Julia Collection Band 21
War ihre bloße Anwesenheit in etlichen Meilen Entfernung von dem ehrwürdigen Château, in dem er geboren war, eine solche Bedrohung? Er hatte sie schon einmal fallen lassen, und nach dieser Warnung war es sehr naiv von ihr gewesen, eine zweite Zurückweisung zu riskieren. Sie war so wütend auf Christien, dass sie es kaum über sich brachte, ihn anzuschauen, geschweige denn mit ihm zu sprechen. Zwei Stunden später hielt er den Ferrari vor dem Cottage an. Als Tabby ausstieg, folgte Christien ihr. „Wir müssen darüber reden“, erklärte er energisch.
Sie sah ihn vernichtend an. „Ich will mit niemandem reden, der sich einbildet, er sei mir himmelweit überlegen!“
„Du hast keinen Anlass zu diesem Vorwurf.“
„So?“ Sie lachte bitter. „Du hast gerade versucht, mich zu bestechen … du wolltest mich kaufen!“
„Das war keine Bestechung. Die Villa war nicht im Entferntesten als Bestechungsversuch gedacht. Aber wenn ich dich bitte, deine Pläne noch einmal zu überdenken und mir zuliebe umzuziehen, muss ich dir einen Ausgleich bieten, um dich für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen“, fügte er hinzu.
„Du bist ja so clever. Wie schaffst du es bloß, selbst das Unmögliche harmlos klingen zu lassen?“, fragte Tabby empört.
„Ich bezweifle, dass du so reagieren würdest, wenn ich letzte Nacht nicht dein Bett geteilt hätte. Dadurch ist dein Urteilsvermögen getrübt.“
„Du hast recht, es war ein gewaltiger Fehler.“ Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu und lehnte sich erschöpft dagegen.
„Tabby!“
Als er an die Tür hämmerte, atmete sie tief durch, während ihr die Tränen über die Wangen rannen. Die vergangene Nacht hatte sie in leichtfertige Teenagerzeiten zurückversetzt. Sie hatte jegliche Vorsicht und Vernunft über Bord geworfen und ihm ihr Herz zu Füßen gelegt. Würde sie es denn nie lernen? Warum benahm sie sich so dumm, sobald er in der Nähe war?
Sean rief Tabby um sieben auf ihrem Handy an. Am Vortag hatte er eine Engländerin erwähnt, die die hiesige Kunstgalerie zusammen mit ihrer Tochter, einer Keramikerin, führte.
„Alice hat uns auf einen Drink eingeladen. Es wird ziemlich voll sein, aber das ist es immer. Du wirst sicher etliche Künstler treffen“, versicherte Sean fröhlich.
Tabby fand, dass Gesellschaft sie von trüben Gedanken an Christien ablenken würde, und obwohl sie ohne große Hoffnung auf Amüsement ausging, verbrachte sie einen interessanten Abend. Sie lernte mehrere einheimische Künstler kennen, tauschte Telefonnummern aus und sammelte nützliche Informationen über Geschäfte, die Künstlerbedarf führten.
Gegen zwei Uhr morgens brachte Sean sie nach Hause. Erst als plötzlich Scheinwerfer aufflammten, merkte sie, dass der Ferrari neben dem Cottage geparkt war. Christien stieg aus und kam mit langen Schritten auf sie zu.
Trotz ihrer Nervosität war sie entschlossen, das Gesicht zu wahren, und rang sich ein höfliches Lächeln ab. „Tut mir leid, dass ich so spät zurückkomme, Christien …“
„Mir nicht!“ Blanke Wut spiegelte sich auf seinen Zügen. „Du hattest mich fast überzeugt, dass ich mich in dir getäuscht habe, aber nun habe ich dich wieder auf frischer Tat ertappt. Wo warst du den ganzen Abend? In seinem Bett? Erst ein Mann, dann der nächste. Du schläfst mit mir und …“
„Bereue es“, konterte sie. „Du ahnst nicht, wie sehr ich es bereue, mit dir geschlafen zu haben!“
Da man ihn in der Aufregung völlig übersehen hatte, lehnte Sean sich aus dem Fenster seines Wagens, der noch immer am Straßenrand stand. „Soll ich bleiben, Tabby?“, rief er.
„Siehst du, wie du mich blamierst?“, beschwerte sie sich bei Christien, bevor sie zu Sean ging und ihn bat, sich nicht um sie zu sorgen und nach Hause zu fahren.
Christien hob abwehrend die Hände und fluchte auf Französisch. Er bewies damit das typische Unverständnis eines Mannes, dem noch nie jemand vorgeworfen hatte, unsensibel zu sein.
Mit zittrigen Händen schloss Tabby die Haustür auf. „Ich will dich nie wiedersehen.“
„Warum hast du dich geweigert, mich einzulassen, als ich dich vorhin nach Hause gefahren habe? Du hättest dir doch denken können, dass ich zurückkehren würde.“ Er folgte ihr ins Cottage und blickte sie tadelnd an. „Hattest du Angst, du könntest zwei Nächte mit dem gleichen Mann verbringen wollen?“
Sie bebte vor Zorn. „Rede nicht mit mir, als wäre ich ein Flittchen, das sich pausenlos mit Männern
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