JULIA COLLECTION Band 17
in der Villa der Stockwells übernachten, sondern im Stadthaus in Grandview. Sie wollte sich ihm nicht aufdrängen, sie wollte nur wissen, dass ihm nichts zugestoßen war. Wenn sie seinen Wagen sah, würde sie wieder heimfahren.
Die Luft im Stadthaus war heiß und stickig. Fluchend ging Rafe ins Schlafzimmer und riss die Fenster auf. Er legte seine Ausrüstung ab, zog sich aus, ging unter die Dusche und ließ sich das Wasser auf Kopf und Nacken prasseln. Gott, war er kaputt.
Sein Partner und der Rest des Teams waren losgezogen, um Percivals Festnahme zu feiern, und er fühlte sich wie ein mürrischer alter Einzelgänger, der sich in seiner Wohnung versteckte. Nach dem Duschen zog er alte Jeans an und ging in die Küche, um eine der Bierflaschen zu holen, die er auf dem Heimweg gekauft hatte. Er ging damit ins Wohnzimmer, setzte sich in den Sessel und griff nach der Fernbedienung.
Gerade hatte er einen Kanal gefunden, der rund um die Uhr Sport sendete, da läutete es an der Tür. Hoffentlich nicht Cord, dachte er. Wenn er nicht reagierte, würde sein Bruder vielleicht aufgeben und wegfahren.
Es läutete wieder, dieses Mal beharrlicher. Erst jetzt fiel Rafe ein, dass er mit weit geöffneten Fenstern und dem Licht an kaum so tun konnte, als wäre er nicht daheim. Leise fluchend marschierte er zur Haustür und riss sie auf. Vor ihm stand Caroline.
„Hallo, Rafe“, sagte sie mit sanfter, zaghafter Stimme.
„Es ist mitten in der Nacht. Du solltest zu Hause im Bett liegen. Was tust du hier?“
„Ich konnte nicht schlafen.“ Verlegen starrte sie auf ihre Hände. „Ich wollte eigentlich nur vorbeifahren, um nachzusehen, ob dein Wagen hier ist. Aber als ich bemerkte, dass überall Licht brennt, dachte ich mir … ich frage dich, wie es dir geht.“
„Es geht mir gut, Caroline.“
„Natürlich.“ In ihren Augen blitzte so etwas wie Schmerz auf, ihre Wangen röteten sich, und sie trat von seiner Tür zurück. „Ich verstehe, Rafe. Tut mir leid, dass ich dich gestört habe. Gute Nacht.“
Sie drehte sich um und ging vorsichtig die fünf Stufen hinab. Jeder Schritt zeugte von einer Erschöpfung, die weitaus größer war als seine. Trotzdem war sie quer durch die Stadt gefahren, um nach ihm zu sehen. So etwas hatte noch niemand für ihn getan. Er konnte ihr wenigstens anbieten, sie heimzufahren.
„Caroline“, rief er. „Warte einen Augenblick.“
Sie schaute über die Schulter, lächelte gezwungen, winkte ihm zu und ging zu ihrem Wagen, wo sie sich mühsam auf den Fahrersitz sinken ließ.
Rafe eilte ihr nach, stieß sich den großen Zeh an der letzten Stufe und humpelte weiter. „Bitte, Caroline“, wiederholte er laut genug, um die Nachbarn zu wecken. „Fahr nicht.“
Als er den Wagen erreichte, war sie wieder ausgestiegen und wartete, einen Arm auf dem Wagendach, den anderen über der Tür. „Was ist?“
„Ich möchte, dass du bleibst. Wenn du willst, meine ich.“ Er fuhr sich durchs Haar. Er war noch immer nicht sicher, ob er über seine Familie reden wollte, aber er wollte auch nicht, dass sie fuhr.
Ihr Blick wanderte über seinen nackten Oberkörper, und als er sein Gesicht erreichte, umspielte ein Lächeln ihre Mundwinkel. „Wolltest du gerade zu Bett gehen?“
Er schaute an sich hinab und grinste. „Nein. Ich wollte mich nach der Arbeit ein wenig entspannen.“
„Lass mich raten. Du hattest ein Bier, einen Sessel und eine Fernbedienung.“
„Woher weißt du?“
„Ich war schon mal bei dir“, sagte sie. „Außerdem ist das typisch Mann. Du bist ein Mann. Reine Logik.“
Schmunzelnd streckte er die Hand aus. „Komm, Honey. Tut mir leid, dass ich so unhöflich war. Bleib eine Weile.“
Sie zögerte lange genug, um ihn nervös zu machen, doch dann schob sie ihre Hand in seine. Hand in Hand gingen sie zum Haus zurück. Er führte sie ins Wohnzimmer und zu der schwarzen Ledercouch, die er sich zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.
Sie sah sich um, und er fragte sich, was sie wohl dachte. Verglichen mit ihrer Einrichtung war es bei ihm geradezu spartanisch.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er und schaltete den Fernseher und alle Lampen bis auf eine aus.
„Nein, danke. Wie war dein Einsatz heute Abend?“
Er setzte sich neben sie, legte einen Arm hinter ihr auf die Lehne und erzählte ihr von Percivals Festnahme, die überraschend einfach verlaufen war, da der Verbrecher angesichts der Übermacht keinen Widerstand geleistet hatte. Caroline hörte aufmerksam zu, nickte
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