JULIA COLLECTION Band 17
„Sagen Sie, Mr. Stockwell, sind Sie immer so optimistisch?“
Verlegen schaute er in die Runde. „Tut mir leid. Ich wollte niemandem Angst machen. Ich möchte nur auf jeden Notfall vorbereitet sein.“
„Du bist ein echter Pfadfinder“, murmelte Caroline.
„Ich bin Polizist“, fuhr Rafe fort. „Wenn wir einen Einsatz planen, versuchen wir immer, mit dem Schlimmsten zu rechnen.“
„Okay“, erwiderte Nancy nickend. „Jetzt weiß ich, warum Sie mich all das gefragt haben. Ich kann es gut verstehen und verspreche Ihnen, dass wir noch dazu kommen. Vorläufig sollten wir uns jedoch mit einer ganz normal verlaufenden Schwangerschaft bis hin zu einer unkomplizierten Entbindung beschäftigen.“
Als die erste Kursstunde zu Ende war, sammelten die anderen Paare ihre Sachen ein und waren aus der Tür, während Caroline noch mühsam aufstand. Auf dem Weg zum Auto sprach sie kein Wort.
„Was ist?“, fragte Rafe besorgt.
„Nichts.“ Seufzend schnallte sie sich an. „Bitte bring mich einfach nach Hause.“
Verwirrt und enttäuscht fuhr er los. Erst in ihrer Küche brach sie das angespannte Schweigen. „Wie konntest du nur?“
„Wie konnte ich was?“, fragte Rafe zurück, ohne Truman aus den Augen zu lassen.
„Wie konntest du mich nur so blamieren?“
Empört sah er sie an. „Wovon zum Teufel redest du?“
„Von deinen dämlichen Fragen.“
„He, sie wollte wissen, ob wir Fragen haben, und ich hatte welche. Was war daran falsch?“
„Guter Gott, Rafe, du hast allen anderen Angst gemacht. Es wundert mich, dass du sie nicht auch noch nach der Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen und frischgebackenen Müttern gefragt hast!“
„Hör mal, wenn meine Fragen so schlecht waren, warum hast du keine eigenen gestellt?“, entgegnete er gekränkt.
„Weil ich nicht dorthin gegangen bin, um Fragen zu stellen.“
„Du weißt also schon alles?“
„Ich weiß viel. Ich habe alles über Schwangerschaft und Geburt gelesen, was ich finden konnte.“
„Wozu bist du dann hingegangen?“
Sie schnaubte übertrieben laut. Wäre sie ein Teenager, hätte sie vermutlich auch noch die Augen verdreht. „Erstens, ich wollte zuhören und mir Notizen machen. Zweitens, ich wollte hören, was die anderen fragen, und das, was ich schon weiß, mit dem vergleichen, was Nancy uns erzählt.“
„Genau dabei habe ich dir geholfen“, sagte Rafe. „Ich habe gute Fragen gestellt. Gib es zu.“
Sie öffnete den Mund, zögerte und legte die Stirn in Falten. „Woher weißt du etwas über Schwangerschaftstoxikose?“
„Du bist nicht die Einzige, die lesen kann.“
„Was?“ Ihre Augen wurden groß. „Du hast über Schwangerschaft und Geburt nachgelesen?“
„Natürlich. Hast du etwa geglaubt, ich würde mit dir zu dem Kurs gehen, ohne mich vorzubereiten? Ich habe mir drei Bücher über Schwangerschaft und Geburt besorgt. Und eins darüber, was Eltern im ersten Lebensjahr ihres Kindes erwartet.“
Caroline traute ihren Ohren nicht. „Aber du hattest so viel zu tun – in deinem Beruf und mit all den Akten. Ich kann kaum glauben, dass du Zeit dafür gefunden hast.“
„Du und das Baby, ihr seid mir wichtig. Hast du das noch immer nicht begriffen?“
Ihre Augen wurden feucht. „Was für Bücher hast du gekauft?“
Er nannte die Titel und freute sich über ihre Verblüffung. „Nicht schlecht, was?“
„Du hast gute ausgesucht.“
„Na ja, ich habe eine schwangere Verkäuferin gefragt, und …“
„Du hast jemanden um Hilfe gebeten?“
„Ja. Ich dachte mir, wenn jemand weiß, welche Bücher ich brauche, dann ist das eine schwangere Buchhändlerin.“
Erstaunt schüttelte Caroline den Kopf. Rafe war nett, aber eben ein Mann. Dass er offen zugab, etwas nicht zu wissen, und dann noch eine Frau um Rat fragte, wäre ihr gestern noch unvorstellbar erschienen.
„Also darf ich nächste Woche nach der Säuglingssterblichkeit fragen?“ Er hatte damit gerechnet, dass sie lächelte oder sogar lachte, aber sie wurde plötzlich verschlossen. Von einer Sekunde zur nächsten richtete sie zwischen ihnen eine hohe Wand auf. Rafe starrte sie an, als hätte sie ihm gerade eine Ohrfeige verpasst. Was sie dann sagte, machte die Mauer noch unüberwindlicher.
„Bitte nicht. Ehrlich gesagt, ich finde, wir sollten die ganze Sache vergessen. Ich glaube nicht, dass die Lamaze-Methode das Richtige für mich ist.“
„Warum nicht?“
„Nach dem Film würde ich die Entbindung lieber verschlafen und mit dem Baby neben meinem
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