JULIA COLLECTION Band 17
die Flasche. Jedes Mal, wenn er dort essen musste, fragte er sich, ob er die richtige Gabel benutzte. „Mit Hamilton.“
Er spürte ihren Blick, dann zuckte sie die Achseln. „Manchmal. Wir waren vier Jahre verheiratet. Irgendwo mussten wir ja schließlich essen.“
Er schwieg.
„Ich bin noch immer eine miserable Köchin“, fügte sie hinzu.
Brad warf ihr einen Blick zu. „Du warst tatsächlich ziemlich schlecht.“
„Du warst schlimmer“, entgegnete sie mild. „Wir beide hätten es nicht mal geschafft, ein Butterbrot zu machen, ohne die Wohnung abzubrennen.“
Sie hob den Hotdog. „Fünfsternerestaurants sind ja ganz schön, aber das hier ist himmlisch.“ Sie biss hinein und gab ein lustvolles Summen von sich.
Brad stand von der Bank auf und leerte die Flasche in einem Zug. Er war kein Junge mehr. Warum fühlte er sich dennoch wie damals – mit neunzehn, in der winzigen Wohnung, die sie miteinander geteilt hatten.
Kate konnte nicht wissen, was sie in ihm anrichtete. Er sah es ihr an.
Als er sich wieder zu ihr umdrehte, wischte sie sich gerade Lippen und Finger ab – mit all der Anmut, die eine mit Senf und Ketchup verschmierte Papierserviette zuließ. „Meinst du, wir werden Madelyn bald finden?“
„Gut möglich, Kate“, erwiderte er ruhig. „Wir werden mehr wissen, wenn wir mit Maldovan gesprochen haben.“
Sie betrachtete die zerknüllte Serviette in ihrer Hand. „Weißt du, ich habe ein wenig Angst davor.“
Das erstaunte ihn. „Warum?“
Sie antwortete nicht gleich. Und Brad war nicht sicher, ob sie es überhaupt tun würde. Langsam legte sie die zerknüllte Serviette von einer Hand in die andere. „Hast du dich je gefragt, was für ein Mensch dein Vater war, Brad? Du hast fast nie über ihn gesprochen.“
Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Es war typisch für Kate, ihm eine Gegenfrage zu stellen. Verdammt, nein, hätte er fast gesagt, doch dann sah er die ehrliche Neugier in ihren Augen. „Als Kind habe ich mich das oft gefragt“, gab er zu.
„Aber jetzt nicht mehr?“
„Was ich über ihn weiß, das ist genug. Er hat meine Mutter geschwängert und ist dann auf und davon.“
Wieder starrte sie auf das zerknüllte Papier. „Hasst du ihn?“
Brad setzte sich zu ihr. „Willst du damit sagen, dass du deine Mutter hasst, Katy?“
„Nein!“ Ihr Blick fuhr hoch. „Natürlich nicht.“
„Warum fragst du mich dann nach meinem Vater?“
Sie senkte den Kopf, und er wollte schon einen Arm nach ihr ausstrecken, da hob sie den Kopf wieder und sah ihn an. „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie. Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich bin doch Therapeutin. Warum kann ich meine eigenen Gefühle nicht entschlüsseln?“
Jetzt wagte er es, den Arm um sie zu legen. „Katy, es ist viel einfacher, wenn man nicht persönlich betroffen ist. Du solltest das besser wissen als jeder andere.“
Seufzend schmiegte sie ihre Stirn an seine Schulter. Sie wollte sich nicht von ihm trösten lassen. Nicht, nach all dem, was zwischen ihnen geschehen war. Aber sein Arm bot Schutz und Geborgenheit, und ihre Hände fanden wie von selbst den Weg an seine Brust, als wäre sie dort zu Hause.
„Ich kann einfach nicht vergessen, dass sie vielleicht nicht gefunden werden will“, sagte sie leise.
Brad legte eine Hand in ihren Nacken und schob ihren Kopf behutsam unter sein Kinn. „Wir werden Madelyn finden. Und dann bekommst du die Antworten, die du brauchst.“
„Das Mädchen auf dem Bild muss meine Schwester sein, Brad. Sie dürfte etwa ein Jahr jünger sein als ich.“ Kate wusste, dass er ein Foto des Gemäldes in der Tasche hatte. Inzwischen hatte er es mindestens hundert Leuten gezeigt, und jedes Mal, wenn sie das Mädchen mit den braunen Haaren sah, spürte sie die Liebe, mit der es gemalt worden war.
Die Liebe einer Mutter.
„Ich kenne nicht mal den Namen meiner eigenen Schwester.“
Brad strich über Kates Haar. So zärtlich, dass es ihr fast das Herz brach. Rasch rückte sie von ihm ab und fröstelte trotz der Nachmittagshitze, als sie seine Arme nicht mehr spürte.
Sie war eine Stockwell. Und eine Stockwell zeigte keine Schwäche.
„Du wirst ihn erfahren“, versprach Brad.
„Vielleicht ist es besser, wenn du nicht weißt, wer dein Vater ist“, sagte sie. „Was, wenn er so war wie Caine?“
„Ich habe nicht gesagt, ich wüsste nicht, wer er ist.“
Er hatte das völlig beiläufig gesagt. Kate starrte ihn an. „Wie? Wann?“
„Ich bin
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