JULIA COLLECTION Band 20
Marty ihre sorgfältig manikürten Hände.
„Na wunderbar, als Nächstes rätst du mir noch, in der Küche eine Gummischürze zu tragen, um meine Kleidung zu schonen.“
„Ja, und? So eine Gummischürze, und darunter nur ein Bikini-Oberteil und ein Strumpfhalter …“ Marty kicherte.
Prüfend blickte Sasha auf ihre restlichen glänzend roten Nägel. „Gibt es künstliche Fingernägel eigentlich auch kurz und natürlich? Ich habe euch doch von meinem Schuh erzählt, oder? Dem pinkfarbenen mit den schmalen Riemchen?“
Verständnislos schüttelte Marty den Kopf. „Ich habe dich schon so oft gewarnt. Diesmal hast du dir nur den Knöchel verstaucht, aber beim nächsten Mal brichst du dir vielleicht das Genick. In solchen Schuhen kann man nicht einmal richtig laufen, geschweige denn Treppen steigen. Aber du kletterst damit auf irgendwelche Holzveranden.“
„Mach’s wie ich“, warf Faylene ein. „Ich weiß, wie man sich vernünftig zur Arbeit anzieht.“
Seit Menschengedenken trug Faylene jeden Sommer weiße Leinenschuhe, weiße Shorts und eine hautfarbene Stützstrumpfhose, meistens mit einem pinkfarbenen Oberteil dazu.
„Wir müssen alle das Beste aus unseren natürlichen Vorzügen herausholen. Ich habe zufällig zierliche Füße, hübsche Knöchel und schönes Haar.“ Sasha strich sich durch die Haare.
„Dein Haar? Natürlich? Und Mount Rushmore ist auch natürlich entstanden, ja?“
„Außerdem“, sagte Sasha, ohne auf Martys Einwurf einzugehen, „steige ich gar nicht so oft Treppen hinauf. Ich hatte nur noch ein paar dieser Cottages auf Mängel zu überprüfen, bevor sie für die neue Saison vermietet werden. Und wer würde so eine Aufgabe einer schäbig aussehenden Innenarchitektin anvertrauen?“
„Wir sprechen hier doch nicht von schäbig, sondern von vernünftig. Weiße Jeans, ein Trägershirt, Flipflops und vielleicht ein Schultertuch von Hermes. Damit wärst du schick.“
„Genau, und ich würde wie jede andere Frau am Strand aussehen. Na ja, mal abgesehen von dem Hermes-Tuch.“ Sasha seufzte.
Im Laufe ihres Lebens hatte sie ihr komplettes Outfit ungefähr ein Dutzend Mal komplett geändert, und nun hatte sie ihren persönlichen Stil gefunden. Silikon und Botox-Behandlungen waren nicht ihr Ding, doch wenn sie ernsthafte Probleme mit Zellulitis oder einem Doppelkinn bekommen würde, dann hätte sie auch nichts gegen plastische Chirurgie einzuwenden.
„Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch eine Ladung Wäsche waschen“, verkündete Faylene. „Heute Abend komme ich dann noch mal vorbei und packe sie in den Trockner. Wag es bloß nicht, einen Fuß in meine Waschküche zu setzen, hörst du?“
„Wann hätte ich das je gewagt?“ Sasha lachte.
„Ich habe nachgedacht“, mischte Marty sich ein. „Meinst du nicht, wir könnten die beiden auf dem Kirchenbasar zusammenbringen? Dort gibt es auch Stände mit Essen und Trinken, fast wie bei den Box suppers.“
„Jake wohnt in Manteo, da wird er wohl kaum wegen eines Kirchenbasars hierherkommen.“
„So weit entfernt ist Manteo doch gar nicht. Außerdem wird für das Sommercamp für Kinder aus armen Familien gesammelt. Wenn er tatsächlich ein so guter Kerl ist, wie du behauptest, dann wird er kommen.“
„Habe ich das behauptet?“
Im Hintergrund ertönte das Rumpeln der Waschmaschine.
„Na, zumindest hast du es angedeutet.“ Fragend hob Marty eine Augenbraue.
„Wie machst du das nur?“ Lächelnd schüttelte Sasha den Kopf. „Das mit der einen Augenbraue.“
„Das ist leicht. Du könntest das auch, wenn deine Augenbrauen echt wären und nicht nachgezogen.“
Faylene gesellte sich wieder zu ihnen und trocknete sich die Hände an der Shorts. „Die gute Sasha hat sich in ihrem Leben zu oft die Körperhaare entfernen lassen. Beim letzten Mal haben sie einen Fehler gemacht und ihr nicht nur die Beinhaare, sondern auch gleich die Augenbrauen entfernt und was weiß ich nicht noch alles. Wie sieht’s denn jetzt in deiner Bikinizone aus, du Arme?“
Sasha warf mit einem Kissen nach ihr. Alle drei Frauen mussten lachen, hörten jedoch abrupt auf, als das Telefon klingelte.
Faylene saß am nächsten. „Soll ich rangehen?“
„Das wäre lieb.“
„Hier bei Lasiter, Faylene am Apparat.“
„Wer ist dran?“, fragte Sasha leise. Obwohl sie jeden Vertreter und Meinungsforscher brüsk abwimmelte, rief doch immer wieder jemand bei ihr an, der sie zu bestimmten Themen befragen oder ihr etwas verkaufen wollte.
Faylene
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