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Julia Collection Band 21

Titel: Julia Collection Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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sie ihn.
    Er lachte leise und steigerte geschickt ihre Erregung, bevor er schließlich ihre schier unerträgliche Lust stillte. Erschöpft und köstlich befriedigt, schlief sie ein.
    Als Tabby wieder erwachte, war es bereits heller Tag. Sie drehte sich auf die Seite und betrachtete Christien, der tief und fest schlief. Schwarze Wimpern beschatteten seine Wangen, und am Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Das Laken bedeckte seine Hüften, einen Arm hatte er über die Brust gelegt. Sie stützte das Kinn auf die Hände und unterdrückte ein verträumtes Seufzen.
    Christien war der Vater ihres Sohnes, es war daher nicht verwunderlich, dass sie ihn nie hatte vergessen können. Inzwischen schien klar, dass sie in jenem Sommer nur durch ein dummes Missverständnis getrennt wurden. Durch eine lächerliche Kleinigkeit: Er hatte gesehen, wie Pete sie geküsst hatte, und daraus gefolgert, sie würde ihn betrügen. So war Christien: äußerst pessimistisch, zynisch und stets auf das Schlimmste gefasst. O ja, sie verstand nun, warum er ihr am Tag der Untersuchung nicht einmal fünf Minuten hatte geben wollen. Sein unbeugsamer Stolz hätte ihm niemals gestattet, den vermeintlichen Betrug zu ignorieren oder gar zu verzeihen. Erst jetzt begriff sie, dass seine vehemente Weigerung durchaus verräterisch gewesen war.
    Letzte Nacht hatte sie mit ihm geschlafen – wieder und wieder. Sie war schamlos, aber sie wusste, dass sie ihn nicht zurückweisen würde, wenn er aufwachte. Er war der einzige Mann, mit dem sie je geschlafen hatte, und da sie ihn immer noch liebte, war es kein Verbrechen, wenn sie den Wunsch hatte, ihm zu gehören. Insbesondere da das Schicksal ihnen eine zweite Chance zu geben schien. Oder war es Solanges Werk? Hatte die alte Dame geahnt, dass Christien wegen der Erbschaft den Kontakt zu Tabby suchen würde?
    Ihm stand allerdings noch ein weitaus größerer Schock bevor, wenn er von Jake erfuhr. Sie beschloss, noch ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen, bevor sie ihm die Wahrheit sagte. Nur ein Tag, beruhigte sie ihr Gewissen, damit wir unsere Beziehung auffrischen und alle Missverständnisse ausräumen können. Dann würde sie ihm mitteilen, dass er Vater eines dreijährigen Sohnes war. Wie würde er darauf reagieren? Entsetzt? Erfreut? Was, wenn Christien nur aus purer Lust mit ihr geschlafen hatte? Was, wenn er sich einfach wieder von ihr trennte, sobald er aufwachte? Was, wenn die letzten Stunden ihm überhaupt nichts bedeuteten?
    Bei dieser Vorstellung wurde Tabby blass und stieg aus dem Bett. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es fast neun war. Sie hatte Unmengen zu erledigen und nur wenig Zeit dafür. Morgen musste sie früh aufbrechen, um die Fähre nach England zu erreichen. Sie nahm ihre Reisetasche und ging nach unten, um sich frisch zu machen und anzuziehen. Dann würde sie Alison von der Telefonzelle aus anrufen, die sie im Ort entdeckt hatte, und mit Jake sprechen. Sie musste Holz kaufen und den Küchenherd heizen sowie einen Lebensmittelvorrat besorgen. In etwas über einer Woche würde sie mit Jake zurückkommen, und ihm zuliebe wollte sie das Cottage so wohnlich wie möglich herrichten.
    Sollte sie Christien eine Nachricht hinterlassen, in der sie ihm mitteilte, wo sie war und wann sie voraussichtlich zurückkehren würde? Würde das nicht ein bisschen zu anhänglich oder verzweifelt wirken? Sie fühlte sich momentan zu verwundbar, um eine Zurückweisung zu riskieren. Am besten war es, gar nichts zu tun. Er wusste, wo sie war, und würde ohnehin zum Frühstück nach Hause fahren, weil es in der Küche nichts Essbares gab.
    Als sie in der letzten Nacht mit ihm geschlafen hatte, hatte sie das größte Hindernis zwischen ihnen übersehen: den schrecklichen Unfall, bei dem sein Vater gestorben war. Egal, was Christien empfand, Tabby war überzeugt, dass seine Familie mit Empörung und Entsetzen reagieren würde, wenn sie von der wieder aufgelebten Beziehung zwischen ihnen erfuhr – ganz zu schweigen von der Existenz seines Sohnes.
    Sie erinnerte sich, dass Solange bei der Unfalluntersuchung verlegen versucht hatte, die unverhohlene Feindseligkeit ihrer Verwandten zu entschuldigen.
    „Meine Nichte, Christiens Mutter, steht heute unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln. Sie leidet entsetzlich“, hatte die alte Dame erklärt. „Wir alle trauern um Henri, aber mit der Zeit wird die Familie begreifen, dass viele andere auch einen geliebten Menschen verloren haben.“

5. KAPITEL
    Als Christien

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