Julia Collection Band 21
ein Baby bekommen würde. Sie konnte nicht länger den Kopf in den Sand stecken und ihren Nerven die Schuld geben. Trotzdem war sie erschüttert.
„Was hast du nun vor?“, fragte Tabby auf der Rückfahrt.
„Ich weiß nicht.“
Pippa hatte eine unglückliche Kindheit verlebt, und ihr wurde ganz elend, wenn sie sich ausmalte, dass irgendein armes Kind genauso leiden könnte. Natürlich würde sie niemals ein Kind wegen schlechter schulischer Leistungen bestrafen. Sie würde ihr Kind auch niemals wegen seines Aussehens verspotten. Und im Gegensatz zu ihrer Mutter würde sie ihrem Sohn oder ihrer Tochter auch niemals sagen, dass sie nur ihnen zuliebe in einer katastrophalen Beziehung ausharren würde.
„Rede mit Andreo darüber – er ist doch der Vater, oder?“
Pippa nickte stumm.
„Er kann wunderbar mit Kindern umgehen“, berichtete Tabby. „Jake und Jolie sind heute Morgen auf ihm herumgeklettert, und er hat nur gelacht. Du bist nur überrascht, Pippa. Du wirst dich schon noch an den Gedanken gewöhnen.“
„Sicher …“ Die bloße Vorstellung, dass in ihr neues Leben heranwuchs, erschütterte sie zutiefst. Es erschien ihr wie ein Wunder, wie etwas, das man feiern und nicht fürchten sollte.
„Ich liebe Babys.“ Tabby parkte den Wagen vor ihrem imposanten Heim und schaltete den Motor aus. „Christien fand, wir sollten warten, bis Jolie älter ist, aber ich wollte keine so großen Altersunterschiede zwischen unseren Kindern.“
Christien und Andreo kamen aus dem Haus, um sie zu begrüßen.
Pippa stockte der Atem, als sie Andreo erblickte. Er war der Vater ihres Babys und musste davon erfahren. Und vielleicht war es auch an der Zeit, dass sie aufhörte, sich einzureden, sie könne sich jederzeit ohne Kummer und Probleme von ihm trennen, denn das war glatter Selbstbetrug.
„Du hast gar nicht erwähnt, dass ihr ausfahren wollt, ma belle“, meinte Christien missbilligend.
„Du hast auch nicht erwähnt, dass du mit Andreo im McLaren eine Spritztour über das Anwesen machen würdest – oder habe ich das überhört?“, konterte seine Frau verschmitzt.
Andreo nutzte die Gelegenheit, sich an Pippa zu wenden, die ungewöhnlich sanft wirkte. „Dein Gepäck ist bereits im Helikopter.“
Eine Viertelstunde später hatten sie sich verabschiedet und gingen zum Landeplatz.
„Wie fühlst du dich?“
„Fabelhaft. Der Anfall heute Morgen war völlig harmlos“, erwiderte sie rasch. „Wo liegt dein Grundstück in der Dordogne?“
„In der Nähe von Bourdeilles. Die Landschaft hat mich an die Toskana erinnert. Nichts als Felder und Wälder. Mein Haus wird dir gefallen. Es ist sehr idyllisch.“
„Das mag sein, aber ich werde trotzdem ein Zimmer in Brantome mieten – meine Mutter ist dort begraben“, entgegnete sie gereizt. „Dies ist seit meinem siebzehnten Lebensjahr meine erste Frankreichreise und eher eine Pilgerfahrt. Es gab damals einen Autounfall, bei dem meine Mutter und mehrere Freunde meiner Eltern starben. Wenn ich bei dir bleiben würde, hättest du nicht viel Freude an mir.“
Andreo hatte in dem Ermittlungsbericht von dem Unfall gelesen. Er sprach kurz mit dem Piloten und half dann Pippa beim Anschnallen.
Sie landeten auf einem privaten Flugplatz und setzten die Reise in einem Geländewagen fort, der bereits für sie bereitstand. Die Landschaft wurde ihr immer vertrauter. Von schmerzlichen Erinnerungen an jenen Sommer gequält, schloss sie die Augen und schlief ein.
„Wir sind da …“
Als Andreo Pippa weckte, konnte sie sich nicht erinnern, jemals fester geschlafen zu haben. Benommen stieg sie aus dem Wagen und fand sich vor einer kleinen Dorfkirche wieder. Andreo hatte sie also nicht im Zentrum von Brantome abgesetzt.
„Im Report der Detektei wurden auch Details vom Unfall erwähnt.“ Er öffnete den Kofferraum und holte einen wunderschönen frischen Blumenstrauß heraus. „Ich habe ihn unterwegs besorgt, aber vielleicht hätte ich dich wecken sollen, damit du selbst hättest entscheiden können.“
„Nein, die Blumen sind wunderschön.“ Ihre Stimme bebte vor Rührung. Plötzlich war sie froh, nicht allein hergekommen zu sein.
Sie brauchten nicht lange, um das Grab auf dem gepflegten Friedhof zu finden. Pippa kniete nieder und arrangierte den Strauß auf dem weichen Boden. Es fiel ihr schwer, die Fassung zu wahren.
„Damals waren wir in einem Dorf ganz in der Nähe abgestiegen. Es war ein schrecklicher Urlaub“, flüsterte sie. „Tabby hatte nur Christien im
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