JULIA COLLECTION Band 17
er gerade ein Kätzchen getreten. Offenbar hatte er heute nicht den besten Tag. „Hannah, habe ich etwas Falsches gesagt? Du weißt, dass ich dir nicht absichtlich wehtun würde.“
„Natürlich nicht“, flüsterte sie und strich mit den Fingerspitzen über ihre Augenwinkel. „Ich … Na ja, ich hatte mal ein Baby, aber es ist gestorben. Es tut noch weh, wenn ich daran denke.“
„O nein. Tut mir leid“, sagte er. „Vergiss einfach, dass ich dich gefragt habe, okay?“
„Nicht nötig.“ Sie lächelte matt. „Warum willst du etwas über schwangere Frauen wissen?“
„Eine gute Freundin bekommt ein Kind und benimmt sich ziemlich merkwürdig. Ich frage mich, ob das normal ist.“
„Wenn du mir die Wahrheit sagst, erzähle ich dir alles, was ich weiß“, versprach sie.
„Die Wahrheit über was?“
„Über die schwangere Frau. Sie ist für dich mehr als eine gute Freundin, nicht wahr?“
„Wie kommst du darauf?“
„Ein erwachsener Mann, der sich so sehr für Babypflege interessiert, muss einen verdammt guten Grund haben.“ Sie nahm die Flasche aus dem Wärmer, prüfte die Temperatur am Handgelenk und brachte sie ihm. Er wollte ihr Becky reichen, doch sie schob ihn in den Schaukelstuhl und zeigte ihm, wie man ein Baby füttert.
Als Becky die Flasche zu etwa einem Drittel geleert hatte, führte Hannah ihm vor, wie sie die Kleine dazu brachte, ein Bäuerchen zu machen. Danach fütterte er sie weiter, und Hannah sah ihm von einem Kinderstuhl aus zu.
„Erzähl mir von deiner schwangeren Freundin“, sagte sie.
„Welche schwangere Freundin?“, ertönte Cords Stimme von der Tür her.
Rafe unterdrückte ein Aufstöhnen, denn er wollte Becky nicht erschrecken.
Er war wirklich nicht in der Stimmung für den Spott seines Bruders. Andererseits würde Cord früh genug erfahren, dass Caroline schwanger war.
„Es ist Caroline“, sagte Rafe.
Mit offenem Mund starrte Cord ihn an. Dann blinzelte er und schüttelte den Kopf. „Caroline Carlyle?“
„Genau die.“
„Ist das Kind von dir?“, fragte Cord.
„Ich glaube schon. Sie gibt es nicht zu, aber es würde mich sehr wundern, wenn ich nicht der Vater wäre.“
Lächelnd durchquerte Cord den Raum und klopfte Rafe auf die Schulter. „Das ist großartig, kleiner Bruder. Jetzt wird Becky eine Cousine und Spielkameradin haben. Nicht wahr, mein kleiner Liebling?“
Becky strahlte ihn an, ohne den Mund von der Flasche zu nehmen. Cord nahm ein Papiertuch und wischte seiner Tochter das Kinn ab.
Rafe half ihr, ein Bäuerchen zu machen, und war stolz darauf, wie schnell er es gelernt hatte.
„Wirst du Caroline heiraten?“, fragte Hannah.
„Sobald ich sie dazu überreden kann“, antwortete er.
Cord runzelte die Stirn. „Will sie dich nicht heiraten? Was ist los mit ihr?“
„Nichts. Sie ist nur etwas durcheinander. Meinst du nicht auch, Hannah?“
„Ich habe sie noch nicht kennengelernt“, sagte Hannah achselzuckend. „Was hast du damit gemeint, als du sagtest, dass sie sich merkwürdig benimmt?“
Rafe ließ sich mit der Antwort Zeit. „Sie ist so launisch. Erst ist sie glücklich, dann führt sie sich auf wie eine Klapperschlange mit Zahnschmerzen oder wird weinerlich.“
„Die hormonelle Umstellung versetzt ihr Gefühlsleben in Aufruhr“, erklärte Hannah. „Das ist nicht ungewöhnlich. Aber bist du sicher, dass das der Grund ist, warum sie dich nicht heiraten will?“
„Ich bin mir nicht sicher“, gab Rafe zu. „Sie war schon immer eine komplizierte Frau.“
„Das sind die besten“, sagte Cord und zwinkerte Hannah zu.
„Hast du einen Rat für mich, Hannah?“, fragte Rafe hoffnungsvoll.
„Als Erstes musst du alles über Schwangerschaft lernen“, begann sie. „Eine Frau macht Veränderungen durch, die man sich nicht vorstellen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Steht sie ihrer Mama nahe?“
„Ihre Mutter ist vor Jahren gestorben.“
„Oh, das arme Ding.“ Erneut fuhr Hannah sich über die Augen. „Eine Frau, die zum ersten Mal schwanger ist, braucht den Rat ihrer Mutter.“
„Du hattest deine Mama auch nicht“, sagte Cord.
„Das stimmt, und ich habe sie so sehr vermisst, dass ich dachte, ich würde es nicht allein schaffen.“
„Gibt es keine Kurse, in denen eine Frau lernt, was sie wissen muss?“, erkundigte Rafe sich.
„Natürlich kann man dort eine Menge lernen. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn die Frau, die einem das Leben geschenkt hat, es einem erzählt. Ich wette, deine Caroline
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