JULIA COLLECTION Band 20
den unbequemen Schuhen an ihren Füßen erkennen. Solche Schuhe mochten zwar sexy aussehen, aber im Grunde waren sie ein Verbrechen an den weiblichen Füßen.
Er schaute sie an. Immer noch klemmte sein Fuß zwischen Tür und Rahmen. Ein exotischer Duft drang in seine Nase, und unwillkürlich holte er genießerisch tief Luft.
„Sie sind schon so gut wie tot“, stellte die Frau nüchtern fest. „Zwei Türen weiter wohnt ein Deputy. Den brauche ich nur anzurufen.“
„Soll ich Ihnen dafür mein Handy leihen?“ Er tat so, als wolle er es aus der Tasche ziehen, obwohl er genau wusste, dass es noch im Jeep lag.
Ganz langsam lockerte sie den Griff ihrer rot lackierten Finger an der Tür.
„Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen, und dann verschwinden Sie. Ich gebe Ihnen dreißig Sekunden, dann rufe ich Darrell an.“
Jake hätte sie vielleicht etwas ernster nehmen können, wenn die Wimperntusche nicht bis über die Wangen hinab verwischt gewesen wäre. Jedenfalls hoffte Jake, dass es welche war, denn sonst blieb als Erklärung für diese blauschwarzen Flecken nur eine schwere Misshandlung übrig. Das rote Haar lag an einer Seite flach an und stand an der anderen wild vom Kopf ab, als sei sie gerade aufgestanden.
Traf sie sich vielleicht hier mit Jamison? Hatte Jake sie in flagranti erwischt? Der Duft dieses Parfüms zumindest erinnerte an wilden Sex in einem tropischen Garten.
Aber würde diese Frau sich so anziehen, wenn sie ihren Liebhaber erwartete?
Andererseits sah sie auch in diesem missglückten Halloween-Kostüm so gut aus, dass jeder Mann bei dem Anblick an nichts anderes als zerwühlte Laken und feuchte, seidige Haut denken konnte.
„Wären Sie so freundlich, Ihren Fuß zu entfernen?“
Grünbraune Augen. Jake hätte schwören können, durch das Teleobjektiv blaue gesehen zu haben, doch da hatte er sich vielleicht auch geirrt. „Mrs. Lasiter, ich wollte nur sichergehen, dass Sie …“
Verblüfft riss sie die Augen auf. „Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Ich besitze ein kleines Unternehmen für Gebäudeschutz und habe im Zusammenhang mit einem Auftrag Ihr Autokennzeichen überprüfen müssen. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie auf der Veranda am Strand erschreckt habe. Ich wollte Ihnen lediglich versichern, dass Ihnen von mir keinerlei Gefahr droht.“ Das alles stieß er in einem einzigen Atemzug hervor und hoffte, dass sein Fuß nicht noch mehr zusammengequetscht wurde.
Jake Smith, dachte Sasha. Und das soll sein echter Name sein? Eigentlich wollte sie ihm trauen. Bereits im Gegenlicht hatte er beeindruckend ausgesehen, aber jetzt aus der Nähe …
Egal, wie er auf sie wirkte, sie brauchte keinen Mann in ihrem Leben. Ich will es nicht, ich brauche es nicht, und ich möchte nicht einmal daran denken, sagte sie sich. Sie war mit rasenden Kopfschmerzen nach Hause zurückgekehrt und hatte festgestellt, dass Tabletten allein da nicht mehr halfen. Trotzdem hatte sie drei Pillen geschluckt und mit Milch hinuntergespült. Ohne sich abzuschminken, hatte sie sich ausgezogen und ihren ältesten, bequemsten Kaftan hervorgeholt. Dann hatte sie sich aufs Bett fallen lassen und sich Packungen mit gefrorenen Erbsen auf die Augen gedrückt.
„Nur damit Sie es wissen“, erklärte der Mann, „ich werde wahrscheinlich wieder dort auftauchen. Mein Job ist noch nicht beendet.“
Trotz ihrer Benommenheit und der Schmerzen fiel Sasha auf, wie gut der Mann aussah. Sein gebräuntes Gesicht wirkte durch die zahlreichen Lachfältchen noch attraktiver. Am Kinn zeichnete sich unter den Bartstoppeln ein Grübchen ab. In seinem dunklen Haar zeigten sich vereinzelt ein paar graue Haare. Anscheinend hatte er ein Alter erreicht, in dem Männer entweder aus der Form gerieten oder zu etwas wirklich Besonderem heranreiften.
Dieser hier war eindeutig von der letzteren Sorte.
„Nur damit Sie es wissen, auch mein Job ist noch nicht beendet.“ Endlich fand sie die Sprache wieder.
Er trat einen Schritt zurück und konnte so seinen Fuß befreien. Sasha wartete erst gar nicht ab, dass er sich umdrehte, sondern schlug wortlos die Tür zu.
2. KAPITEL
Jake konnte beim Autofahren nicht essen. Deshalb ließ er sich beim Imbiss eine gemischte Grillplatte einpacken und fuhr nach Manteo zu sich nach Hause, hörte während der Fahrt eine CD und dachte über diese ungewöhnliche Frau nach, der er gerade begegnet war.
Sasha Lasiter, das klang gut. Jake fragte sich, ob das ihr richtiger Name war. Auf der Veranda war ihm als
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