JULIA COLLECTION Band 17
Tag.
„Sieh dir den Rosengarten an, Brad. So liebevoll angelegt. Wie kann eine Frau ihre Kinder im Stich lassen, sich aber so um ihre Blumen kümmern?“, fragte sie mit belegter Stimme.
„Wir wissen noch nicht, ob diese Madelyn deine Madelyn ist.“
Sie schwiegen beide, als im Garten auf der anderen Straßenseite eine Frau erschien. In der einen Hand hielt sie einen Korb voller Rosen, in der anderen eine Gartenschere.
Kate stockte der Atem. „Siehst du …“
Brad ergriff ihre Hand. „Kate, Liebling, du …“
„Sie sieht aus wie ich“, flüsterte Kate betroffen. „Ihr Haar, ihr Gang. O Brad.“ Der Schmerz schlug über ihr zusammen. „All die Jahre haben Leute mir gesagt, wie ähnlich ich meiner Mutter sehe. Aber das waren nur Worte. Nichts Wirkliches. Und jetzt sehe ich es mit eigenen Augen.“ Verzweifelt schüttelte sie den Kopf.
„Lass uns gehen.“ Brad stieg aus.
Die Nacht auf dem Fußboden hatte die Verspannungen in seinem Rücken gelockert, aber die Fahrt von Boston hierher hatte für neue gesorgt.
Er ging zur Beifahrertür, doch als er sie öffnete, blieb Kate sitzen.
Sie war blass. „Ich kann nicht“, wisperte sie.
„Was?“
„Ich kann nicht zu ihr gehen, als hätte sie meine Brüder und mich nicht einem Mann ausgeliefert, dem ich nicht mal einen Pudel anvertraut hätte. Sie wird mich sehen und sofort wissen, dass ich keine frischgebackene Ehefrau bin, die ihre Bilder kaufen will.“
Brad seufzte. Er sah ihr an, dass sie nicht nachgeben würde. „Ich kann nicht einfach wieder wegfahren, Kate. Ich muss erledigen, wofür deine Brüder mich engagiert haben.“
Zu seiner Überraschung nickte sie und widersprach nicht. „Ich werde im Wagen warten. Ich kann nicht mit dir gehen, Brad. Es tut mir leid. Ich bin feige, ich weiß. Aber ich kann einfach nicht.“
Er sah die Panik in ihrem Blick und beugte sich in den Wagen, um sie auf die Schläfe zu küssen. „Du bist nicht feige“, versicherte er ihr. „Kann ich dich allein lassen?“
„Bring es einfach zu Ende, Brad. Ich schaffe es schon.“
Er war da nicht so sicher. Aber die Frau im Garten hatte sie vermutlich längst bemerkt. Er richtete sich auf. „Okay.“
„Brad?“
Er sah sie an. Kates Verletzlichkeit war offensichtlich. „Ja?“
„Danke. Ohne dich hätte ich das alles nicht durchgestanden.“
Er strich mit dem Finger an ihrer Nase hinab. „Ich bin gleich wieder zurück.“
Kate nickte. Und sie sah ihm nach, als er die Straße überquerte, die Gartenpforte öffnete und auf Madelyn LeClaire zuging. Sie hörte seine tiefe Stimme, als er sie begrüßte.
Als er ihre Mutter begrüßte.
Sie konnte nicht mehr hinsehen, schloss die Augen und begann, am ganzen Körper zu zittern. Als sie es wagte, wieder hinüberzuschauen, waren weder Brad noch Madelyn mehr im Garten.
Kates Augen brannten. Sie starrte auf die wunderschönen Rosen. Auf das hübsche Haus, hinter dem sich der Strand erstreckte.
So ganz anders als die kalte Atmosphäre der Stockwell-Villa, in der sie aufgewachsen war.
Wie hatte ihre Mutter sie so einfach verlassen können?
Hätte sie selbst je die Kinder bekommen können, die sie sich so sehr wünschte, hätte sie sich niemals von ihnen getrennt.
Sie wandte sich ab, versunken in ihrer Trauer, und merkte nicht mehr, wie viel Zeit verging. Als sie den Kopf hob, sah sie Brad. Mit einem flachen Paket unter dem Arm kam er über die schmale Straße. Sein Blick fand ihren, als er auf ihrer Seite des Wagens stehen blieb und das Paket, das nichts anderes als ein Bild sein konnte, auf den Rücksitz legte.
Dann stieg er ein und reichte ihr eine kleine Flasche Wasser. „Sie ist es“, sagte Kate mit ausdrucksloser Stimme. „Nicht wahr?“
Er startete den Motor. „Ja. Sie ist es. Ich habe keinen Zweifel daran, Katy. Ich weiß nicht, ob ich mit dir feiern oder dir sagen soll, dass es mir leidtut. Aber Madelyn LeClaire ist mit Sicherheit Madelyn Johnson Stockwell.“
„Hast du es ihr gesagt?“
„Nein. Ihr habt mich beauftragt, sie zu finden. Das habe ich. Was ihr jetzt mit dieser Information anfangt, liegt allein bei euch. Sie glaubt das, was Marissa Deane ihr über uns erzählt hat.“ Er sah auf die Wasserflasche in Kates Hand. „Sie hat nach dir gefragt, weil du im Wagen geblieben bist. Ich habe gesagt, dass du dich nicht gut fühlst. Deshalb hat sie mir das Wasser mitgegeben.“
Kate wurde noch blasser. „Bring mich nach Boston zurück, Brad.“ Es war kein Befehl, sondern eine flehentliche Bitte.
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