JULIA COLLECTION Band 17
Blick zuwerfen. Und dann würde sie vermutlich beschließen, dass er noch etwas lernen musste. Er würde Beckys Windel wechseln müssen.
Er wollte gerade wieder hinausschleichen, als er ein Geräusch hörte. Das Knarren eines Stuhls oder Dielenbretts. Er schaute ins Spielzimmer. Durch den Spalt unter der geschlossenen Tür zum Zimmer des Kindermädchens drang Licht.
Miss Miller war noch wach.
Warum auch nicht? Es war erst halb elf.
Obwohl sie ihm wie eine Frau vorkam, die bei Sonnenuntergang zu Bett ging und im Morgengrauen aufstand. In einem weißen Baumwollnachthemd mit Spitzenbesatz an Ärmeln und Kragen. Die Art von Nachthemd, die ein junges Mädchen trug, züchtig und alles verhüllend – es sei denn, es stand vor einer Lampe.
Dann würde ein Mann alles sehen können: sanfte Kurven und den dunklen Schatten dort, wo ihre Schenkel …
Cord schüttelte den Kopf. Heftig.
Was zum Teufel war mit ihm los? Hatte er gerade eine sexuelle Fantasie gehabt? Über Miss Miller?
Nein. Keine Fantasie. Ein erotisches Bild, das war alles. Ein Produkt seiner überaktiven Vorstellungskraft, ein Beweis seines nie ermüdenden Verlangens.
Es bedeutete nichts. Er wollte sich abwenden, doch dann sah er den Schatten über den Boden wandern. Sie war nicht nur wach, sondern auf.
Warum?
Hör auf, Stockwell, befahl er sich verärgert. Es ist ihr Zimmer. Sie kann darin umhergehen, wann immer sie will.
Aber ging es ihr gut? Störte sie etwas? Fehlte ihr etwas? Etwas, das er vergessen hatte?
Sie war sein Gast. Zumal sie noch nicht über ihr Gehalt gesprochen hatten. Aber das mussten sie, denn er wollte sie nicht ausnutzen. Beim Jugendamt verdiente sie nicht viel, und sie opferte ihren Urlaub, um sein kleines Mädchen zu betreuen und ein Kindermädchen auszuwählen.
Kurz entschlossen durchquerte er das Spielzimmer und klopfte an ihre Tür. Einen Moment lang herrschte Stille. Dann öffnete sie ihm.
Fast hätte er aufgestöhnt.
Er konnte nicht glauben, was seine Augen sahen.
4. KAPITEL
Cord senkte den Blick, um seine Verwirrung in den Griff zu bekommen.
Miss Millers Füße waren bloß. Es waren sehr ansehnliche Füße. Blass und lang, mit hübschen Zehen. Kein Nagellack.
Er konnte nicht widerstehen. Langsam hob er den Kopf. Ihr Nachthemd war tatsächlich aus Baumwolle. Weißer Baumwolle. Und mit der Lampe hinter ihr konnte er ihre Fußgelenke und die Umrisse überraschend sportlicher Waden erkennen.
Aber nicht mehr.
Denn sie hatte seine Fantasie … sein erotisches Bild nicht befolgt. Sie trug einen Bademantel, einen leichten grünen.
Er malte sich aus, wie er ihn ihr auszog.
Doch das tat er nicht. Er blieb, wo er war – im Spielzimmer, direkt vor ihrer Tür.
Hannah hielt das Nachthemd am Hals zusammen und schaute in das markante Gesicht ihres Arbeitgebers. „Was ist denn, Mr. Stockwell?“
Er räusperte sich. „Miss Miller, wir haben noch nicht besprochen, wie viel ich Ihnen bezahle.“
Sie verstand nicht, warum er so verunsichert aussah. Das passte nicht zu dem arroganten, befehlsgewohnten Mann, als den sie ihn kannte.
„Hm.“ Sie schluckte. „Geht es Ihnen gut?“
Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen. „Natürlich geht es mir gut. Warum fragen Sie?“
Jetzt wirkte er verärgert. Das gefiel ihr nicht. Hier ging etwas vor, und sie wusste nicht was. „Na ja, es ist nur … Sie sehen so …“
„Was?“, bellte er.
Sie wich einen Schritt zurück. „Nichts. Vergessen Sie’s.“
Als sie die Tür schließen wollte, ließ er es nicht zu. „Ich habe gesagt, wir müssen über Ihr Gehalt reden.“
Sie starrte auf seine große Hand an der Tür. „Jetzt?“
„Warum nicht?“
„Es ist elf.“
Er hob die freie Hand und schaute auf die edle Armbanduhr. „Zehn Uhr zweiundvierzig.“
„Würden Sie bitte die Tür loslassen?“
Er tat es, aber sie brachte es nicht fertig, ihm die Tür vor der Nase zuzumachen. Er sah so verloren aus und tat ihr fast ein wenig leid. Was verrückt war. Cord Stockwell brauchte ihr Mitleid nicht.
Trotzdem stand sie einfach nur da und spielte nervös mit den Rüschen am Kragen ihres Nachthemds.
Okay, dachte sie. Er will über Geld reden. Also reden wir über Geld. Kurz. Und dann kann er wieder gehen. „Nun ja, wie ich schon sagte, habe ich Urlaub genommen. Deshalb ist es nicht nötig, dass Sie …“
Er fluchte. „Unsinn. Ich habe Sie engagiert, damit Sie für mich arbeiten. Und dafür werden Sie bezahlt.“
„Es ist doch nur für ein paar …“
„Nennen Sie mir einen
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