JULIA COLLECTION Band 17
hat eine höllische Angst und will es nicht zeigen.“
Rafe stand auf, gab Cord die Flasche und Becky und ging zu Hannah. „Angst wovor?“
„Vor allem.“ Hannah erhob sich, und ihm kam es vor, als hätte sie es nicht gern, von jemandem überragt zu werden. „Es gibt so viele Fragen, auf die man keine Antwort hat. Zum Beispiel, ob man die Wehen und all die Schmerzen aushält. Ob man eine gute Mutter sein wird. Ob es dem Baby wirklich gut geht.“
„Ich kann Caroline nicht ihre Mutter zurückgeben“, meinte Rafe betrübt. „Was kann ich sonst tun, um ihr zu helfen?“
„Wie gesagt, lern alles über Schwangerschaft und Wehen.
Darüber gibt es jede Menge Bücher und auch Videokassetten. Und du musst geduldig und verständnisvoll sein, wenn sie unruhig wird. Mach ihr Mut.“
Rafe gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke. Das werde ich mir merken.“
„Und wenn du schon dabei bist“, sagte Cord, „erinnere sie daran, dass sie Dads alte Akten suchen soll. Ich würde wirklich gern wissen, was aus unserer eigenen Mutter geworden ist.“
„Ich auch, Cord.“ Rafe verließ das Kinderzimmer und ging in seine Suite, um seine Brieftasche und die Wagenschlüssel zu holen. Er musste in den Buchladen, bevor der schloss.
6. KAPITEL
Caroline stand am Wohnzimmerfenster und wartete auf Rafe, der sie zu ihrer ersten Lamaze-Stunde abholen wollte. Sie war nervös, ohne zu wissen, warum sie es war. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie ihn brauchte, war jedoch heilfroh, dass er sie begleiten würde.
Er war erstaunlich aufmerksam geworden, half ihr, in und aus dem Wagen zu steigen, stützte sie auf der Treppe oder unebenem Boden und nahm ihr alles ab, was schwerer als eine Schachtel Kosmetiktücher war. Obwohl sie so viel Hilfe eigentlich gar nicht benötigte, genoss sie jede seiner Berührungen, denn sie erinnerten sie daran, dass sie auch in ihrem Zustand eine Frau mit Bedürfnissen und Sehnsüchten war.
Trotz seines anstrengenden Berufs besuchte er sie täglich, manchmal sogar zwei Mal. Und stets brachte er ihr eine Blume, einen neuen Kräutertee oder ein anderes mit Bedacht ausgesuchtes Geschenk mit. Sie wusste, warum er sich so große Mühe gab. Er wollte sich frühzeitig einen Platz im Leben ihres Babys sichern. Genau das hatte sie befürchtet, aber sie brachte es einfach nicht fertig, ihn wegzuschicken.
Wenn Rafe bei ihr war, fühlte Caroline sich weniger erschöpft, weniger einsam, weniger verletzlich. Der Mann, der früher mit ihr die Nächte durchgetanzt hatte, schien jetzt jede Minute mit ihr auszukosten, selbst wenn sie etwas Alltägliches oder Langweiliges taten. Er spielte sogar mit Truman und ertrug dessen anhaltende Feindseligkeit mit Gleichmut.
Inzwischen waren sie die Hälfte der Aktenkartons aus der Garage durchgegangen, hatten jedoch noch nichts gefunden, was den Stockwells bei der Suche nach ihrer verschollenen Mutter weiterhalf. Dennoch blieb Rafe geduldig und gelassen.
In diesem Moment bog sein grüner Dienstwagen in ihre Einfahrt. Ihr Herz schlug schneller, als er ausstieg, das Jackett anzog, um die Waffe zu verbergen, und auf die Haustür zukam.
Er hatte nie gesagt, dass er sie liebte, und sie hatte nicht erzählt, dass das Baby seins war. Außerdem hatte sie ihm jede Chance gelassen, sein sorgloses Singledasein fortzusetzen. Warum war er noch hier? Welchen Grund er auch haben mochte, sie war froh darüber. Hastig öffnete sie ihm.
„Hi“, begrüßte er sie mit einem charmanten Lächeln. „Können wir fahren?“
„Ja, natürlich.“
Sie nahm ihre Tasche, einen Notizblock und die Kissen, die sie mitbringen sollte. Rafe nahm ihr alles bis auf die Tasche wieder ab, während sie sich von Truman verabschiedete, und bot ihr seinen rechten Arm an. Sie legte die Hand um seinen Ellbogen und ließ sich zum Wagen führen. Wer sie so sah, dachte vermutlich, dass sie verheiratet waren.
Die Luft roch nach blühenden Rosen und gegrillten Steaks, und im Swimmingpool hinter dem Nachbarhaus planschten lachende Kinder. Auf der anderen Straßenseite ging ein junges Paar spazieren. Die Frau schob einen Kinderwagen, der Mann hatte eine Dogge an der Leine. Die beiden wirkten glücklich und entspannt, und Caroline fragte sich, ob Rafe und sie nach der Geburt des Babys auch so etwas tun würden.
Nein, das durfte sie nicht. Sie durfte sich nicht ausmalen, wie ihr geheimster Wunsch wahr wurde. Sie durfte sich keine falschen Hoffnungen machen. Wenn Rafe sie nach der Entbindung wieder verließ, würde
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