Julia Collection Band 21
wütend. „Vielleicht empfinde ich anders, seit mir klar ist, dass in mir ein Baby heranwächst.“
Andreo machte einen Schritt auf sie zu. „Stimmt das?“
„Das geht dich nichts an. Du hättest fragen sollen, wie ich mich fühle – und zwar höflich, statt mich sofort anzugreifen“, erwiderte sie.
„Sag nicht, dass es mich nichts angeht, wenn du mein Baby erwartest!“
„Du klingst wie ein Mann aus dem vierzehnten Jahrhundert“, beschwerte Pippa sich.
Er zuckte lässig die Schultern. „Es ist auch mein Kind, und ich habe von Anfang an klargestellt, dass ich die volle Verantwortung übernehmen würde.“
„Vorausgesetzt, ich will, dass du die Verantwortung übernimmst.“ Es ärgerte sie, dass er sich einbildete, er müsse sich um sie und das Ungeborene kümmern.
„Du solltest jedenfalls deine Entscheidungen mit mir besprechen.“
„Okay.“ Sie rang sich ein Lachen ab. „Kannst du Windeln wechseln?“
Andreo sah sie entrüstet an.
Pippa stieß einen übertrieben enttäuschten Seufzer aus. „Offenbar hast du in diesem Punkt keinerlei Erfahrung. Was ist mit Füttern und nächtlichen Schreiattacken?“
„Wir werden ein Kindermädchen engagieren“, erklärte er stirnrunzelnd.
„Werden wir?“
„Natürlich.“ Zum ersten Mal wirkte Andreo verunsichert. Er hatte zwar ein halbes Dutzend Nichten und Neffen, aber herzlich wenig mit ihnen zu tun gehabt, solange sie noch Babys waren.
„Du bist also überzeugt, ich müsse dich in meine Entscheidungen einbeziehen, gleichzeitig bist du nicht bereit, dich mit den unangenehmen Seiten der Vaterschaft zu befassen.“
„Was soll das? Willst du andeuten, du wärst bereit, das Kind zu bekommen, wenn ich meinen Teil dazu beitragen würde?“, erkundigte Andreo sich erstaunt.
„Hättest du dir die Zeit genommen, mich zu fragen, hätte ich dir sofort gesagt, dass ich längst beschlossen habe, das Baby zur Welt zu bringen.“ Sie kämpfte gegen das aufsteigende Schwindelgefühl an. Der Stress der Diskussion war einfach zu viel für sie. „Aber ich brauche weder dich noch dein Geld, um durchzukommen, und wenn ein Kindermädchen alles ist, was du zu bieten hast, sind wir ohne dich besser dran!“
„Das ist nicht alles, was ich zu bieten habe. Ich werde dich selbstverständlich heiraten.“
Pippa empfand seinen Antrag als Erniedrigung. Es schmerzte sie, dass er glaubte, sie würde sich von ihm heiraten lassen. Eine Ehe war für Menschen, die es nicht ertragen konnten, voneinander getrennt zu sein, und die sich dauerhaft binden wollten. Gelegentlich heiratete ein Paar auch aus wesentlich unromantischeren Motiven, aber sie war zu intelligent und zu stolz, um sich auf ein so ungleiches Geschäft einzulassen: Andreo liebte sie nicht. Punkt. Dass sie ihn liebte, stand dabei überhaupt nicht zur Debatte. Niemand wusste besser als sie, wie katastrophal eine solche Ehe sein konnte.
„Du brauchst mich im Bett und außerhalb, cara mia“, beharrte Andreo nachdrücklich. „Ich will dich und unser Kind.“
Tränen traten ihr in die Augen, doch sie drängte sie zurück. Sie mied seinen Blick, um ihre aufgewühlten Emotionen zu verbergen. Bevor er ihre Absichten erraten konnte, eilte sie an ihm vorbei die Treppe hinunter und griff nach dem Telefonbuch.
„Ich will mir ein Taxi rufen. Wie lautet deine Adresse?“
Andreo war ihr gefolgt. „Du kannst nicht weg.“
„Wart’s ab!“ Sein Bild verschwamm ihr vor den Augen, denn es überkam sie ein neuer Schwindelanfall.
„Ich habe dich gebeten, mich zu heiraten“, verkündete er herablassend.
„Ach ja?“ Pippa kämpfte mit aller Kraft gegen die Übelkeit an. „Warum ist mir das nicht aufgefallen? Ich habe nur gehört, wie du voller Arroganz verkündet hast, du würdest mich heiraten und ich würde dich brauchen. Hör mir gut zu: Ich brauche niemanden, außer mich selbst!“
Sie wollte schnell wieder die Treppe hinauflaufen, doch er hielt sie zurück. „Du benimmst dich ausgesprochen kindisch“, tadelte er sie.
Sie versuchte verzweifelt, sich loszureißen, bevor sie vollends zusammenbrach und sich die Augen ausweinte.
„Ich werde dich nicht durch ganz Frankreich verfolgen“, warnte er sie.
„Das will ich auch gar nicht.“ Kalter Schweiß drang ihr aus den Poren, und ihr Magen rumorte. Unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft befreite sie ihre Hand aus seinem Griff und stieg eine Stufe höher.
„Ich glaube, dass du genau das willst, aber diesmal wird es nicht passieren. Du hast alles getan, um unsere
Weitere Kostenlose Bücher