JULIA COLLECTION Band 20
es die ohnehin schon komplizierte Situation noch komplizierter.
Wo mochte Jake in einem Jahr sein und wo seine Enkelin?
Sicher würde Sasha dann keinen der beiden mehr oben in ihrem Schlafzimmer vorfinden.
9. KAPITEL
Sex war anscheinend das beste Heilmittel der Welt gegen Schlaflosigkeit. Genüsslich reckte Sasha sich beim Aufwachen. Ganz langsam öffnete sie die Augen. Es war bereits Morgen, und sie lag immer noch im Bett des Gästezimmers anstatt oben in ihrem Schlafzimmer.
Wer hatte denn das Baby gefüttert?
Von Jake war nichts zu sehen, doch jemand hatte ihr die Decke bis über die Schultern gezogen. Das hatte sicher nicht irgendeine Fee getan.
Sashas erster Gedanke galt Peaches. Solange sie als Babysitter fungierte, wollte sie auch erstklassige Arbeit erledigen. Was auch immer geschehen mochte, wenn Jake seine Enkeltochter wieder für sich beanspruchte, so sollte er sich in dieser Hinsicht jedenfalls nicht über Sasha beklagen können.
Und was alles Weitere betraf, so musste sie nur abwarten. In der Auswahl von Ehemännern hatte Sasha ihre Unfähigkeit nachdrücklich bewiesen, aber von einer Hochzeit war zwischen Jake und ihr ja keineswegs die Rede gewesen.
Sie sah nach dem Baby im Schlafzimmer und konnte sich kaum von diesem kleinen, vollkommenen Geschöpf trennen. Dass ein so wundervolles Wesen, wenn auch nur vorübergehend, ihr Schlafzimmer bewohnte, kam Sasha immer noch unwirklich vor. Ein Glück, dass ihr Haus nicht nach Farbe und Lösungsmitteln roch und niemand hämmernd auf dem Dach herumkrabbelte.
Außerdem hatte Sasha verlässliche Freundinnen, die liebend gern auf das Baby aufpassen würden, falls sie tatsächlich für ein paar Stunden fortmusste. Wie viele Frauen mochte Jake kennen, die ihm so einen Gefallen täten?
Tja, es war ein bisschen spät, um sich Gedanken über Jakes Frauen zu machen.
Auf dem Wickeltisch stand ein halb leeres Fläschchen. Anscheinend hatte Jake die Kleine gefüttert, bevor er gegangen war. Sasha nahm das Fläschchen und verließ leise den Raum.
Damals waren Sasha und ihre Mutter praktisch rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen, die Zwillinge zu versorgen, und dann war auch noch Robert auf die Welt gekommen. Sasha hatte sich fast allein um das Baby gekümmert, während ihre Mutter versucht hatte, die Zwillinge zu bändigen.
Ein paar Jahre später waren die drei jüngsten Geschwister der Familie Parrish eine eingeschworene Gemeinschaft geworden. Sasha sah sie in Gedanken aus dem Schulbus stürmen und lachend auf das Haus zurennen. Die beiden Mädchen hatten am laufenden Band geredet, indem eines den Satz des anderen beendete. Robert war der nervige kleine Bruder gewesen, dennoch hatten die drei sich sehr nahegestanden. Zu diesem engen Kreis hatte Sasha nicht gehört. Als große Schwester hatten die drei sie eher als Respektsperson betrachtet, der sie zwar gehorchten, wenn es sich nicht vermeiden ließ, der sie aber ihre kleinen Geheimnisse niemals anvertraut hätten. Damals hatte Sasha sich daran nicht sonderlich gestört, doch später hatte die Erinnerung daran sie oft traurig gestimmt.
Jetzt war Robert tot, doch mit ihren Schwestern telefonierte sie häufig. Die beiden schickten ihr Familienfotos, wenn sie darum bat, und die rahmte Sasha dann und hängte sie im Haus auf. Den Weihnachtsgrüßen legten die Schwestern längere Familienrundbriefe bei, in denen sie über Beförderungen, Campingurlaube und schulische Erfolge berichteten. Sasha versuchte, sich als Teil davon zu fühlen, aber eine richtig enge Bindung hatte nie bestanden.
Vielleicht sollte ich jetzt auch mal so einen Bericht an meine Schwestern senden, überlegte sie. Hallo, ihr Lieben, ich habe jetzt endlich ein Baby. Die Kleine ist nur geliehen, aber ich habe ohnehin zu viel zu tun, um mich auf Dauer um sie zu kümmern. Ach, und übrigens, ich habe mich wieder verliebt. Diesmal spüre ich, dass er der Richtige ist. Haha!
Als sie zehn Minuten später wieder ihr Schlafzimmer betrat, blickte sie in ein weinendes Babygesicht. „Oh, Süße, ich bin doch schon da. Wein doch nicht.“ Sie wickelte das Baby, und die ernst dreinblickenden blauen Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. „Was denkst du denn jetzt, meine Süße? Vermisst du vielleicht deinen Großvater?“ Sie schluckte. „Ich auch, mein Liebes“, flüsterte sie und nahm das Baby hoch, „ich auch.“
Auf dem Rückweg nach Manteo organisierte Jake als Erstes die Rückführung von Sashas Cabrio nach Muddy Landing. Er gab die Schlüssel
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