JULIA COLLECTION Band 20
gewesen war. Es war vollkommen unvernünftig, wie stark sie körperlich auf diesen Mann reagierte. „Ich denke, ich sollte das vorher lieber mit Egbert klären.“
Kell zögerte nur eine Sekunde. „Mit Blalock? Gute Idee. Mittlerweile hat er meinen Hintergrund bestimmt ausgeleuchtet. Könnte ich mir ein Glas Wasser nehmen?“
Obwohl sie sehr genau spürte, dass Kell sie um den Finger wickelte, konnte sie nicht genau sagen, wie er das anstellte. Wie konnte ein Mann, der ein bisschen wie George Clooney aussah, mit der einfachen Frage nach einem Motel bei ihr Mitleid wecken?
Während Faylene ihre Putzutensilien wegräumte, lehnte Daisy sich gegen den Kühlschrank und betrachtete Kell, der sich gerade Eiswasser einschenkte. Na gut, er war groß und gut gebaut, aber was war daran so außergewöhnlich? Blaue Augen hatten auch noch mehr Männer auf der Welt. Und um diese Wimpern würde jede Frau ihn beneiden. Ja, und was den Körper anging …
Ich bin Krankenschwester, sagte sie sich. Ich weiß, wie Männerkörper aussehen. Nur weil seine alte Jeans an genau den richtigen Stellen straff sitzt, bedeutet das noch lange nicht, dass dieser Kerl nackt anders aussieht. Bestimmt hat er O-Beine und eine kahle Hühnerbrust. Sie wusste, dass einige Männer sich die Körperhaare extra entfernten, doch ihr gefiel ein bisschen Behaarung an einem Männerkörper.
Was ging da bloß in ihr vor! „Wie bitte?“, fuhr sie ihn fast mürrisch an.
„Ich sagte, ich könnte Sie zum Dinner ausführen.“ Er stellte sein Glas in die Spüle. „Als Ausgleich für die Unterkunft. Oder wir lassen uns etwas kommen, wenn Sie zum Ausgehen zu müde sind. Ich könnte das Essen auch abholen, wenn das Ausliefern ein Problem ist.“
Daisy ließ sich auf einen Stuhl fallen und verzog das Gesicht, als die Wunde an ihrem Schenkel schmerzte. „Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass hier seit dem Hurrikan alles geschlossen ist. Es gibt kein Restaurant mit Lieferservice.“
„Auch egal, im Grunde bin ich nicht sehr hungrig. Ein Bett, aus dem meine Füße nicht heraushängen, reicht mir schon. Es war wirklich ein sehr anstrengender Tag.“
Was soll’s?, dachte Daisy, er gibt sich tatsächlich große Mühe, nett zu sein. „Vielleicht mögen Sie ja Brathähnchen. Im Kühlschrank habe ich noch ein in Buttermilch eingelegtes Hähnchen. Das könnte ich uns zubereiten. Können Sie den Salat dazu machen?“
5. KAPITEL
Im Zubereiten von Salat war Kell ein wahrer Zauberer, besonders, wenn ihm alles bereits gewaschen zurechtgelegt wurde. Gehorsam hackte er Zwiebeln und Paprika, während er hinter sich das heiße Öl in der Pfanne zischen hörte. Faylene kam in die Küche, weil sie das Gästezimmer fertig hatte.
„ESPN!“, rief sie aus. „Ich wusste doch, dass ich Sie irgendwo gesehen habe. Und wenn Daisy Hähnchen brät, dann sorgen Sie dafür, dass sie auch Speck auslässt und nicht dieses Rapsöl benutzt. Dieses Zeug hat einfach keinerlei Geschmack.“
„Beeil dich lieber, damit du rechtzeitig zum Bingo kommst.“ Daisy musste lächeln.
Anscheinend hatten die beiden Frauen unterschiedliche Ansichten über die richtige Ernährung, aber sie mochten sich.
„Mein Dad liebte Gemüse mit Speck, und meine Mom hat es ihm jede Woche zwei oder drei Mal gekocht. Ihr Bohnenbrot war in ganz Oklahoma berühmt.“
„Bohnenbrot?“
Kochen und Backen waren ein harmloses Thema, und sie sprachen weiter darüber, während Kell den Salat auf zwei Schalen verteilte. Suchend blickte er sich um, ob er noch irgendwie helfen konnte. Genau in diesem Moment bückte Daisy sich, um etwas aus einem der unteren Schränke zu holen. Kell bekam einen ausgezeichneten Blick auf die Rückseite ihrer Schenkel geboten.
Ein Bräunungsstreifen ist doch etwas sehr Intimes, überlegte er. Die meisten Frauen, die er bisher gut genug kennengelernt hatte, um ihre Bräunungsstreifen zu sehen, besaßen überhaupt keine. Daisys Beine waren bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel gebräunt.
Das geht dich alles nichts an, sagte er sich, so aufregend dieser Anblick auch ist. Sei froh, dass sie nicht auch Shorts und Strumpfhosen trägt wie diese seltsame andere Lady.
Als Kell bemerkte, dass er beim Anstarren ertappt worden war, sagte er das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam. „Beine … äh, Zweige. Von Bäumen, meine ich. Hier gibt es viele Bäume. Ich wette, Onkel Harvey ist als Junge auf jeden dieser Bäume geklettert. Hat er mit Ihnen jemals über seine Kindheit gesprochen?“
Ohne eine
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