JULIA COLLECTION Band 17
Schoß, legte die Arme um sie und gab ihr eins seiner blütenweißen Taschentücher.
Er hielt sie fest, während sie weinte.
Und auch als ihre Tränen versiegten, ließ er sie nicht los.
Da wusste Kate, dass sie sich zum zweiten Mal in Brad Larson verliebt hatte.
Ein Klopfen riss sie aus ihrem Staunen. „Die Pizza“, vermutete Brad und stand auf. Hastig wischte sie über ihre feuchten Wangen und ging zum Tisch, um Platz für das Essen zu machen. Doch als sie fertig war und sich zu Brad umdrehte, stand in der Tür kein Pizzabote, sondern ein Hotelangestellter.
Er lächelte ihr zu. „Mrs. Larson, wir haben jetzt eine Suite mit zwei Schlafzimmern für Sie. Endlich.“
„Ist das nicht schön?“, meinte Brad mit ausdrucksloser Miene. „Honey?“
Kate schluckte. „Wir haben uns entschieden, doch in diesem Zimmer zu bleiben.“
Der Mann zog die Augenbrauen hoch. „Man hat mir gesagt, Sie hätten auf einem Umzug bestanden.“
„Ich habe es mir anders überlegt.“ Ihr gefiel nicht, dass Brad vollkommen reglos dastand. „Trotzdem vielen Dank.“
Der Portier zuckte die Achseln, wünschte ihnen einen angenehmen Abend und verschwand.
Langsam schloss Brad die Tür. „Warum hast du abgelehnt?“
„Weil ich keinen Grund mehr habe, eine eigene Suite zu wollen.“
„Und der Grund war …“
„Dass ich mehr Abstand zwischen uns wollte.“
„Jetzt nicht mehr?“
Sie presste die Lippen zusammen. Doch wozu sollte sie es noch leugnen? „Nein.“
„Du verwirrst mich total, Katy. Weißt du das? Ich habe fast neun Jahre dazu gebraucht, mein Leben unkompliziert zu machen, und du stellst es innerhalb weniger Tage wieder auf den Kopf.“
„Tut mir leid.“
Er schnaubte. „Ich kenne dich zu gut, Kate. Menschen zu verwirren und ihr Leben kompliziert zu machen war für dich immer eine Lieblingsbeschäftigung.“
Es klopfte wieder. Dieses Mal war es der Pizzabote.
Sie wartete, bis sie am Tischsaßen, zwischen ihnendie dampfende Pizza. „Ich habe dich nicht absichtlich verwirrt.“
„Natürlich nicht. Aber du hast es trotzdem getan. Du warst … du bist Kate Stockwell und erwartest einfach, dass sich die Welt nach deinen Wünschen richtet.“
„Das klingt, als wäre ich schrecklich egoistisch.“
„Nein.“ Er verschlang das erste Stück und nahm sich das nächste. „Du warst jung. Das waren wir beide. Mensch, was haben wir uns gestritten.“ Betrübt schüttelte er den Kopf.
„Wir haben uns immer wieder versöhnt“, murmelte sie. Nur nach dem letzten Streit nicht.
„Ja, die Versöhnung war immer herrlich“, sagte er. „Auf dem Gebiet gab es keine Probleme.“
Es war albern, aber ihre Wangen brannten.
Brad lächelte. „Wie wär’s, Kate? Wollen wir uns streiten.“
Mit offenem Mund starrte sie ihn an.
Und dann lachte sie und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. „Ich sollte nicht lachen“, meinte sie leise.
„Wegen Caine?“
Sie nickte seufzend.
„Was würde er denn jetzt von euch erwarten?“
„Ganz sicher nicht, dass ich hier mit dir sitze und Pizza esse.“
Um Brads Mundwinkel zuckte es. „Stimmt.“
Plötzlich stand sie auf und griff über seine ausgestreckten Beine hinweg nach den Spielkarten, die sie kurz zuvor vom Tisch aufs Bett gelegt hatte. „Ich will jetzt nicht darüber nachdenken. Ist das schlimm?“
„Du bist die Therapeutin, Kate.“
Das war sie. Aber ihr war wichtig, was er dachte. Sie ließ die Karten aus der Schachtel gleiten. „Möchtest du nach deiner Niederlage gestern Abend noch immer eine Revanche?“
„Ich habe dich gewinnen lassen“, erwiderte er. „Um dir nicht das Selbstbewusstsein zu rauben.“
Sie legte die Zungenspitze an die Oberlippe. „Das hast du nicht. So weichherzig bist du nicht.“
Es schien ihm egal zu sein. „Du wirst es nie erfahren.“
Sie klopfte mit den Karten auf den Tisch. „Daddy würde es nicht gefallen, dass wir jetzt Rommé spielen.“
„Wir könnten ja stattdessen Strip-Poker spielen“, schlug er lächelnd vor.
Kate schmunzelte. Doch dann brannten ihre Augen wieder.
Brad entging es nicht. Er warf sein Stück Pizza in den Karton zurück und griff nach ihren Händen.
„Wir spielen ein anderes Mal“, sagte er leise. „Du brauchst mir nichts vorzumachen, Kate. Du bist mit deinen Gedanken ganz woanders.“
Ja, das war sie. Ihr Vater war gerade gestorben. Und morgen würde sie Madelyn LeClaire sehen. Ihre Mutter.
Es erschreckte sie, dass sie sich mit dreißig genauso mutlos und verängstigt fühlte wie mit
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