JULIA COLLECTION Band 17
passiert?“
„Sie hat etwas, das wir Plazenta previa nennen. Kurz gesagt, der Mutterkuchen sitzt zu tief und verursacht eine Blutung. Manchmal korrigiert sich das von selbst. Manchmal ist es gefährlich.“
„Aber jetzt ist sie okay?“
„Vorläufig. Aber wir möchten Caroline bis zur Geburt hierbehalten.“
„Einen ganzen Monat lang?“, fragte Rafe.
Dr. Yeager zog die Augenbrauen hoch. „Ich glaube, Sie begreifen nicht, wie ernst ihr Zustand ist. Hätte sie den Krankenwagen nur wenig später gerufen, wären sie und das Baby vielleicht verblutet.“
„Verblutet?“, wiederholte Rafe entsetzt.
„Ja. Und genau das könnte jederzeit wieder passieren. Bis zur Geburt des Babys muss sie hierbleiben.“
Rafe schluckte. „Wird sie wieder ein Baby bekommen können?“
„Vermutlich. Aber wenn die Blutung wieder einsetzt und wir sie nicht stoppen können, werden wir die Gebärmutter entfernen müssen.“
Rafe schloss die Augen. „Weiß Caroline das alles?“
„Natürlich.“
„Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen muss?“
Der Arzt spitzte die Lippen, dann nickte er. „Sie macht einen deprimierten und verschlossenen Eindruck. Das ist in solchen Fällen nicht ungewöhnlich, aber es gefällt mir nicht, dass sie so allein ist.“
„Das braucht sie nicht zu sein, wenn Sie mich zu ihr lassen.“
„Ich möchte, dass sie sich noch zwei Stunden ausruht. Wenn sie dann noch immer stabil ist, lasse ich Sie gern zu ihr.“
„Würden Sie ihr wenigstens sagen, dass ich seit über einer Stunde hier bin?“, bat Rafe.
„Sicher.“
„Okay“, sagte Rafe. „Ich werde zwei Stunden warten. Wenn mich dann niemand holt, werde ich sie selbst suchen.“
Der Arzt ging davon, und Rafe verbrachte die nächsten zwei Stunden damit, zur Ruhe zu kommen. Caroline war auch so aufgeregt genug. Der erste Rosenstrauß war ziemlich lädiert, also kaufte er einen zweiten. Als eine Krankenschwester ihn holte, glaubte er, auf alles gefasst zu sein.
Doch als er sie dann blass und erschöpft in dem großen Bett liegen sah, hätte er sie am liebsten auf die Arme genommen und an sich gedrückt. Sie schaute ihn an, aber ihr Blick war kühl, und sie sagte kein Wort.
Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Stirn. „Hallo, Liebling. Wie fühlst du dich?“
„Müde.“ Ihre Stimme klang distanziert.
„Du hast viel durchgemacht.“ Die Blumen noch in der Hand, wollte er den Besucherstuhl ans Bett stellen.
„Ich möchte, dass du gehst“, sagte Caroline.
Nach kurzem Zögern zog er den Stuhl heran und setzte sich. Sie schloss die Augen, als könne sie seinen Anblick nicht mehr ertragen. Das tat ihm weh.
„Warum hast du mich nicht angerufen?“, fragte er.
Ihr Blick war Antwort genug.
„Okay, ich nehme an, du hast es versucht, aber …“ Er brach ab und schlug sich gegen die Stirn. „Verdammt! Ich war den ganzen Tag im abhörsicheren Konferenzraum. Kein Wunder, dass du mich nicht erreicht hast.“ Er zwang sich, sie anzusehen. „Es tut mir leid, Caroline. Ich hätte daran denken sollen. Ich verspreche dir, das wird nie wieder passieren. Von jetzt an bin ich ganz für dich da.“
Eine Träne lief ihr über die Wange. Er holte ein Taschentuch hervor, aber sie drehte das Gesicht zur Wand. Seine Hand krampfte sich um die Rosen. Er achtete nicht auf die Dornen, die sich in seine Haut bohrten. „Ich habe mir zwei Monate Urlaub und sechs Wochen Erziehungsurlaub genommen. Ab heute.“
„Nein“, murmelte sie. „Geh weg, Rafe.“
Er atmete tief durch. „Willst du das wirklich?“
„Ja.“
„Okay, ich gehe“, sagte er so ruhig wie möglich. „Aber vorher möchte ich ein paar Dinge klarstellen. Erstens, ich werde nur in den Wartebereich gehen, also rede dir nicht ein, ich hätte dich im Stich gelassen. Wenn du mich brauchst, kannst du mich holen lassen. Zweitens, dass ich immer für dich da bin, heißt nicht, dass ich rund um die Uhr körperlich anwesend bin. Du hast schon einen Hund, der den ganzen Tag hinter dir herläuft. Wozu brauchst du noch einen?“
Sie drehte den Kopf gerade lang genug, um ihm einen wütenden Blick zuzuwerfen. Gut. Wenigstens hörte sie ihm zu.
„Drittens, ich liebe dich, Caroline Carlyle. Und mein Gerede darüber, dass ich nicht heiraten und keine Familie haben will, war Blödsinn. Ich hatte einfach nur Angst, so zu werden wie Caine. Du hast mir gesagt, dass ich ganz anders bin, und deshalb möchte ich dir beweisen, dass du recht hast.“
Er sah, wie sie schluckte. Also hörte sie
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