JULIA COLLECTION Band 20
her.
„Wahrscheinlich werden wir die Kleine noch oft genug zu Gesicht bekommen, wenn die Malerarbeiten bei Jake nebenan erst fertig sind.“ Martha Blount sprach nur ganz leise. „Zuerst sind hier die Büroräume gestrichen worden, und seither schläft er in seinem Büro.“ Mit dem Kopf deutete sie zu der Tür, hinter der er verschwunden war. „Da ist vielleicht genug Platz für ein Babybett. Oder ich nehme sie zu mir nach Hause und bringe sie jeden Morgen mit zur Arbeit.“
„Das haben wir alles bereits geregelt“, log Sasha.
Schwitzend und leise fluchend kehrte Jake aus seinem Büro zurück.
„Pscht, Jake“, machte Sasha. „Kleine Menschen haben große Ohren.“
Hack blickte von seinem Arbeitstisch auf. „Das habe ich vergessen zu sagen, Boss. Ich habe die Klimaanlage auseinandergenommen, um herauszufinden, woher dieser Lärm kommt.“
Als das Baby zu weinen anfing, sagte Miss Martha: „Wenn Sie ein Fläschchen für sie haben, könnte ich …“
Den Rest wartete Sasha gar nicht erst ab, sondern hastete zurück zum Auto, um alles Nötige zu holen. Wenn Peaches jetzt Hunger hatte, dann musste sie auch sofort gefüttert werden.
„Anscheinend haben Sie tatsächlich ein Problem“, sagte sie ein paar Minuten später zu Jake und legte sich das Baby an die Schulter. „Am besten rufe ich mir ein Taxi und fahre mit der kleinen Schönheit hier zu mir nach Hause. Den Rest der Sachen können Sie dann nach der Arbeit bringen. Oder vielleicht morgen.“ Zumindest einen Versuch wollte Sasha machen. Den Mutigen gehörte schließlich die Welt.
„Bleiben Sie hier sitzen, ich bin in einer Minute fertig.“
Zehn Minuten später saßen sie wieder im Auto und fuhren nach Norden.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte Sasha sich leise.
„Bestens“, erwiderte er.
Das klang nicht gut. „Und worum ging es bei Ihnen im Büro?“ Fast rechnete sie damit, dass er ihr sagte, das gehe sie nichts an. Das stimmte zwar, aber im Moment hingen Jakes Angelegenheiten und ihre so eng miteinander zusammen, dass es schwerfiel, eine Trennlinie zu ziehen.
„Die Maler können die Haushälfte, in der ich wohne, erst gegen Ende der Woche fertig machen. Von irgendeinem heiratet die Tochter, und da sind alle Kollegen eingebunden.“
„Und deshalb regen Sie sich so auf? Wegen einer Hochzeit?“
„Die Jamisons haben sich wieder versöhnt.“
Allmählich bekam Sasha einen Überblick. Den Jamisons gehörte das Driftwinds-Cottage. Über ihr Privatleben wusste Sasha nichts, doch offenbar hatte Jake damit zu tun. „Ist das denn schlimm?“, hakte sie nach einigen Minuten nach, weil Jake nichts weiter erklärte. Das Baby schlief satt und zufrieden in seinem Babysitz. „Wo liegt denn das Problem, wenn sie sich versöhnen?“
Einen Moment lang überlegte sie, ob diese Friedensverhandlungen auch auf ihren Auftrag bezüglich des Cottage Auswirkungen hatten. Wahrscheinlich nicht, schließlich war sie von der Ferienhausagentur beauftragt worden und musste ihre Arbeit lediglich beendet haben, wenn die Urlaubszeit begann. Das Cottage musste nur noch einmal gelüftet werden, doch abgesehen davon konnte es wieder vermietet werden.
„Das Problem liegt darin, dass ich dem neuen Frieden der Jamisons nicht traue“, erklärte Jake. „Ich habe einen Vorschuss akzeptiert, und bislang kann ich keinerlei Ergebnisse vorweisen.“
„Wonach suchen Sie denn?“
„Ich brauche handfeste Beweise, damit er seine Frau bei einer Scheidung nicht über den Tisch ziehen kann. Das Haus und auch das Cottage gehören ihnen beiden, aber gebaut wurde alles mit dem Geld meiner Mandantin. Jamison bewirbt sich um Ämter in der Politik, aber bislang immer vergeblich. Die beiden streiten sich ständig und versöhnen sich wieder, und genau deshalb glaube ich nicht, dass der jetzige Frieden von Dauer ist.“
Eine Weile dachte Sasha darüber nach. Sie musste an ihre eigenen Scheidungen denken, doch die ließen sich nicht mit diesem Fall vergleichen. Dann dachte sie an den Mann neben sich, an seine muskulösen, leicht gespreizten Schenkel auf dem Ledersitz des Autos. Er wirkte völlig entspannt und gelassen. Selbst wenn er bis zum Hals in Problemen steckte, schien er nicht in Panik zu geraten.
Unwillkürlich fragte Sasha sich, ob er in jeder Lebenslage dieses Minimum an Energie einsetzte. „Und was werden Sie jetzt tun? Zahlen Sie den Vorschuss zurück?“
„Das habe ich vor, aber Sorgen bereitet mir etwas anderes.“ Sie sprachen leise, um das schlafende Baby auf
Weitere Kostenlose Bücher