JULIA COLLECTION Band 17
Nähe duldet, ist Gunderson.“ Jack sprach nie über seine Gefühle, also wunderte es sie nicht, dass ihr Bruder ihr nicht sagte, wie es ihm ging. „Ich habe bei meinen Nachforschungen über die Johnsons nur zwei Nachkommen gefunden. Einen Jungen und ein Mädchen, die mit ihrer verwitweten Mutter auf einer Farm bei Tyler leben.“
„Also glaubst du, dass die Briefe, die wir in Daddys Papieren gefunden haben, echt sind? Dass das Land, auf dem die Stockwells ihr erstes Öl gefunden haben, den Johnsons auf betrügerische Weise abgenommen wurde?“ Genau das versuchten die Brüder seit Wochen herauszufinden. Bisher ohne Erfolg.
„Ich kann es nicht ausschließen. Vielleicht sehe ich mir diese Leute in Tyler mal genauer an.“ Seine Stimme wurde ein wenig sanfter. „Aber ich habe vor allem deshalb angerufen, weil ich wissen will, wie es dir geht.“
Brad stand neben ihr. Sie kehrte ihm den Rücken zu und setzte sich aufs Bett.
„Kate?“, fragte Jack.
„Gut“, versicherte sie. „Einfach großartig“, fügte sie hinzu und ließ ihre Stimme fröhlich klingen.
Endlich hörte Brad auf, sie anzusehen. Er schob den Servierwagen auf den Korridor und ging zu seinem Computer.
„Das klang nicht gerade überzeugend, kleine Schwester.“
„Alles in Ordnung, Jack“, beteuerte sie. „Wirklich. Es ist nur … alles etwas schwieriger, als ich erwartet habe.“
Das Schweigen, das aus der Leitung kam, war vielsagend. Der Einzige, der die ganze Geschichte ihrer Trennung von Brad kannte, war ihr großer Bruder Jack. Sie hörte ihn seufzen. „Wie läuft die Suche nach Madelyn?“
Also erzählte sie ihm von den Galerien, die sie aufgesucht hatten. „Hoffentlich haben wir morgen Vormittag mehr Erfolg.“
„Und was tust du jetzt? Ich meine heute Abend?“
Obwohl Jack sie nicht sehen konnte, wurde sie rot. Sie räusperte sich. „Brad arbeitet am Computer, und ich zeichne.“
„Aber es geht dir gut?“
„Ja.“
„Gut. Ich mag Brad. Schon immer. Ich möchte nicht nach Boston fliegen, um ihm in den Hintern zu treten, falls er …“
„Nicht nötig“, versicherte Kate ihrem Bruder hastig und fragte ihn nach dem Rest der Familie, um vom Thema abzulenken.
Es funktionierte, aber nur weil Jack es zuließ. Ihr Bruder war immer so ruhig und beherrscht. Sie wünschte, er würde sich erlauben, ein paar zwischenmenschliche Erfahrungen zu machen.
Einige Minuten später legte sie auf.
Sie hörte, wie Brad etwas in den Computer eingab. Und das Rauschen des Verkehrs hinter der offenen Balkontür.
Aber am lautesten hörte sie ihren eigenen Puls.
Sie stand auf, befeuchtete sich die Lippen und schaute zu Brad hinüber. Er hörte auf zu tippen.
Sie mochte ihm einen Fehdehandschuh hingeworfen haben, aber jetzt hatte sie Angst, ihn wieder aufzuheben. Oder auch nur mit dem Fuß beiseitezuschieben.
Die Vergangenheit schwebte wie eine geisterhafte Erscheinung im Raum.
Die Gegenwart schlich sich immer wieder ein.
Und der Fehdehandschuh lag zwischen ihnen.
Unberührt.
7. KAPITEL
Kate starrte die junge Galeristin an und versuchte, nicht vor Aufregung die Fassung zu verlieren. Gerade eben hatten sie den ersten Hinweis darauf erhalten, dass mindestens eins der Bilder von Madelyn LeClaire in Boston aufgetaucht war.
Lächelnd legte Brad den Arm sie. In Gedanken verloren spielte er mit dem grünen Spaghettiträger.
Verärgert zog sie die Schulter weg. „Brad …“
Er warf ihr einen zärtlichen Blick zu, bevor er wieder nach vorn schaute. „Meine Braut möchte unbedingt ein zweites Bild von LeClaire“, begann er. „Ich bin sicher, wenn Sie nachsehen, werden Sie den Namen des Käufers finden.“
Die Galeristin strahlte ihn an. „Oh, wie romantisch“, schwärmte sie. „Aber leider ist Mr. Maldovan, der Eigentümer der Galerie, auf einer Einkaufsreise, und ich habe keinen Zugang zu derart vertraulichen Informationen. Er wird morgen zurück sein. Vielleicht fragen Sie dann noch mal nach.“
„Würden Sie ihm unsere Nummer geben, sollten Sie vorher von ihm hören?“ Brad lächelte sie an, und sie nickte sofort.
Fast hätte Kate die Augen verdreht, als Brad nach dem Stift griff, den sich die Frau in ihr hellblondes Haar gesteckt hatte, und seinen Namen und die Nummer des Hotels auf einen Zettel schrieb, den er von dem antiken Schreibtisch genommen hatte. Dann schenkte er ihr ein ebenso dankbares wie bewunderndes Lächeln und verließ mit Kate die Galerie.
„Ist das der Durchbruch?“, fragte Kate.
Brad sah in ihr vor
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