JULIA COLLECTION Band 17
Balkon.
Kate sah ihm nach. Er stand mit dem Rücken zu ihr am Geländer, und als er die Flasche an den Mund hob, bewegten sich seine Muskeln unter dem strahlend weißen Hemd.
Obwohl sie keinen Appetit mehr hatte, biss sie in ihr Sandwich. Dann nahm sie den Deckel von einem der elegant arrangierten Shrimps-Cocktails und brachte ihn ihm.
Sie war nicht sicher, ob er die Kristallschale nehmen würde. Seine Miene war abweisend, doch mit einem geknurrten „Danke“ griff er danach. Sie drehte sich um und verließ den Balkon so eilig, dass sie fast gestolpert wäre.
Dann setzte sie sich wieder an den Tisch und starrte auf die Limonade, die langsam vor sich hin schmolz. Schließlich riss sie den Blick davon los und zeichnete weiter. Sie schlug gerade das Blatt um, auf dem sich viel zu viele beunruhigende Skizzen drängten, als Brad hereinkam.
„Eins möchte ich klarstellen“, begann er mit ausdrucksloser Stimme. „Ich weine dir nicht nach.“
„Ich weiß.“
„Hoffentlich. Als ich sagte, wir seien noch nicht fertig miteinander, habe ich nicht die Gefühle gemeint.“
Auf dem Zeichenblock spielten ihre Hände mit dem dicken Stift. „Ja.“
„Nur damit es kein Missverständnis gibt.“
„Gibt es nicht“, wiederholte sie leise.
„Gut. Dann sind wir uns ja einig.“
„Worüber genau?“
„Dass das einzig Unerledigte zwischen uns der Sex ist.“
Ihr wurde heiß. „Es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss“, begann sie in einem Ton, der nicht zu ihren Worten passte. „Aber wenn es etwas gibt, das zwischen uns erledigt ist, dann ist es Sex.“ Sie schaute zurück auf den Block. „Das ist kein Thema.“
„Warum? Weil du es sagst? Natürlich. Kate Stockwells Wort ist Gesetz.“
Sie ignorierte den bissigen Kommentar und zeichnete weiter. Immer hektischer huschte ihre Hand über das Papier und erstarrte abrupt, als sie nicht mehr wusste, wie der nächste Strich aussehen sollte.
Das Zeichnen war für Kate immer ein Ventil gewesen. Und jetzt machte er ihr auch das kaputt. Wütend knallte sie den Stift auf den Tisch und klappte den Block zu. „Wenn das so wäre, wäre ich jetzt nicht mit dir in diesem Zimmer eingepfercht!“
„Wenn du es schon nach vierundzwanzig Stunden nicht mehr aushältst, wie wird es dir morgen gehen? Tu dir den Gefallen, und flieg zurück nach Texas, Kate. Ich werde Madelyn allein finden. Wenigstens in der Hinsicht kannst du mir vertrauen.“
Sie sprang auf. „Ganz bestimmt nicht. Ich werde nicht nach Hause fahren, nur damit du ruhiger schläfst.“
„Ich schlafe gut und fest, Katy. Du bist die, die Albträume hat.“
Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Ihre Augen wurden groß. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“, erwiderte sie unbeschwert und mit genau dem Hauch von Herablassung, den er so gut kannte.
Brad fluchte stumm. Kate wusste genau, wie sie ihn provozieren konnte. Das hatte sie immer gewusst. Ohne zu überlegen, machte er einen Schritt auf sie zu. Und dann noch einen.
Sie blinzelte, wich seinem zornigen Blick jedoch nicht aus.
Ja, Kate Stockwell war eine einzige Herausforderung.
Und plötzlich ging es nicht mehr um die Vergangenheit.
Es ging um sie beide. Hier. Jetzt.
Um einen Mann und eine Frau.
Allein in einem Hotelzimmer.
Sein Herz schlug immer schneller, und er hörte den Puls in seinen Ohren, als er nach ihr griff. Er sah, wie ihre Augen aufblitzten, wie ihre eben noch abweisende Miene verletzlich und gleich wieder kühl wurde.
Und dann war sie in seinen Armen. Ihr Mund an seinem. Ihr Kopf fiel nach hinten, lag auf seinem Arm, und ihre Hände umklammerten seine Schultern. Er fühlte, wie sie erbebte. Ihre Lippen öffneten sich.
Sie schmeckte nach Limonade, warm und süß. Und er konnte nicht genug davon bekommen. Mit beiden Händen strich er über ihren Rücken, bis hinab zu den Hüften und den verführerischen roten Shorts und wieder hinauf, über die schmale Taille. Als er die Finger spreizte, streiften sie ihre Brüste, und Kate schmiegte sich an ihn.
Er tat es wieder, und sie stöhnte auf.
Ein triumphierendes Gefühl stieg in ihm auf. Sie war hier, bei ihm. Endlich dort, wo sie hingehörte.
Ruckartig hob Brad den Kopf und ließ sie so plötzlich los, dass sie taumelte und nicht sehr anmutig auf der Ecke des Bettes landete. Er musste sie festhalten, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor und zu Boden rutschte.
Ihre Wangen waren gerötet, die Augen funkelten. Sie schob seine Hände fort und wich zurück. „Lass mich! Wie
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