JULIA COLLECTION Band 17
das Lächeln des Arztes ließ den Kloß in ihrem Hals ein wenig kleiner werden.
„Das ist gut“, meinte er. „Wir würden das Baby gern noch ein paar Wochen in Ihrem Bauch lassen. Aber falls wir es holen müssen, hat es eine gute Überlebenschance.“
„Dr. García, sie blutet wieder stärker“, rief eine Frauenstimme.
Er ging zum anderen Ende des Tisches, und auch die anderen wurden aktiv. Die Stimmen klangen eindringlicher und warfen mit Fachausdrücken um sich, von denen Caroline höchstens jeden vierten verstand. Sie schnappte „Transfusion“, „Plazenta previa“ und „Hysterektomie“ auf, und jedes davon versetzte sie in Panik.
„Was ist?“ Sie wollte die Hände um den Bauch legen, aber jemand drückte sie auf den Tisch. „Geht es meinem Baby gut?“
Niemand antwortete. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, sie zu untersuchen, auf Monitore zu schauen oder sie an irgendwelche neuen Apparate anzuschließen. Alles tat ihr weh. Ihre Beine waren fast taub, weil sie so lange auf dem Rücken gelegen hatte, aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihr wurde schwindlig. Sie sagte es, aber niemand schien ihr zuzuhören.
Bitte, lass meinem Baby nichts passieren, flehte sie immer wieder zum Himmel.
Rafe. Er musste doch längst erfahren haben, was geschehen war. Die halbe Nachbarschaft hatte auf der Straße gestanden, als die Sanitäter sie in den Krankenwagen schoben.
Wo zum Teufel blieb er? Wie konnte er sie im Stich lassen? Jetzt, da sie ihn so sehr brauchte, wie sie noch jemanden gebraucht hatte?
Sie drehte den Kopf zur Seite, atmete so tief durch, wie sie konnte, und blinzelte die Tränen fort. Sie würde es auch allein schaffen.
Endlich hatte sie ihre Lektion gelernt. Rafe Stockwell war auch nicht besser als all die anderen Menschen in ihrem Leben. Es war vorbei. Sie durfte keine Kraft mehr an ihn verschwenden. Sie musste ihr Kind retten.
„Es tut mir leid, Mr. Stockwell. Sie können nicht zu Miss Carlyle, und ich darf Ihnen nichts über ihren Zustand sagen, da Sie kein Angehöriger sind“, sagte die junge Frau in der Aufnahme und sah nicht so aus, als würde es ihr leidtun. Auf ihrem Namensschild stand Trudi.
Rafe beugte sich vor. „Dann sagen Sie mir, wie es dem Baby geht. Ich bin der Vater und würde sagen, das macht mich zu seinem Angehörigen.“
„Können Sie das beweisen?“, fragte Trudi ungerührt.
Rafe kehrte ihr den Rücken zu, holte das Handy heraus und rief Cord an. Er erklärte ihm, was geschehen war, und bat ihn, sämtliche Verbindungen der Stockwells spielen zu lassen. Danach drehte er sich wieder zu Trudi um.
„Sie werden bald neue Anweisungen erhalten“, sagte er mit eisiger Stimme. „Sie finden mich im Wartebereich dort drüben.“ Bevor sie antworten konnte, ging er davon. Rafe hatte noch nie den Einfluss der Stockwells für eigene Zwecke eingesetzt und fand es auch jetzt nicht gut, aber er würde alles tun, um zu Caroline und dem Baby zu kommen. Alles.
Im Wartebereich gab es die üblichen Kunststoffsitze und uralten Zeitschriften. Rastlos ging er auf und ab. Acht Schritte in jede Richtung.
Vor der Notaufnahme hielt mit heulender Sirene und quietschenden Reifen ein Rettungswagen, und ein offensichtlich schwer verletzter Mann wurde im Laufschritt hineingebracht. Ein kleiner Junge, der auf einen Arzt wartete, sorgte für Aufregung, indem er ohnmächtig wurde. In der Ecke saß eine weinende Frau. Rafe nahm das alles kaum wahr. Als Polizist war er oft genug in Lebensgefahr gewesen, aber noch nie hatte er eine solche Angst empfunden wie jetzt. Sein Magen schmerzte, und auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. Die Zeit schleppte sich dahin, und er hielt die Anspannung kaum noch aus. Gerade hatte er beschlossen, sich irgendwie Zugang zu Caroline zu verschaffen und nicht an die möglichen Folgen zu denken, da betrat ein Arzt mittleren Alters mit einem Krankenblatt in der Hand den Wartebereich. „Mr. Rafe Stockwell?
„Das bin ich“, sagte Rafe.
„Oh, hallo. Ich bin Dr. Yeager, Carolines Gynäkologe.“
„Wie geht es ihr?“
Dr. Yeager führte ihn auf den Korridor. „Ihr Zustand ist stabil.“
Die Erleichterung ließ Rafes Knie weich werden. „Und das Baby?“
„Soweit wir es beurteilen können, geht es dem Jungen gut.“
„Dem Jungen?“, wiederholte Rafe. „Sind Sie sicher?“
„Absolut“, meinte der Arzt lächelnd. „Das Ultraschallbild hat keinen Zweifel daran gelassen.“
„Ein Junge“, murmelte Rafe. Er bekam einen Sohn. „Was ist Caroline
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