JULIA COLLECTION Band 20
setzte dann ein Stück zurück. Er stellte den Motor aus und öffnete die Fahrertür. Neben der Holztreppe, die zur Haustür führte, stand eine riesige Gardenie in voller Blüte und verströmte ihren Duft.
„Wollen Sie hier draußen warten?“
Zum ersten Mal seit dem Restaurant sprach er Sasha direkt an, und sie nutzte die Gelegenheit. „Können Sie mir eventuell in wenigen Worten erklären, was hier überhaupt vorgeht? Wenn es sich um eine Geiselnahme handelt, bleibe ich lieber draußen, aber ich könnte den Motor laufen lassen, falls Sie schnell fliehen müssen.“
Jake lehnte sich auf seinem Sitz zurück und schloss die Augen. „Entschuldigen Sie. Kommunikation ist anscheinend nicht unbedingt meine Stärke. Also ganz kurz: Vor fünfeinhalb Wochen hat ein Mädchen ein Baby bekommen, und sie schwört, es sei von Tim. Es sei am Wochenende des Labour Day letztes Jahr passiert. Seitdem haben sie ein paar Mal miteinander gesprochen, aber Tim sagt, er habe sie nicht mehr gesehen.“
„Glauben Sie, sie sagt die Wahrheit?“
Jake ließ die Schultern sinken und sah schlagartig älter aus. Seltsamerweise wirkte sich das nicht auf seinen Sexappeal aus. Sasha wollte nichts lieber tun, als ihn in die Arme nehmen und irgendwie trösten. Die Art und Weise hätte er frei wählen dürfen.
Lernte sie eigentlich niemals dazu?
„Also, ich glaube, dass sie die Wahrheit sagt.“
„Wieso?“
„Sie hat kein Geld von ihm gefordert und ihn auch nicht zu einer Ehe gedrängt. Jetzt hat sie ihm lediglich mitgeteilt, was sie vorhat. Laut Tim hat sie mit einer Frau in Norfolk Kontakt aufgenommen, die sich um unerwünschte Babys kümmert und ihnen ein liebevolles Zuhause vermittelt.“
„Sie meinen eine Agentur für Adoptionen?“
Jake hob die Schultern. „Wahrscheinlich eine private Organisation. Tim hat gemeint, sie solle damit warten, bis er mit mir gesprochen hat. Er selbst kann sich nicht um das Baby kümmern. Ich zwar auch nicht, aber ich schwöre Ihnen, dass ich nicht zulassen werde, dass irgendjemand meine Enkelin verkauft.“
„Wie viel Zeit bleibt uns?“
Jetzt wandte er sich zu ihr. „Wir? Das betrifft nur mich, diese Frau und meine Enkeltochter. Sasha, das alles tut mir sehr leid. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie zu Ihrem Auto bringe, sobald ich das hier geklärt habe.“
„Ach, reden Sie doch keinen Blödsinn!“
Über ihre Empörung musste Jake trotz seiner Sorgen fast lächeln. „Tja, vielleicht könnten Sie, während ich dort drin bin, schon mal eine Liste erstellen, was ich so alles für ein Baby brauche. Windeln, Fläschchen, Autobabysitz.“
Er machte die Tür auf und wandte sich noch einmal zu Sasha um. „Verdammt, haben die Kids von heute denn noch nichts von Verhütung gehört? Tim sagt, sie war zu dem Zeitpunkt erst siebzehn. Das ist in der Tat sehr jung dafür!“
Als ob er bereits geahnt habe, dass Sasha nicht im Auto bleiben würde, kam Jake zur Beifahrertür, als Sasha gerade aussteigen wollte. Er fing sie auf, bevor sie hinfallen konnte, und drückte sie einen Moment an seine Brust, fast so, als brauche er diesen Kontakt jetzt genauso wie sie.
„Jeeps mit Vierradantrieb sind nicht für Leute mit Fußproblemen konzipiert worden.“ Atemlos rückte sie etwas von ihm ab. Dieser Mann strahlte genug Hochspannung aus, um einen ganzen Hochseekreuzer mit Strom zu versorgen.
Jake führte sie durch den ungepflegten Vorgarten zu dem Haus. „Kommen Sie, stürzen wir uns in den Kampf.“
Sie betraten die Veranda, auf der zwei schmutzige Flipflops eine Tomatenpflanze halb aus ihrem Blumentopf drückten. Sasha hielt Jake am Arm fest. „Das hört sich jetzt vielleicht unpassend an, aber Sie sollten wissen, dass ich eine Menge Geld besitze.“
Der Blick, den er ihr zuwarf, hätte jede Pflanze auf der Stelle vertrocknen lassen, doch Sasha wusste, welche Sorgen ihn bedrängten. Wortlos wandte er sich ab und drückte erst auf die Klingel, um dann ungeduldig an der Fliegentür zu rütteln. Aus dem Haus erklang dröhnende Rap-Musik. Jakes Blick verfinsterte sich.
„Womit hatten Sie denn gerechnet? Mit Schlafliedern? Auch wenn sie jetzt Mutter ist, ist sie doch immer noch ein Teenager.“
Das Mädchen, das auf der anderen Seite der teilweise zerrissenen Fliegentür auftauchte, sah aus, als könne es dringend ein paar Pfunde mehr, etwas Sonne und einige Stunden Schlaf gebrauchen.
„Ich bin Tims Dad. Er hat Ihnen mitgeteilt, dass ich kommen werde. Wo ist sie?“
Die junge Frau musterte sie beide
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