JULIA COLLECTION Band 20
Sosehr Sasha auch nachbohrte, Jake verriet ihr kaum etwas über seinen Job als Privatdetektiv. Im Grunde wollte Sasha allerdings auch mehr über ihn selbst erfahren als über seine Arbeit. Trotz ihrer Erfahrung mit dem anderen Geschlecht war ihr noch kein Mann begegnet, der sie so faszinierte wie Jake. Er war fürsorglich, ohne sie zu bevormunden. Er war sexy, ohne sie zu bedrängen. Dennoch konnte Sasha ihm kaum einen Blick zuwerfen, ohne sich zu fragen, wie er wohl als Liebhaber sein mochte.
Als ihnen ein Tisch mit Blick aufs Meer zugewiesen wurde, lief Sasha schon das Wasser im Mund zusammen, und das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Vielleicht war das eine Nebenwirkung der Schmerzmittel, die sie nur am ersten Tag genommen und dann abgesetzt hatte.
Sobald sie saßen, wandte Sasha sich an die Kellnerin. „Ich fange mit dem Dessert an, und wenn ich anschließend noch Hunger habe, esse ich irgendetwas Gesundes. Bringen Sie mir bitte ein Stück Zitronenkäsekuchen.“
Lächelnd sah Jake sie über den Tisch hinweg an. „Seltsam, aber das überrascht mich überhaupt nicht.“
Den Blicken nach zu urteilen, die die Kellnerin Jake zuwarf, war Sasha hier nicht die Einzige, die ihren Appetit am liebsten mit diesem Mann gestillt hätte.
Ohne einen Blick in die Speisekarte bestellte Jake sich eine Portion Austern. Fast hätte Sasha ihn gefragt, ob es stimmte, was man sich über die Wirkung von Austern erzählte, doch sie beherrschte sich noch, bevor sie sich und ihn in Verlegenheit bringen konnte.
„Sie meinen es also ernst“, sagte er, als die Kellnerin wieder gegangen war, „dass Sie das Dessert zuerst essen.“
Sasha schlug die Augen mit den falschen Wimpern nieder. „Ich meine es immer ernst.“
Wortlos blickte er sie an, und als sie weiter mit den Wimpern klimperte, mussten sie beide lachen.
„Bitte bringen Sie mich nicht zum Lachen, sonst verrutschen mir diese Dinger noch.“
„Heißt das, diese endlos langen Wimpern sind nicht echt?“
„Und ob. Sie sind die echtesten Wimpern, die man für Geld bekommen kann, aber der Kleber hält nicht, wenn man lacht oder weint.“
Leise lachend schüttelte Jake den Kopf, und Sasha strahlte ihn an. Im Flirten war sie Expertin.
„Möchten Sie Kaffee zum Kuchen?“ Die Kellnerin stellte ihr den Kuchen hin, doch ihr Blick blieb dabei an Jake hängen. Das regte Sasha unglaublich auf. Hier am Strand liefen doch Dutzende von gebräunten, erblondeten Surfern mit tief sitzenden Badehosen herum. Was war denn da so spannend an einem vollkommen bekleideten Mann mit Lachfältchen und grau meliertem Haar?
Sasha seufzte, und Jake nickte. „Bringen Sie ihr bitte einen entkoffeinierten.“
Aus Höflichkeit wartete Sasha, bis die Kellnerin verschwunden war. „Ich trinke nie entkoffeinierten Kaffee.“
„Ist aber gesünder. Lady, Sie brauchen einen Aufpasser.“
„Danke, aber das habe ich bereits ausprobiert. Vier Mal, um genau zu sein.“
Fast verschluckte Jake sich an seinem Eiswasser. „Was haben Sie vier Mal gemacht?“
„Vier Mal dachte ich, ich hätte den geeigneten Aufpasser für mich gefunden, aber ich musste ihn jedes Mal reklamieren.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Jake diese Mitteilung verdaut hatte. „Sie meinen, Sie hatten vier … Beziehungen? Das ist eigentlich nicht sonderlich ungewöhnlich.“ Trotzdem sah er aus, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen.
„Nein, keine Beziehungen. Ehemänner.“
Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Die Kellnerin brachte Jakes Austern und blickte fragend zu Sasha, die ihr Stück Kuchen erst zur Hälfte aufgegessen hatte. „Ich hätte mir Eiscreme dazubestellen sollen. So süßer Kuchen braucht als Ausgleich Eis.“ Als die junge Kellnerin immer noch unsicher am Tisch stehen blieb, sagte Sasha zu ihr: „Ach, bringen Sie mir einen Salat. Irgendeinen, Hauptsache, er ist schrecklich gesund.“
Eigentlich hätte sie sich denken können, dass Jake das Thema nicht so einfach auf sich beruhen lassen würde. Sobald die Kellnerin fort war, beugte er sich vor. „Und jetzt noch einmal für Begriffsstutzige: Sie waren vier Mal verheiratet?“
Sie versuchte es noch mal mit dem unschuldigen Augenaufschlag, aber diesmal konnte sie ihn damit nicht aus der Ruhe bringen. „Das klingt ja so, als sei ich Lucretia Borgia. Ich habe niemanden umgebracht, ich habe mich lediglich scheiden lassen.“ Sie neigte den Kopf zur Seite. „Wieso sehen Sie mich jetzt so an? Ich habe vier Fehler gemacht, das stimmt. Na und?
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