würde, wie wichtig sie ihm war. Und dass die Stockwells sie freundlich aufnehmen würden. Stattdessen hatte er sie als Clyde Carlyles Tochter vorgestellt und sie wie eine Angestellte behandelt.
Es war falsch gewesen, von all dem zu träumen, nach dem sie sich als Kind gesehnt hatte. Eine glückliche Familie mit einem liebevollen Ehemann und Vater. Die würde es für sie und ihr Kind nicht geben. Sie würden es allein schaffen müssen. Natürlich würde sie Rafe ein großzügiges Besuchsrecht einräumen und …
„Caroline, hörst du mir zu?“, fragte Rafe und klang, als würde er sie das nicht zum ersten Mal fragen.
„Nicht wirklich“, gestand sie.
„Vielen Dank“, knurrte er.
„Du hörst mir doch auch nicht zu“, entgegnete sie. „Du willst mich zum Heiraten überreden, aber das kommt alles aus deinem Kopf. Ich brauche mehr als das.“
„Was denn?“
„Wenn ich es dir erst erklären muss, wirst du es wahrscheinlich doch nicht verstehen.“
Er warf ihr einen verwirrten Blick zu, aber sie schwieg. Zehn Minuten später hielt er in ihrer Einfahrt, half ihr aus dem Wagen und begleitete sie zur Haustür. Sie schloss sie auf und drehte sich zu ihm um.
„Ich will dir nicht wehtun“, sagte sie leise. „Aber eine Heirat ist ein gewaltiger Schritt, und wir haben noch nicht einmal darüber gesprochen. Du kannst dem Baby ein Vater sein, ohne mich zu heiraten.“
„Darüber reden wir noch.“
Sie hatte schon Computerstimmen gehört, die mehr Wärme ausstrahlten.
„Kann ich dich allein lassen?“, fragte er.
Sie nickte. „Ich muss mich ein wenig ausruhen.“
Er wandte sich zum Gehen, drehte sich jedoch noch einmal um. „Ich bringe morgen Abend etwas zu essen mit.“
„Danke.“
Sie sah ihm nach, als er einstieg und davonfuhr. Hinter ihr jaulte Truman auf. „Ich weiß, du magst ihn“, sagte sie zu ihrem Hund. „Aber vergiss bitte nicht, wer dich aus dem Tierheim geholt hat.“
„O nein! Das ist ja Blut!“
Caroline starrte auf den kleinen rötlichen Fleck auf dem Schreibtischsessel in ihrem Arbeitszimmer und hoffte gegen jede Vernunft, dass er verschwinden würde, wenn sie ihn lange genug betrachtete. Erst als das Baby sich bewegte, riss sie den Telefonhörer ans Ohr, wählte die Nummer ihres Frauenarztes und trommelte mit den Fingern auf der Platte, bis sie zu ihm durchgestellt wurde.
„Hallo, Caroline. Was gibt es für ein Problem?“, meldete er sich endlich. So ruhig wie möglich erzählte sie ihm von dem Blutfleck und beantwortete seine Fragen.
„Ich muss Sie noch heute untersuchen, aber ich möchte nicht, dass Sie selbst fahren“, sagte er. „Können Sie jemanden anrufen?“
Sofort dachte sie an Rafe und wünschte, er wäre jetzt bei ihr. Noch nie hatte sie sich etwas so sehnlich gewünscht. „Ja. Aber es könnte eine Weile dauern, aber der Vater des Babys wird mich fahren.“
„Gut. Ich möchte, dass Sie das Telefon in der Nähe haben. Legen Sie die Beine hoch, rufen Sie Daddy an, und lassen Sie sich von ihm in die Praxis bringen. Bleiben Sie ruhig, aber beobachten Sie die Blutung. Wenn Sie mehr als eine Damenbinde in der Stunde brauchen, warten Sie nicht länger, dann rufen Sie einen Krankenwagen. Haben Sie mich verstanden?“
„Ja.“ Caroline holte tief Luft, um sich gegen die Angst zu wehren. „Ist es wirklich so ernst?“
„Ohne Untersuchung kann ich das nicht beurteilen, aber noch gibt es keinen Grund zur Panik“, versicherte der Arzt, und sie war ihm dankbar. „Wahrscheinlich wird es keine Probleme geben, aber ich möchte kein
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