JULIA COLLECTION Band 20
Exmänner morgens praktisch aus dem Bett zerren müssen. Frank war bereits als Faulpelz zur Welt gekommen, Barry hatte in der Nachtschicht gearbeitet und dadurch zugegebenermaßen ein Anrecht auf spätes Aufstehen. Rusty dagegen hatte einfach gern lange geschlafen und war abends ausgegangen, um sich beim Glücksspiel und auf Partys zu amüsieren, meistens ohne Sasha.
Larry, ihr erster Ehemann, den sie kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag geheiratet hatte, nachdem sie ihn keine Woche zuvor kennengelernt hatte, hatte nur deshalb lange geschlafen, weil er genau wusste, dass Sasha es nicht ausstehen konnte. Schon als Kind war sie mit dem ersten Sonnenstrahl aufgewacht und voller Energie aus dem Bett gesprungen.
Wenn sie jetzt ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass keiner der Männer, die sie irrtümlicherweise geheiratet hatte, als pflichtbewusst und fleißig hätte gelten können. Selbst ihr Vater, der rotgesichtige, grimmige Addler Parish, hatte seine arbeitsintensive Tabakfarm aufgegeben und war Prediger geworden.
Darin war er fast genauso erfolglos wie als Tabakbauer gewesen. Jeder sagte, der alte Ad war ein böser Mensch, und das hätte Sasha jederzeit bestätigt. Die Arbeitszeiten eines Predigers hatten ihm mehr gelegen. Er hatte nämlich dadurch mehr Zeit, seiner Familie die Gesetze und Regeln einzutrichtern und die zu bestrafen, die dagegen verstießen. Meist war das Sasha gewesen.
Damals hatte sie noch Sally June Parrish geheißen. Ihre überarbeitete Mutter hatte nicht die Kraft gehabt, sich oder ihre Kinder vor der Bösartigkeit ihres Mannes zu schützen. Weder vor seinen Worten, seinen Fäusten noch seinem Gürtel. Sobald Sally June alt genug war, war sie von zu Hause weggelaufen und hatte einen Job bei einem Möbelhändler gefunden, dem sie die Schaufenster dekoriert hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie im Abendstudium Innenarchitektur studiert und sich zu einer gefragten Inneneinrichterin hochgearbeitet.
Zu jener Zeit war sie mit Larry Combs verheiratet gewesen, einem gut aussehenden Taugenichts, der es bei keinem Job länger als ein paar Monate aushielt. Er behauptete immer, er sei überqualifiziert, doch im Grunde hatte er schlichtweg keine Lust zu arbeiten.
Ihr zweiter Ehemann hatte noch besser ausgesehen und war obendrein auch noch sehr clever gewesen. Leider hatte er sich als Gauner entpuppt.
Nach zwei kurzen Ehen hatte sie die Gegend von Greensboro verlassen und war in Richtung Osten gezogen. Und sie hatte noch zwei weitere Exmänner hinter sich gelassen. Keine ihrer Ehen hatte ihr das gegeben, wonach Sasha sich so sehr sehnte: eine liebevolle Familie. Und keine Ehe hatte länger als ein Jahr gedauert. Als sie nach Muddy Landing gezogen war und sich als Innenarchitektin niedergelassen hatte, war aus Sally June Sasha geworden. Und sie hatte den Nachnamen ihres vierten Ehemanns behalten, weil es einfacher war, als noch mal alle Dokumente ändern zu lassen.
Außerdem passte Lasiter gut zu Sasha.
Den Ort Muddy Landing hatte sie sich ausgesucht, weil zu jener Zeit Grundstücke im Currituck County vergleichsweise günstig waren. Das änderte sich schnell, als immer mehr Grundstücke erschlossen wurden, doch für Sasha war die Lage perfekt. Sie war keine Stunde von den Einkaufs- und Geschäftszentren von Norfolk entfernt, und die Outer Banks, wo die Baubranche einen Boom erlebte und es zahllose Jobs für Innenarchitekten gab, waren innerhalb von einer halben Stunde zu erreichen.
Mittlerweile waren fast dreizehn Jahre vergangen. Sasha war jetzt fünfunddreißig und überzeugter Single.
Mit jedem Ehemann hatte sie geglaubt, ihren persönlichen Prinzen gefunden zu haben, doch jedes Mal hatten sie sich als Kerle herausgestellt, die glaubten, mit Designerklamotten, gepflegter Ausdrucksweise, teurem Rasierwasser und einer Rolex ihre Unsicherheit überspielen zu können. Im Gegensatz zu Sasha, die anfangs genauso unsicher gewesen war, hatten diesen Männern der Grips, die rücksichtslose Ehrlichkeit zu sich selbst und der eiserne Wille zum Erfolg gefehlt.
Hin und wieder machte Sasha Scherze über Ehemann Nummer fünf, doch bevor sie sich jemals wieder auf einen Mann einließ, würde sie eher noch auf Haartönung, Make-up und Juwelen verzichten.
Ein paar Minuten blieb sie im Schatten vor dem Jamison-Cottage im Auto, genoss das Frühlingswetter und die belebende Wirkung des starken Kaffees. Es würde sicher nicht länger als eine Stunde dauern, hier im Cottage alles fertig
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