JULIA COLLECTION Band 20
Haben Sie niemals einen Fehler begangen?“
„Mehr als genug. Ich habe diese Fehler nur nie geheiratet.“
„Sie sind also nicht verheiratet?“
„Das war ich einmal, aber das war kein Fehler. Rosemary war das Beste, was mir je passiert ist. Ohne sie hätte ich jetzt nicht meinen Sohn.“
Lächelnd blickte sie ihn an. „Sie haben einen Sohn? Dann sind Sie ein sehr glücklicher Mensch, aber das wissen Sie sicher. Ich habe mir immer ein Kind gewünscht.“
Jake nickte nur. Er wollte schon fragen, wieso sie mit keinem ihrer vier Ehemänner Kinder bekommen hatte, doch dann beschloss er, dass ihn das nichts anging. Außerdem gehörte das nicht zu den Fragen, die ein Mann einer Frau stellte, die er kaum kannte. Und die er auch nicht näher kennenlernen wollte.
„Erzählen Sie mir von Ihrem Sohn.“ Sasha tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab.
In Ordnung, dachte Jake. Immer noch besser, als über das zu reden, was mich wirklich interessiert, nämlich, wieso keiner ihrer vier Ehemänner es geschafft hat, Sasha für sich zu behalten.
„Ich könnte damit anfangen, dass er all das hat, was ein Mann sich von einem Sohn wünschen kann.“ Sein Blick ging über ihre Schulter hinweg zu dem großen, mit Salzwasser beschlagenen Fenster. Zwischen den Dünen konnte man den Ozean erkennen. „Ich wünschte nur, er würde nicht ins Ausland gehen.“
Als ihm klar wurde, dass Sasha ihn schweigend musterte, versuchte er, seine Sorgen zu verdrängen, doch dazu war es wahrscheinlich zu spät.
„Ich habe Ihnen von meinem Bruder erzählt, erinnern Sie sich?“
Jake nickte. Merkwürdig, dass er ihr von seinen größten Befürchtungen erzählen wollte. Fremden gegenüber war er noch nie sehr aufgeschlossen gewesen. Er kannte Sasha ja kaum, und er konnte sich gut vorstellen, was seine Mutter von einer Frau gehalten hätte, die bereits vier Mal verheiratet gewesen war.
Das Urteil seiner Großmutter wäre noch viel drastischer ausgefallen.
Doch Jake vermutete, dass sich unter all dem Make-up und hinter der Fassade eine völlig andere Frau verbarg. Eine Frau mit Schwächen, die ihre wunden Punkte ein bisschen zu stark zu verstecken versuchte. Und diese Frau hätte sicher auch seiner Mutter und seiner Großmutter sehr gefallen, falls sie sie jemals kennengelernt hätten.
„Möchten Sie noch mehr Kaffee?“ Jake suchte nach einem unverfänglicheren Thema.
„Habe ich schon erwähnt, dass ich auch Zwillingsschwestern habe? Annette und Jeanette. Sie sind fast zehn Jahre jünger als ich, beide glücklich verheiratet und haben Kinder.“ Sie wartete einen Moment und fügte dann hinzu: „Jede in erster Ehe, falls Sie das interessiert. Nicht alle von uns brauchen so viele Anläufe zum Glück. Meine Mutter hat zwar nach dem Tod meines Daddys noch einmal geheiratet, aber zu dem Zeitpunkt war sie fast fünfzig. Ihr zweiter Ehemann züchtet Lamas in Colorado und ist so sanft wie ein Lamm.“
Das alles brauche ich gar nicht zu wissen, dachte Jake, aber offenbar drängte es Sasha, jemandem davon zu erzählen. Eigentlich eine seltsame Bemerkung, dass ihr Stiefvater so sanft wie ein Lamm sei.
„Der einzige Nachteil ist, dass sie alle so weit weg wohnen.“
Sie seufzte. „Anne lebt in Birmingham und Jeanie in Tampa. Ich habe die beiden seit über einem Jahr nicht mehr gesehen.“ Sie spielte mit der Gabel und zeichnete kleine Quadrate in den klebrigen Kuchenboden. „Komisch. Jetzt bin ich endlich in der Lage, ihnen zu helfen, aber jetzt brauchen sie mich nicht mehr.“ Entnervt verdrehte sie die Augen. „Das klingt bestimmt alles ganz entsetzlich. Kann mein ganzes Gejammer bitte aus dem Protokoll gestrichen werden?“
Jake hätte fast aufgelacht. Er wollte gerade etwas sagen, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Ein Blick auf die Nummer des Anrufers ließ ihn schlucken. Timmy rief wahrscheinlich an, um sich zu verabschieden. Seine Einheit war jetzt schon seit über einer Woche auf Abruf. „Entschuldigen Sie mich einen Moment.“
Sasha wollte sich aus Diskretion auf die Toilette zurückziehen, doch als sie aufstand, schmerzte ihr Fuß so sehr, dass sie sich wieder auf den Stuhl fallen ließ. Stattdessen aß sie weiter von ihrem Stück Kuchen und tat so, als habe sie noch nie etwas Faszinierenderes als diesen viel zu süßen Kuchen gegessen. Gleichzeitig gab sie sich alle Mühe, nicht zuzuhören.
Jake schwieg lange, ehe er sagte: „Um Himmels willen, Timmy, das ist …“
Er sprach also mit seinem Sohn und nicht mit
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