Julia Collection Band 21
Christien lächelte betörend. „Du bist die einzige Frau meines Bekanntenkreises, die auf die Idee kommt, mir zu sagen, dass sie Fliegen hasst.“
Unbeeindruckt von ihrer Nervosität, plauderte er während des Fluges mit ihr und machte sie auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam, die sie allerdings in ihrer Panik kaum wahrnahm. Er steuerte die Maschine mit dem gleichen Selbstvertrauen, mit dem er schnelle Wagen fuhr. Sie landeten auf einem Flugplatz außerhalb von Blois, wo sie bereits ein Chauffeur mit Limousine erwartete.
„Ich sterbe vor Neugier“, erklärte Tabby. „Wohin bringst du mich?“
„Hab noch etwas Geduld“, bat Christien und nahm ihre Hand.
Zehn Minuten später fuhren sie eine steile Straße hinauf, die zu beiden Seiten von Weinhängen gesäumt wurde, und hielten vor einem eleganten Haus an. Das Gebäude war von schattigen Terrassen umgeben, auf denen üppig blühende Blumen in Amphoren und Pflanzkübeln ihren süßen Duft verbreiteten.
„Sag mir wenigstens, wen wir besuchen“, flüsterte sie. „Was wollen wir hier?“
Lächelnd stieg er die Treppen hinauf. „Ich würde gern die Kritik einer Frau über dieses Haus hören.“
In der Annahme, das Anwesen stehe zum Verkauf, entspannte Tabby sich wieder. Es schmeichelte ihr, dass ihn ihr Urteil interessierte, aber insgeheim amüsierte sie sich auch über seine Wortwahl. Der Ausdruck „Kritik“ war völlig unpassend für eine Villa, die auf den ersten Blick über jeden nur erdenklichen Komfort zu verfügen schien.
Der Garten bot Abgeschiedenheit und Ruhe, einen Swimmingpool und dank seiner Hanglage einen traumhaften Blick auf die bewaldete Landschaft. Das Innere des Hauses war noch eindrucksvoller. Es war ein altes Gebäude, das man mit viel Geschmack und Stilgefühl renoviert hatte. Warme Farben, Antiquitäten und moderne Möbel verschmolzen harmonisch zu einem zeitlosen Ambiente. Durch hohe Fenstertüren gelangte man auf kühle Terrassen. Auf einer der Veranden stand ein Kellner neben einem für zwei Personen gedeckten Tisch und wartete offenbar darauf, sie zu bedienen.
„Lunch“, meinte Christien lässig und deutete auf das kostbare Porzellan und die funkelnden Kristallgläser. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin hungrig. Normalerweise esse ich um eins.“
Tabby setzte sich und ließ sich Wein einschenken. „Ich dachte, das Haus würde jemand anders gehören, und du wolltest es kaufen.“
Er zuckte die Schultern. „Nein, es ist bereits meins, aber ich war noch nie hier. Immobilien sind eine ausgezeichnete Investition, und ich erwerbe die meisten unbesehen über Mittelsmänner.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, ein Haus zu haben, ohne es zu kennen.“ Einmal mehr wurde sie daran erinnert, dass sie in verschiedenen Welten lebten, eine Tatsache, die sie vor vier Jahren einfach ignoriert hatte.
Während des Menüs aus Endiviensalat, köstlichen Lammkoteletts und Brombeertarte unterhielt Christien sie mit Anekdoten aus der wechselvollen Geschichte der Gegend, um dann die Schönheiten der Landschaft zu beschreiben. Es war ein heißer, schwüler Nachmittag, und der Himmel leuchtete tiefblau. Jenseits des üppigen grünen Tals konnte sie die Türme eines der unzähligen Châteaus erkennen. Lediglich Vogelgezwitscher durchbrach die idyllische Stille.
„Du hast dich noch nicht zu dem Haus geäußert“, meinte Christien.
„Es ist fantastisch, das weißt du doch.“ Tabby biss sich auf die Lippe. „Andererseits weiß ich natürlich nicht, was du suchst.“
„Ich suche etwas, das dir gefällt, ma belle .“ Unverhohlenes Verlangen lag in seinem Blick.
Ihr stockte der Atem. „Was mir gefällt?“, wiederholte sie verwirrt.
Er erhob sich und reichte ihr die Hand. „Lass uns noch einen Rundgang machen.“
Gemeinsam schlenderten sie noch einmal durchs Haus, aber Tabby nahm die schönen Räume und die atemberaubende Aussicht nur am Rande wahr. Ihre Gedanken jagten sich. Bat er sie tatsächlich, mit ihm in dieser hinreißenden Villa zu leben? Warum sonst sollte er sich dafür interessieren, ob ihr das Anwesen gefiel? Grenzenlose Freude durchströmte sie.
„Du bist gern hier, oder?“, drängte er.
„Wer wäre das nicht?“ Aus Angst, sie könnte ihn falsch verstanden haben, lachte sie verlegen.
„Für manche ist es vielleicht zu ruhig hier, aber ich halte es für die ideale Umgebung für einen Künstler. Friedlich und inspirierend“, erwiderte er.
Vor etwas über vierundzwanzig Stunden war sie in Frankreich
Weitere Kostenlose Bücher