Julia Collection Band 21
mit übertriebener Vorsicht auf das massive Bett. „Das beabsichtige ich auch, aber nur wenn ich dabei Gesellschaft habe.“
Hillary rollte sich auf der anderen Seite wieder aus dem Bett. „Das wäre aber nicht sehr erholsam“, erwiderte sie, von neuem leicht errötend.
Roel lockerte seine Krawatte, löste sie und warf sie beiseite. Sein Blick war herausfordernd. „Ich muss mich nicht an die letzten fünf Jahre erinnern, um zu wissen, dass ich kein gemütlicher Typ bin, der gern faulenzt. Wenn ich nicht arbeite, brauche ich Beschäftigung …“
„Aber nicht das“, unterbrach Hillary ihn atemlos. „Du glaubst nur, dass du mit mir schlafen willst, aber eigentlich willst du es gar nicht. Du willst nur, dass ich mich vertrauter fühle …“
„Ich kann nicht fassen, dass ich eine Frau geheiratet habe, die einen solchen Aufstand wegen Sex macht“, meinte Roel leicht verbittert.
„Ich versuche nur, Rücksicht auf dich zu nehmen, das ist alles.“ Hillary knetete ihre Hände und verriet damit ihre Anspannung. „Das ist nicht das, was du jetzt brauchst …“
„Erlaube mir, diese Entscheidung selbst zu treffen.“ Doch Roel hatte innegehalten, und sein Blick war nicht mehr auf sie fixiert. Seine sinnlichen Lippen hatte er grimmig zusammengepresst.
„Was ist?“, fragte Hillary besorgt.
Er sah sie wieder an. „Clemente, mein Großvater, ist tot. Deshalb hängt das Gemälde von Matisse hier statt im Castello. Habe ich recht?“
Hillary nickte mitfühlend. „Ja, es tut mir leid. Dein Großvater starb vor vier Jahren.“
„Wie starb er?“
„An einem Herzinfarkt. Ich glaube, es ging alles sehr schnell.“ Sie war froh, wenigstens so viel zu wissen, und hoffte, er würde nicht nach weiteren Details fragen.
Er wandte sich ab und ging zu den hohen Fenstern. Seine breiten Schultern unter dem teuren Jackett waren starr vor Anspannung.
„Roel …“, sagte sie leise, da sie spürte, dass er sie ausschloss.
„Geh und sieh nach, was es zum Abendessen gibt“, entgegnete er trocken.
„Das interessiert mich nicht im Mindesten. Stoß mich nicht weg. Meine Großmutter stand mir sehr nah, und als sie starb, war ich am Boden zerstört.“
„Es gibt aber Menschen, die mit ihren Gefühlen nicht hausieren gehen“, konterte Roel.
„Schon gut!“ Hillary warf kapitulierend beide Hände in die Luft und verließ beleidigt das Zimmer. Deutlicher hätte er ihr nicht zu verstehen geben können, dass er ihren Trost nicht wollte.
Auf dem Flur traf sie Umberto. Bei ihm war ein anderer Mann, der ihren Koffer trug. Hillary blieb abrupt stehen.
„Signora.“ Der Butler öffnete die Tür des nächsten Zimmers und trat zurück, damit sie zuerst eintreten konnte.
Getrennte Schlafzimmer, dachte sie und stutzte angesichts der prachtvollen Möbel und der Größe des Raums. Anscheinend teilten reiche Leute nicht ihr Schlafzimmer miteinander. Du meine Güte, dachte sie, das hätte auch wirklich peinlich werden können. Doch es half nichts, ihre Gedanken auf diese Weise in eine andere Richtung lenken zu wollen. In einem der eleganten Frisierspiegel sah sie, dass in ihren Augen Tränen schimmerten. Wie konnte ein hartes Wort von Roel sie derartig mitnehmen?
Weshalb musste sie sich daran erinnern, dass er früher viel entspannter in ihrer Gegenwart gewesen war? Ja, so entspannt, wie jemand in Gegenwart seiner Tapete ist, dachte sie spöttisch. Aber es stimmte. Eines Tages hatte sie ihm anvertraut, wie sehr sie ihre Großmutter vermisste, und da hatte er angefangen, von seinem Großvater zu erzählen, der mit fünfundsechzig nach Nepal gegangen war, um „sich selbst zu finden“. Besser spät als nie, hatte sie Roel damals geneckt, worauf er nur stöhnte.
Hillary atmete tief durch und folgte Umberto aus dem Zimmer. „Es wäre schön, wenn Sie mich rasch im Haus herumführen könnten“, erklärte sie mit einem freundlichen Lächeln, da diese Bitte eine Notwendigkeit war. Schließlich konnte sie schlecht so tun, als hätte sie schon Jahre mit Roel unter einem Dach gelebt, wenn sie sich nicht einmal auskannte.
Trotzdem machte ihr der Schwindel allmählich zu schaffen. In ein paar Tagen würde Roel sein Gedächtnis wiedererlangt haben und sie nicht mehr brauchen. Würde er dann zu schätzen wissen, dass sie versucht hatte, ihm zu helfen? Dass sie sich nur wie eine gute Freundin verhalten hatte?
Umberto war sehr genau. Am liebsten hätte er ihr auch noch das Innere sämtlicher Schränke gezeigt. Hillary trieb ihn zur Eile,
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