JULIA COLLECTION Band 17
es wehtun, das wusste sie. Sie würde sich mit der Liebe zu ihrem Baby trösten können, wenigstens bis es alt genug war, um nach seinem Daddy zu fragen …
Am liebsten hätte sie kehrtgemacht, um wieder ins Haus zu gehen. Aber wie hätte sie das dann Rafe erklären sollen? Er half ihr auf den Beifahrersitz, eilte um den Wagen und setzte sich ans Steuer.
„Bist du genauso aufgeregt wie ich?“, fragte er und startete den Motor.
„Das kommt darauf an. Wie aufgeregt bist du denn?“
Schmunzelnd fuhr er los. „Ziemlich aufgeregt. Ich habe in der Ausbildung zwar gelernt, wie man ein Kind auf die Welt holt, aber ich bin sicher, im Kurs wird man uns viel mehr beibringen.“
„Bestimmt.“
Rafe runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht?“
„Ich weiß nicht recht, ob ich mich freuen soll“, gestand sie.
„Warum nicht?“
„Was glaubst du?“, entgegnete sie. „Ich bin diejenige, die in ein paar Monaten die Wehen ertragen muss.“
„Hast du Angst? Vor den Schmerzen, meine ich.“
„Ein wenig. Aber nicht mehr als andere Frauen. Hättest du keine Angst?“
„Doch.“ Er drückte ihre Hand. „Aber genau deshalb machen wir ja diesen Kurs, oder? Damit du möglichst wenig Schmerzen hast.“
Sie nickte. „Hoffentlich.“
„Solche Kurse zur Geburtsvorbereitung gibt es schon lange. Wenn sie nichts bringen würden, würde kein Mensch daran teilnehmen.“
Caroline nickte wieder und schwieg, bis sie das Krankenhaus erreichten. Erneut trug Rafe alles bis auf ihre Tasche und nahm ihre Hand, als sie über den Parkplatz gingen. In einem Konferenzraum erwartete sie eine freundliche Frau in mittlerem Alter, die sich als Nancy Kelly, die Kursleiterin, vorstellte.
Als alle Teilnehmer da waren, bat Nancy sie, sich im Schneidersitz im Kreis auf den Boden zu setzen. Danach sollte jeder erzählen, wer er war und was er sich von dem Kurs versprach.
Caroline fiel auf, wie jung die anderen Paare waren. Die meisten waren Anfang zwanzig, eins sogar noch Teenager. Aber alle wirkten sehr verliebt, die Frauen zuversichtlicher und lockerer als sie. Die Männer sahen ungemein stolz aus, auf die werdenden Mütter und auf sich selbst als Väter und fürsorgliche Beschützer ihrer kleinen Familien.
Caroline merkte, wie sie neidisch wurde. Sie kam sich vor wie ein armes Kind, das sich die Nase am Schaufenster platt drückte, weil es die Süßigkeiten dahinter nicht kaufen konnte.
Sie zuckte zusammen, als alle sie ansahen, weil sie an der Reihe war. Sie stammelte ihren Namen. „Und das hier ist … mein Freund Rafe.“
„Warum sind Sie heute Abend hier, Caroline?“, fragte Nancy.
Carolines Mund wurde trocken. Sie befeuchtete die Lippen und räusperte sich nervös. „Na ja, sehen Sie mich doch an. Ist es nicht offensichtlich, warum ich hier bin?“
Alle lachten, und Caroline wurde noch verlegener. Rafe legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube, was Caroline sagen wollte, ist, dass wir hier sind, weil wir die Geburt zu einem möglichst schönen Erlebnis machen wollen.“
Sein Antwort kam dem nahe, was sie gesagt hätte, wenn ihr Gehirn mitgespielt hätte. Dankbar lächelte sie ihm zu. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt und seinen Arm an ihren Schultern gefühlt. Ein einziges Mal in ihrem Leben wollte sie einfach nur so sein wie alle anderen.
Um sich ihre Frustration nicht anmerken zu lassen, nahm sie ihren Block und notierte sorgfältig, was Nancy ihnen erklärte. Danach zeigte die Kursleiterin ihnen einen Film über Schwangerschaft und Geburt. Halb fasziniert, halb entsetzt sah Caroline zu, wie die Frau auf der Leinwand schwitzte und stöhnte, schrie und weinte, während sie die Anweisungen des Arztes, der Schwestern und ihres Mannes befolgte. Das Ganze erschien ihr würdelos und qualvoll, und nicht einmal die Tränen des Glücks, mit denen die Frau sich das Neugeborene in die Arme legen ließ, machten ihr Mut.
Anschließend bat Nancy die Teilnehmer, ihr Fragen zu stellen. Caroline wollte nur nach Hause, um sich im Bett zu verkriechen, und schwieg. Zu ihrer Überraschung hob Rafe die Hand.
„Was sollen wir tun, wenn das Fruchtwasser in der Öffentlichkeit abgeht?“
Kaum hatte Nancy diese Frage beantwortet, da stellte er schon die nächste. Caroline war es peinlich, aber er ließ sich nicht bremsen und fragte nach allen möglichen Komplikationen, die während der Schwangerschaft und bei der Geburt auftreten konnten. Mit ängstlichen Mienen starrten die anderen Teilnehmer ihn an.
Nancy lächelte nur.
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