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JULIA COLLECTION Band 20

JULIA COLLECTION Band 20

Titel: JULIA COLLECTION Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIXIE BROWNING
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was passiert war. Als die Leiter zu schwanken begann, stieß er einen Schrei aus und stürzte seitlich ab.
    Schließlich lagen sie beide am Boden. Daisy betrachtete stirnrunzelnd eine zwanzig Zentimeter lange Schramme an ihrem Oberschenkel, wo die Dachrinne sie gestreift hatte. Kell rieb sich den Po und zog die Tannenzapfen, auf denen er gelandet war, unter sich hervor.
    „Alles okay?“, fragte er.
    „Was hatten Sie denn vor? Wollten Sie mir das Bein amputieren?“
    „Ich habe Ihnen doch zugerufen, Sie sollen zurückgehen.“
    „Da kam das Ding ja schon runter.“
    Kell stand auf und bewegte vorsichtig Arme und Beine. Dann streckte er die Hand aus. „Tut mir leid, mein Timing war nicht optimal. Dachdeckerarbeiten sind nicht gerade meine Hauptbeschäftigung.“
    Daisy achtete nicht auf seine Hand und stand allein auf. Dann besah sie sich ihre Wunde. „Da sollte ich wohl besser Pflaster draufkleben. Haben Sie sich bei Ihrem Absturz irgendwas gebrochen?“
    „Ich bin doch nicht gefallen! Ich bin gesprungen!“ Er folgte ihr ins Haus. „Ihr Bein dagegen wird bestimmt noch ein paar Tage lang wehtun.“
    „Gesprungen. Haha! Na, die perfekte Sechspunktlandung habe ich gesehen.“
    „Zwei Hände, zwei Füße. Eine Vierpunktlandung, wenn ich richtig rechne.“
    „Sie vergessen die beiden Backen.“ Daisy schob sich an ihm vorbei durch die Hintertür, die er aufhielt. Über die Schulter hinweg sah sie ihn lächelnd an. „Hoffentlich haben Sie sich keine wertvollen Teile geprellt.“
    Anscheinend hatte die Lady doch Humor. Das gefiel ihm. Und in ihren Lippen hatte er sich auch nicht getäuscht. Auch wenn sie keinen Lippenstift benutzte, so besaß sie doch ein Lächeln, das Stahl schmelzen lassen konnte.
    Kell erkundigte sich, ob sie gegen Tetanus geimpft sei, erntete damit allerdings nur einen weiteren spöttischen Blick.
    „Ich bin Krankenschwester, schon vergessen? Was sind Sie überhaupt? Das haben Sie noch nicht gesagt.“
    „Hungrig. Und auch müde, wenn ich näher darüber nachdenke. Es war ein langer Tag.“ Über sein Leben wollte er lieber nicht so viel preisgeben. Das machte alles immer noch viel komplizierter. Entweder klang er wie ein Versager oder wie ein Angeber, und im Grunde war er weder das eine noch das andere.
    „Wo schlafen Sie denn?“ Daisy schraubte ein Fläschchen Desinfektionsmittel auf und betrachtete den Kratzer an ihrem Bein.
    „Die letzte Nacht habe ich in einem Motel am Highway verbracht. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich glaube, der Besitzer heißt Bates.“ Kell lehnte sich gegen die Anrichte und beobachtete, wie Daisy den Kratzer abtupfte. „Vielleicht können Sie mir eine andere Unterkunft empfehlen, am besten mit einem guten Restaurant.“
    „Es gibt hier im Ort ein Motel, aber das ist seit dem Hurrikan geschlossen.“
    „Und was ist mit Restaurants? Die meisten, die ich gesehen habe, hatten auch geschlossen. Essen die Leute hier denn gar nichts?“
    Daisy schraubte die Flasche zu und stellte sie weg. „Die Einwohner sind nicht auf Restaurants angewiesen. In Elizabeth City gibt es ein paar gute Restaurants und auch Motels. Bis dorthin sind es nur achtzehn oder zwanzig Meilen.“
    „Ja, das habe ich gestern Abend schon herausgefunden, als ich hier überall auf der Suche nach Muddy Landing herumgefahren bin.“
    „Oh.“Verlegen wandte sie den Blick ab.
    Kell gab sich alle Mühe, möglichst hungrig und heimatlos auszusehen, bis Daisy endlich den Widerstand aufgab.
    „Ach, was soll’s. Wenn Sie wollen, können Sie die Nacht hierbleiben. Genug Zimmer gibt es ja.“
    Fast hätte Kell lauthals triumphiert. Doch in diesem Moment kam Faylene mit einem Wischmopp, einem Staubwedel und Putzlappen herein.
    „Oben gibt es viele Zimmer“, verkündete Faylene. „Die sind alle nicht geputzt, aber ich kann bestimmt frische Bettwäsche auftreiben. Daisy, um sieben Uhr fängt mein Bingo an, und ich muss vorher noch schnell nach Hause und mich umziehen. Wenn du ihn hier also übernachten lassen willst, dann mache ich schnell das Eckzimmer zurecht.“ Prüfend sah sie Kell an. „Da steht dieses riesige Bett drin. Ich schätze, da passt er gut rein.“
    „Vielen Dank, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.“ Kell antwortete lieber schnell, bevor Daisy ihr Angebot wieder zurückzog. „Ich hatte mir schon überlegt, ob ich mir einen Wohnwagen und einen Schlafsack kaufe, damit ich wenigstens einigermaßen gut schlafen kann.“
    Daisy wurde klar, wie voreilig ihre Einladung

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