JULIA COLLECTION Band 17
sehen.“
Ada Sessions? Hannah hatte keine Ahnung, wer das war.
Doch dann fiel es ihr ein.
Die Bewerberin, die um elf einen Termin hatte. Wie hatte sie das nur vergessen können?
„Miss Miller? Sind Sie noch da?“
„Ja, Mrs. Hightower. Könnten Sie sie bitten, noch ein paar Minuten zu warten?“
„Natürlich. Rufen Sie an, sobald ich sie hochschicken soll.“
Die Haushälterin beendete das Gespräch, und Becky machte ihr Bäuerchen. Hannah legte den Hörer auf, setzte das kleine Mädchen in den Tragesitz und ging ins Bad, wo sie die schnellste Dusche ihres Lebens nahm. Danach zog sie sich hastig an und bat Emma Hightower, die Bewerberin nach oben zu schicken.
Ada Sessions war zwanzig und hatte sechs Monate als Kindermädchen für eine Familie gearbeitet, die in einen anderen Bundesstaat gezogen war.
Die junge Frau war zutiefst beeindruckt. „Ich bin ganz hin und weg. Was für ein Haus. Wie ein Palast, oder?“
Niemals, dachte Hannah. Zu jung, zu naiv. Becky brauchte eine reifere Betreuerin …
Doch dann zügelte sie sich.
So durfte sie nicht weitermachen. Sie konnte nicht jede Bewerberin ablehnen, sobald sie den Mund aufmachte. Nach dem, was in der vergangenen Nacht geschehen war, musste sie handeln.
Was war sie denn jetzt? Cord Stockwells Geliebte? Ganz sicher nicht. Sie war einfach nicht der Typ, der sich mit dem Schattendasein einer Geliebten abfand. Und selbst wenn, hätte die Bezeichnung nicht gepasst. Eine Geliebte lebte immerhin in einer längeren intimen Beziehung.
Bisher hatte die Intimität nur eine Nacht gedauert.
Was war sie dann? Ein One-Night-Stand?
Eigentlich war es egal, wie sie sich nannte. Aber ein Wort traf auf das, was sie getan hatte, absolut zu – dumm.
Es würde nicht wieder passieren, so viel stand fest.
Sie fragte Ada nach ihrer Ausbildung und den Kindern, die sie bisher betreut hatte. Das Gespräch lief gut – bis drei Männer in die offene Tür traten. Jeder von ihnen hielt eine Kristallvase voller pinkfarbener Rosen in den Händen.
„Lieferung für Miss Hannah Miller“, verkündete der älteste der drei, ein fröhlicher Typ mit einem Vollbart und einem Bauch im Weihnachtsmannformat.
Ein wenig verlegen bat Hannah Aida, einen Moment auf Becky aufzupassen.
„Natürlich. Kein Problem, Miss Miller“, erwiderte die junge Frau. „Wow, sind das viele Rosen. Von Ihrem Freund? Er muss ja so romantisch sein. Und großzügig. Rosen sind nicht billig.“
Hannah tat, als hätte sie das mit dem Freund nicht gehört, und führte die Männer in ihr Zimmer. Sie stellten die Vasen ab – zwei auf der Kommode, eine neben dem Fernseher.
„Wir sind gleich wieder da“, versprach der Bote, der aussah wie der Weihnachtsmann.
„Gleich wieder da?“, wiederholte Hannah verwirrt.
Der Bärtige schmunzelte. „Klar. Wir haben insgesamt zwölf Dutzend. Das hier sind erst sechs.“
Sie sagte nichts. Was hätte sie auch erwidern können? Sie bezweifelte, dass sie jemals zwölf Dutzend Rosen in einem Zimmer gesehen hatte.
Als die Männer davongingen, klappte sie die Karte auf. Tief in ihr breitete sich eine angenehme Wärme aus, als sie las, wie Cord den verpassten Spaziergang „wiedergutmachen“ wollte.
Die Rosen waren so schön …
Und einige Minuten später standen zwei weitere Vasen in ihrem Zimmer.
Der Bote zwinkerte ihr zu. „Wer immer es ist, ich würde sagen, es hat ihn schwer erwischt.“
Schwer erwischt? Cord Stockwell hatte es schwer erwischt? Konnte das wahr sein?
Nein. Sie musste realistisch bleiben. Cord liebte Frauen. Frauen. Mehrzahl. Und diese extravagante Geste gehörte vermutlich dazu, wenn er eine neue Affäre begann.
Die drei Männer verabschiedeten sich.
Hannah blieb zurück und sog den berauschenden Duft der Blumen ein. Am liebsten hätte sie sich auf ihr Bett gesetzt und die Blütenpracht stundenlang genossen.
Aber Ada Sessions wartete auf sie. Entschlossen ging Hannah zur Tür. Ada war vielleicht nicht die Richtige, aber die würde noch heute kommen. Sie musste es einfach.
Und all die schönen Rosen?
Die mussten wieder verschwinden.
Um drei Uhr nachmittags entdeckte Cord im zehnten Karton, den er inspizierte, die Auszüge eines Kontos, von dessen Existenz er nichts gewusst hatte. In jedem Monat war ein Scheck über eine beträchtliche Summe ausgestellt worden. Seit sieben Jahren. Auf Clyde Carlyle, Rechtsanwalt.
Sie alle kannten den Namen. Seit Jahrzehnten kümmerte Carlyle sich um die juristischen Angelegenheiten der Stockwells. Rafe und
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