JULIA COLLECTION Band 17
Lieblingsthema ist er auch nicht gerade“, murmelte Brad, und an seiner Wange zuckte ein Muskel. „Aber irgendwie ist es so, als ob der sprichwörtliche Elefant im Wohnzimmer steht und man so tut, als wäre er gar nicht da.“
„Ich tue nicht so, als wäre der Unfall nicht passiert“, erwiderte sie scharf. Wie sollte sie auch? Ihr ganzes Leben hatte sich dadurch geändert. „Ich sehe nur keinen Sinn darin, mit dir darüber zu sprechen.“
Seine Lippen wurden schmal, sein Blick eisig. „Und da die allmächtige Kate Stockwell gesprochen hat, sollten wir Normalsterbliche uns damit abfinden.“
Der Schmerz raubte ihr fast den Atem. „Bin ich so eine Hexe, Brad?“ Tränen brannten in ihren Augen, aber sie wehrte sich dagegen. „Hat unsere … Trennung dein Leben ruiniert? Hat sie dich daran gehindert, all das zu erreichen, was du erreichen wolltest?“
Sie lächelte bitter. „Du bist genau dort, wo du sein wolltest. Du bist der Mann, den du dir vorgestellt hast, als du fünfzehn warst. Du bist erfolgreich und bestimmst selbst über dein Schicksal. Und das alles hast du ganz allein geschafft, genau wie du es dir vorgenommen hattest. Der Unfall ist passiert. Das mit uns war vorbei. Du hast allein weitergemacht. Warum können wir die ganze Sache nicht einfach vergessen?“
„Kannst du es vergessen, Kate?“
Es gab so vieles in ihrem Leben, das sie nicht vergessen konnte, und Brad gehörte dazu. Es gab keinen Moment ihrer aus Freundschaft gewachsenen Liebe, an den sie sich nicht mit schmerzhafter Deutlichkeit erinnerte.
„Ich habe es hinter mir gelassen“, log sie.
„Aber hast du es auch vergessen?“
Sie starrte ihn an und wünschte, sie könnte ihm eine ehrliche Antwort geben.
„Du hast den Unfall ebenso wenig vergessen wie ich“, fuhr er fort. „Und auch nicht, was davor und danach geschehen ist. Jener Abend …“
„Ist lange her“, unterbrach sie ihn, denn sie ertrug es nicht, über den Abend zu reden, an dem er ihr das Herz gebrochen hatte. An dem sie sich endgültig damit hatte abfinden müssen, dass er sie verlassen hatte. Für immer. „Er liegt in der Vergangenheit, und dort wird er auch bleiben.“
Bitter verzog er seine Lippen. „Da ich ganz deiner Meinung bin, dürfte es also nichts mehr geben, worüber wir uns streiten sollten, oder?“
Kate strich ihre Shorts glatt. „Ich glaube, ich werde nach unten gehen und mich für eine Weile in den Salon setzen.“
„Warum?“
Damit ich wieder ruhig atmen kann, dachte sie. „Szenenwechsel“, antwortete sie scheinbar gelassen.
„Ich komme mit.“
„Nein!“
Er zog eine Augenbraue hoch.
„Ich meine, ich …“ Sie brach ab, denn sie wusste nicht, was sie meinte. Sie fand es schrecklich, dass dieser Mann, und nur er, ihr das Gehirn vernebeln, sie schwindlig und atemlos, schwach und hilflos machen konnte.
Ihr wurde bewusst, dass sie die schmelzende Limonade anstarrte. „Warum willst du mich begleiten, Brad?“
Sie erwartete keine Antwort, und als er ihr eine gab, ging ihr auf, wie wenig sie über den Mann wusste, zu dem er geworden war.
„Weil ich mir nicht ausmalen will, wie du in der Hotelbar von wildfremden Männern angesprochen wirst.“
Damit hatte sie nicht gerechnet. „Ich bin nicht der Typ, mit dem Männer in Bars flirten.“
Er schnaubte sanft. „Nur weil dein Blick sie erfrieren lässt, bevor sie dir näher als zehn Schritte kommen können.“
„Okay, ich bin herrisch, arrogant und kalt. Vielen Dank, Brad. Es war ein interessantes Gespräch.“ Sie sagte das, ohne zu überlegen. Und mit genau der Eiseskälte, die er ihr gerade vorgeworfen hatte. Sie schob sich an ihm vorbei, nahm ihre Handtasche und ging zur Tür.
„Ich möchte nicht, dass du allein nach unten gehst.“
Kate drehte sich nicht nach ihm um. „Nun, manchmal bekommen wir eben nicht das, was wir wollen, stimmt’s?“ Sie griff nach der Türklinke. Brad nach Boston zu begleiten war ein Fehler gewesen.
Ein gewaltiger Fehler.
Ihre Brüder trauten Brad zu, das Rätsel um Madelyns Aufenthaltsort zu lösen. Und auch wenn er es nicht glaubte, sie traute es ihm ebenfalls zu. Sie hätte einen anderen Weg finden sollen, sich bei der Suche nach ihrer verschollenen Mutter nützlich zu machen.
Als sie hinausgehen wollte, hielt er sie am Ellbogen fest. „Du bist störrisch, temperamentvoll und vorsichtig, Kate. Das ist eine gefährliche Kombination. Wenn ich nur an das denken würde, was ich will, würden wir nicht umeinander herumschleichen wie zwei
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