JULIA COLLECTION Band 17
nervöse Löwen im Käfig, sondern unseren Verstand abschalten und uns vergnügen.“ Sein Blick zuckte zum Bett hinüber. „Genau dort. Genau jetzt.“
Wie schaffte er es nur immer wieder, sie zu schockieren? Wie zur Salzsäule erstarrt stand sie da. „Du bist noch egoistischer als früher, wenn du glaubst, du müsstest nur mit dem Finger schnippen, damit ich mich dir in die Arme werfe.“ Das letzte Wort war noch nicht verklungen, da spürte sie, wie ihre Wangen glutrot wurden. Nicht nur war sie an diesem Morgen in seinen Armen erwacht. Noch vor fünf Minuten hatte sie sich auch noch an ihn geschmissen.
„Ich glaube nicht, dass du die Probe aufs Exempel machen möchtest, Katy.“
„Sag mir nicht, was ich tun soll“, warnte sie ihn, kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
In seinen Augen blitzte etwas auf. Seine Finger gruben sich in ihren Arm. Ein Muskel an seiner Wange zuckte heftig. Ihr stockte der Atem.
Langsam bekam er sich wieder unter Kontrolle. Er lockerte den Griff um ihren Ellbogen, und sein Gesicht wurde ausdruckslos. In seinen Augen schien ein Vorhang gefallen zu sein, der seine Gedanken und Gefühle vor ihr verbarg.
Kate wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Ob sie bleiben oder wegrennen sollte. Es war acht Jahre her, dass sie zuletzt so verwirrt gewesen war.
Ihr war klar, dass es vernünftiger wäre, das Zimmer zu verlassen und der Versuchung zu widerstehen, schlafende Hunde zu wecken. Als Therapeutin half sie anderen Menschen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Warum war sie bei sich selbst hilflos?
Sie entriss ihm ihren Arm, legte die Tasche ab und nahm den Becher mit der Limonade vom Tisch. Sie spürte seine Blicke, als sie, vorbei am Servierwagen des Zimmerservices, ins Bad ging, wo sie die Limonade in den Abfluss goss.
Sie spülte das Waschbecken aus, ging ins Schlafzimmer zurück, sah Brad an und warf den leeren Becher demonstrativ in den Papierkorb neben der Kommode.
„Wirfst du mir den Fehdehandschuh hin, Katy?“ Er fragte es so leise, wie ein Liebhaber etwas Zärtliches flüsterte, und sie begriff, dass er die Limonade absichtlich mitgebracht hatte. Dass er sich genau wie sie an ihr erstes „offizielles“ Date erinnerte.
Sie spielte mit dem Feuer. Sie wusste es. Er wusste es.
Wäre sie klug gewesen, hätte sie als Erste nachgegeben. Sie hätte kapituliert.
Wäre sie klug gewesen.
Leider kam Kate langsam der Verdacht, dass Brad Larson sie um den Verstand brachte.
„Und wenn?“, fragte sie scheinbar gelassen. „Was dann, Brad? Was willst du dann tun?“
„Außer dich nach Texas zurückzuschicken, meinst du?“
Sie bezweifelte, dass er das tun würde. Sollte sie nach Grandview zurückkehren, bevor sie die Antworten, die sie suchten, gefunden hatten, würde es ihr eigener Entschluss sein. Oder ihre eigene Angst.
Sie starrte ihn an. Neben die Erinnerung an den Jungen, der ihre erste Liebe gewesen war, trat das Erstaunen darüber, wie sehr dieser Mann sie faszinierte.
„Außer mich nach Texas zurückzuschicken“, wiederholte sie. „Du bestimmst nicht über mich, Brad.“
„Das hat noch keiner geschafft. So viel steht fest.“
„Und wenn ich nach unten in die Bar gehen und mit zwanzig Männern flirten will, dann geht das nur mich etwas an.“
„Ich habe dich für wählerischer gehalten, Kate.“
Sollte er ruhig glauben, dass sie in ihrem Leben viele Liebhaber gehabt hatte. Dann würde er nicht auf die Idee kommen, dass es nur zwei gewesen waren.
Hamilton Orwell. Der Mann, den sie geheiratet hatte.
Und Brad Larson. Der Mann, den sie geliebt hatte.
Beides war ein Fehler gewesen.
Sie starrte ihn an und erschrak, als das Telefon läutete. Gelassen ging Brad hinüber und hob den Hörer ans Ohr. Er meldete sich, lauschte kurz und hielt ihn ihr hin. „Es ist Jack.“
In Kate zog sich etwas zusammen. Sie hatte am Morgen mit Rafe gesprochen, also warum rief Jack jetzt an? Sie nahm den Hörer. „Jack? Ist Daddy …“
„Der hält durch. Aber die Ärzte sagen, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird.“ Jacks Stimme klang grimmig.
Kate hatte gewusst, dass das Ende nahe war, aber es war dennoch schwer zu verkraften. „Wie geht es dir? Vielleicht sollte ich lieber nach Hause kommen.“ Jack hatte am meisten unter der Grausamkeit Caine Stockwells leiden müssen. Nur aus Pflichtgefühl und um seinen Geschwistern beizustehen, war er nach Grandview zurückgekehrt.
„Das würde auch nichts an seinem Zustand ändern. Der einzige Mensch, den er in seiner
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