Julia Collection Band 21
Kopf, und ihre widerwärtige Stiefmutter Lisa flirtete wie verrückt mit meinem Dad. Er hat ihre Aufmerksamkeit genossen. Ich hatte am Unfalltag Streit mit Mum. Ich sagte ihr, wir sollten abreisen, damit er ungestört mit Lisa flirten könne. Mum war böse auf mich … und ich erwiderte, ich würde mich ihretwegen schämen, weil sie sich von Dad wie Dreck behandeln lasse!“ Sie schluchzte. „Wir haben uns versöhnt, aber ich hätte nie so mit ihr reden dürfen.“
„Sie war deine Mutter. Sie hat es verstanden, cara mia.“
Pippa konnte sich jedoch nicht beruhigen, denn sie hatte weder den furchtbaren Verlust durch den Unfall noch den darauf folgenden Schmerz verarbeitet. Wie hätte sie sich auch vergeben können, dass sie gewünscht hatte, ihr Vater wäre anstelle ihrer Mutter gestorben? Dass sie ihren Vater gehasst hatte, weil er ihr aus purem Egoismus verboten hatte, zum Begräbnis ihrer Mutter zu reisen?
Andreo hielt sie fest und ließ sie weinen. „Okay …“ Als der Ausbruch vorüber war, half er ihr wieder in den Wagen.
Pippa fühlte sich völlig erschöpft und trotzdem voller Frieden. Erst jetzt bemerkte sie, dass es ein herrlicher Tag war, und während Andreo durch die Stadt fuhr, erzählte sie ihm von ihrer Schwärmerei für Pete und der damit verbundenen Enttäuschung. „Männer haben sich immer nur für Tabby interessiert“, fügte sie resigniert hinzu.
„Ihr fehlt deine Eleganz“, entgegnete Andreo. „Er hatte keinen Geschmack.“
Der Mercedes schnurrte durch die idyllischen Ortschaften mit den alten Steinhäusern. Sie hatte ganz vergessen, wie schön die üppig grüne Landschaft im Frühsommer war. Die kleine Stadt Bordeilles lag an der Dronne, und Pippa erinnerte sich an das imposante Château, das die anderen Gebäude überragte.
„Fährst du nicht in die falsche Richtung?“
„Ich bringe dich zu mir nach Hause, amore.“
Ein paar Kilometer hinter der Stadt bog er auf einen staubigen Wirtschaftsweg ein. Dann hielt er an und ließ das Fenster herunter. „Es ist dort drüben.“
Sie blickte über ein Feld leuchtender Sonnenblumen und erspähte ein Gebäude mit einem Turm. Mit der Fassade aus honigfarbenem Stein und dem rotbraunen Ziegeldach schien es schon ewig an diesem Platz zu stehen. „Wie alt ist es?“, fragte sie, als Andreo weiterfuhr.
„Vierzehntes Jahrhundert. Es war früher ein Kloster und hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich habe es gekauft, als ich achtzehn war.“
„Achtzehn?“, rief sie ungläubig.
„Ich bin von zu Hause ausgerissen, weil meine Familie mich wie einen Teenager behandelt hat.“
„Mit achtzehn warst du ein Teenager.“
Andreo sah sie spöttisch an. „Wir reden ein andermal über meine Jugendsünden.“
Er hielt im Schatten stattlicher Kastanienbäume. Am Fuß des Hügels schlängelte sich ein klarer Bach durch die Wiese. Von der Nachmittagssonne golden angehaucht, zog das Haus Pippa wie magisch an. Die mit Kupfer beschlagene Holztür stand weit auf und gab den Blick in die Halle frei, die in einem tiefen Blau gestrichen war.
„Blau …“
„Meine Lieblingsfarbe“, raunte Andreo hinter ihr. „Genau wie deine Augen.“
„Ist noch jemand hier?“
„Ich habe meine Haushälterin gebeten, zu lüften, die Vorräte aufzufüllen und dann wieder zu gehen. Sie wohnt ganz in der Nähe.“
„Du planst alles sehr genau, oder?“
„Du nicht?“
Er hatte recht. Sie plante praktisch alles in ihrem Leben. Nur ihn und das Baby hatte sie nicht geplant. Das Baby … es war ein Teil von ihm, ein Teil von ihr, ein Individuum, das sie beide geschaffen hatten und das von ihnen beiden abhängig war. Die Kehle wurde ihr eng. Falls es ein Junge war, würde er sehr gut aussehen, und falls es ein Mädchen war, konnte sie nur hoffen, dass es ihre blauen Augen und Andreos schwarzes Haar erben würde.
„Wirst du bleiben, cara?“
Widerstrebend erwachte sie aus ihrem Tagtraum und konzentrierte sich auf Andreo. Er war die personifizierte Versuchung. „Aber nur …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Keine Einschränkungen. Ich mag keine Grenzen.“
„Ich brauche sie.“
„Du musst mir vertrauen.“
Vertrauen. Genauso gut hätte er von ihr verlangen können, barfuß den Mount Everest zu besteigen. Sie glaubte nicht, dass sie die Kraft hatte, einem Mann seines Formats zu vertrauen. Er war viel zu reich und attraktiv. Das ist natürlich nicht seine Schuld, dachte sie bedrückt. Die Natur hatte ihn mit einem atemberaubend
Weitere Kostenlose Bücher