JULIA COLLECTION Band 20
dem Rücksitz nicht aufzuwecken. „Ich habe so ein Gefühl, dass das letzte Kapitel dieser Geschichte noch nicht geschrieben ist. Sobald Ihr Cabrio nicht mehr vor dem Haus steht, könnte Jamison dort auftauchen, um sich ein letztes Mal mit seiner Geliebten zu treffen. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Cottage ab dem nächsten Wochenende die ganze Saison über durchgehend vermietet.“
„Aber wenn er eine Affäre hat, wieso sollte er es riskieren, sich mit seiner Geliebten in seinem eigenen Cottage zu treffen? Würde er für solche Treffen nicht eher in ein Hotel oder ein Motel gehen?“
„Das wäre ziemlich ungeschickt, weil sein Gesicht von all den Postern und Plakaten her bekannt ist. Für einen angehenden Politiker wäre es glatter Selbstmord, sich dabei erwischen zu lassen, wenn er mit irgendeiner Frau in einem Motelzimmer verschwindet.“
„Dann brauchen Sie mich, damit ich mich um das Baby kümmere, während Sie versuchen, ein Foto der beiden zu schießen.“ Sie schwieg einen Moment. „Nur für den Fall, dass Sie wieder den Auftrag erhalten.“ Wieder kurzes Schweigen. „Wenn der Mann tatsächlich so dumm ist, sich dort mit einer Geliebten zu treffen, hat er es nicht besser verdient.“
Nachdenklich biss Jake sich auf die Unterlippe.
Zumindest zieht er mich als Babysitterin in Betracht, dachte Sasha. Das ist doch schon ein Anfang.
Aber ein Anfang wovon? Es ergab überhaupt keinen Sinn, dass sie eine innere Bindung zu einem Baby aufbaute, das sie erst ein paar Stunden kannte, auch wenn es die Enkeltochter dieses Mannes war.
„Gleich kommen wir zu der Abzweigung.“ Sie deutete nach vorn. „Wenn Sie mich am Cottage absetzen, packe ich Peaches und das Nötigste in mein Cabrio und fahre zu mir nach Hause. Dann können Sie sich wieder auf der Veranda des Nachbarhauses verstecken und abwarten, ob sich irgendetwas tut. Aber diesmal sollten Sie vorsichtiger sein und darauf achten, dass Sie keinen Schatten werfen.“
Durchdringend sah er sie von der Seite an. „Wollen Sie mir jetzt Nachhilfe in Detektivarbeit geben?“
„Tja, ich habe Sie entdeckt, schon vergessen?“
„Nein, das habe ich nicht vergessen.“ Er musste lächeln.
Auch Sasha konnte sich noch sehr genau erinnern. „Sie können sich übrigens ruhig Zeit lassen. Bei der Überwachung von Jamison, meine ich. Und bei allem anderen, was Sie so tun. Ich habe viel Arbeit, die ich von zu Hause aus erledigen kann. Ich kann Entwürfe zeichnen und Bestellungen aufgeben.“ Die regelmäßigen Besuche auf Antik- und Flohmärkten, bei denen sie sich Schnäppchen für zukünftige Aufträge ergatterte, würden eben ein bisschen warten müssen. „Ich habe genug Lebensmittel im Haus, also brauche ich nicht mal einkaufen zu gehen.“ Übertrieb sie es jetzt möglicherweise, ihre Dienste so anzupreisen? Wahrscheinlich. Zu diesem Mann fühlte sie sich unglaublich hingezogen, obwohl sie ihn noch keine Woche kannte. Und er hatte ein Baby. Die beiden brauchten sie.
Und vielleicht brauchte Sasha es auch, gebraucht zu werden.
„Danke“, erwiderte er nur.
Vergeblich versuchte Sasha, etwas in dieses eine Wort hineinzudeuten. Dann legte Jake ganz unvermittelt eine Hand auf ihr Knie.
„Wie geht es Ihrem Fuß?“
Sie schluckte und konnte kaum atmen. „Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich überhaupt Füße habe.“ Jakes Finger schienen auf ihrem Schenkel einen Brandfleck zu hinterlassen, und Sasha glaubte, jeden Moment auch zu vergessen, dass sie ein Gehirn besaß.
An der nächsten roten Ampel wandte Jake sich lächelnd zu ihr. „Sie haben Ihre Füße vergessen? Glauben Sie mir, ich vergesse die bestimmt nicht.“
„War das so eine Art Kompliment?“
„Verstehen Sie es, wie Sie mögen.“ Sanft strich er ihr über den Nacken. Sashas Haar hatte sich zum Großteil aus der Spange gelöst, mit der sie es hochgesteckt hatte. „Warum, glauben Sie, finde ich ständig Ausreden, um noch einmal zu Ihnen zu kommen? Ihr Haus liegt ja nicht gerade auf meinem Weg zur Arbeit.“
Ihr Atem ging schneller. „Ich dachte, Ihr schlechtes Gewissen sei schuld daran.“ Dabei wusste er doch gar nicht, dass sie an ihn gedacht hatte, als sie gestolpert und hingefallen war.
Zärtlich streichelte er ihr die Schulter und streifte ihr eine Strähne hinters Ohr. „Wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Ich habe doch gar nichts getan. Noch nicht.“
Bevor Sasha eine auch nur halbwegs geistreiche Erwiderung einfiel, hupte der Fahrer hinter ihnen
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