JULIA COLLECTION Band 20
drückte den Hörer an ihr pinkfarbenes, mit Pailletten besetztes T-Shirt. „Der Mann sagt, er heiße Smith. Ich glaube, er ist es“, flüsterte sie laut. „Er sagt, er kommt heute Nachmittag, um dich zu deinem Wagen zu fahren.“ Nachdem sie aufgelegt hatte, lächelte sie Sasha vielsagend zu. „Hast du nicht gesagt, der Kerl heiße Smith, den du für Lily ausgeguckt hast? Der klang für mich eher nach einer Zwölf als nach einer Elf. Ich gehe mal schnell in die Waschküche, ich glaube, ich habe den Weichspüler vergessen.“
„Auf ihn, Mädchen!“ Marty stieß die Faust in die Luft. „Wenn du ihn schon hierhast, kannst du ihm ja auch von dem Basar erzählen. Aber lass ihn nicht vom Haken.“ Bekräftigend nickte sie. „Manche Frauen sagen ja, man muss sie abwechselnd einfangen und wieder loslassen, aber davon halte ich überhaupt nichts.“
Jake strich sich über das frisch geschnittene Haar, als er den Friseursalon verließ. Kurz zuvor hatte er Mrs. Jamison erreicht, die ihm mitgeteilt hatte, er brauche ihren Mann nicht mehr zu observieren. Das alles sei ein Irrtum gewesen.
Na klar, dachte Jake, bis zum nächsten Streit.
Trotzdem wollte er nicht, dass Sashas Cabrio dort noch länger stand. Wenn jetzt die Feriengäste kamen und Partys feierten, war der Wagen da nicht mehr sicher.
Jetzt fuhr Jake schon den zweiten Tag in Folge nach Muddy Landing, ohne sich um zwei mögliche neue Aufträge zu kümmern oder die Handwerker bei ihren Malerarbeiten zu überwachen. Außerdem machte er sich um seinen Sohn Sorgen, dessen Einheit jeden Tag in ein Krisengebiet verschifft werden konnte. Dazu kam noch die scheinbare Versöhnung der Jamisons, der er nicht recht traute.
In jedem Fall würde er Miss Martha bitten, den Vorschuss von Mrs. Jamison zurückzuüberweisen.
5. KAPITEL
Marty hatte Sasha einen Nudelauflauf gebracht und in den Kühlschrank gestellt. Bei ihrer Körpergröße und ihrer Figur brauchte Marty beim Essen nie auf die Kalorien zu achten. Faylene hatte eine Dose Corned Beef und einen Kopfsalat aus Bob Eds Garten beigesteuert, was Sasha auch lieber war, denn was Faylene kochte, war selten genießbar.
Also bestand für Sasha eigentlich kein Grund, Jakes Einladung zum Mittagessen in einem Meeresfrüchte-Restaurant auf dem Weg nach Kitty Hawk anzunehmen.
„Ich habe heute nur gefrühstückt“, erklärte er. „Geht es Ihrem Knöchel denn wirklich besser?“
Auf die Frage nach dem Knöchel ging sie erst gar nicht ein. „Ich habe heute auch nur gefrühstückt, und das ist schon ziemlich lange her. Ich bin Frühaufsteherin.“
Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass ihr Fuß immer noch wehtat, und seit drei Tagen war ihr Schlafrhythmus vollkommen durcheinandergeraten. Am Tag zuvor war sie tagsüber immer wieder auf dem Sofa eingeschlafen und hatte dann die halbe Nacht wach im Bett gelegen. Als sie dann doch endlich eingeschlafen war, hatte sie wild geträumt.
Und wie!
Als sie Jake die Tür geöffnet hatte, war sein Blick langsam an ihrem Körper hinab zu ihrem Fuß geglitten. Am liebsten hätte Sasha ihn dafür geohrfeigt. Zur Abwechslung trug sie an diesem Tag eines ihrer wenigen vernünftigen Paar Schuhe. Die Schuhe mit der sechs Zentimeter hohen Plateausohle und den geblümten Riemchen waren nämlich die einzigen, die sie über den Verband bekam.
Seinem Blick nach zu urteilen, hielt er das für genauso unvernünftig, als wenn Sasha ihm auf Stelzen die Tür geöffnet hätte. Aber vielleicht bildete sie sich das auch alles nur ein.
Fürsorglich hatte er ihr in den Jeep geholfen, wobei seine Hand länger als nötig auf ihrem Arm gelegen hatte. „Hören Sie, wenn Sie sich dazu noch nicht in der Lage fühlen, dann sagen Sie es einfach. Ich habe Ihnen ja bereits angeboten, dass Hack Ihren Wagen nach Muddy Landing zurückfahren kann. Für ihn liegt das praktisch auf dem Weg, denn er wohnt in Moyock. Bestimmt würde sich ein Weg finden, wie er mit dem Wagen zu Ihnen und dann auch weiter kommt.“
Sasha hatte ihm versichert, dass es ihr schon sehr viel besser ging. Das war auch nicht gelogen, zumindest war es ihr bereits besser gegangen, bis sie es mit dem Laufen übertrieben hatte. Sie war ins Dachgeschoss ihres Hauses gestiegen und hatte ein paar alte gerahmte Anzeigen für Medikamente aus den Zwanzigerjahren herausgesucht, mit denen sie das Wartezimmer einer Arztpraxis dekorieren wollte.
Auf dem Weg nach Kitty Hawk sprachen sie fast ausschließlich über Sashas Arbeit als Innenarchitektin.
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