Julia Collection Band 21
wenn sie damals mit im Unfallauto gesessen hätte …
Was war nur los mit ihm? Er wunderte sich über die fremdartigen Gefühle, die ihn fest im Griff hatten. Natürlich mochte er Tabby. Zuneigung war schließlich nicht verkehrt, oder? Tabby war verrückt danach. Umarmungen, Händchenhalten, Karten, Blumen, all dieser alberne, bedeutungslose Kram. Er hatte sie umarmt, ihre Hand gehalten und ihr morgens Blumen geschickt. Er hatte lediglich ihre Wünsche erfüllt, und nur ein selbstsüchtiges Scheusal hätte ihr diese kleinen Gesten verweigert.
Christien trug sie in die geräumige Duschkabine. „Tagsüber kannst du so züchtig sein wie eine viktorianische Jungfrau, aber nachts gehörst du mir.“
Wohlige Mattigkeit hatte sie erfasst. Nachdem er sie in ein Badelaken gehüllt hatte, brachte er sie auf sein Zimmer. Dort nahm er es ihr wieder ab, half ihr zwischen die Laken und gesellte sich zu ihr. Er zog sie an sich. Grenzenlose Liebe und ein Gefühl der Geborgenheit durchfluteten Tabby. Glücklich kuschelte sie sich an ihn und schlief sofort ein.
Als Christien erwachte, starrte ihn sein dreijähriger Sohn vom Fußende des Bettes an. „Was machst du in Mummys Bett?“, fragte Jake.
„Sie hatte einen Albtraum“, erwiderte Christien geistesgegenwärtig.
„Was ist mit ihrem Nachthemd passiert?“, bohrte Jake weiter.
„Sie hat es verloren … als sie diesen Albtraum hatte“, behauptete sein Vater unbehaglich.
Tabby war inzwischen auch aufgewacht und lachte leise.
„Du könntest mir ruhig ein bisschen helfen“, raunte Christien ihr zu.
„Wenn du Unterstützung willst, musst du dich mehr anstrengen“, erwiderte sie kichernd.
Christien hielt sie fest, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Jake ließ sich vom Heiterkeitsausbruch seiner Mutter anstecken, und am Ende hatte Christien Tabby unter dem einen Arm und seinen Sohn unter dem anderen. Sollte er seine eigene Mutter anrufen und ihr mitteilen, dass er Gerry Burnsides Tochter heiraten würde? Er war kein Feigling, trotzdem war ihm eher danach, eine schriftliche Nachricht zu schicken und Abstand zu wahren, bis der hysterische Anfall vorbei und die Tränen getrocknet waren. Nein, entschied er, ein Telefonat ist die netteste und diplomatischste Lösung. Ob er danach einen kurzen Besuch mit Tabby riskieren konnte? Vielleicht für zehn Minuten? Er verdrängte die Möglichkeit, dass Tabby dabei beleidigt oder verletzt werden könnte. Sollte er seiner Mutter zuvor ins Gewissen reden? Er zog Tabby und Jake fester an sich.
Am Nachmittag begleitete Christien Tabby und Jake zu seiner Mutter. Das Apartment wirkte weniger düster als bei seinem letzten Besuch. Die Vorhänge waren nicht mehr geschlossen, und einige der Jalousien, die das Sonnenlicht ausgesperrt hatten, waren hochgezogen. Er traute seinen Augen kaum, als seine Mutter sie begrüßte. Matilde war nicht wiederzuerkennen, und zwar nicht nur, weil sie zögernd lächelte, sondern auch, weil sie zum ersten Mal seit fast vier Jahren nichts Schwarzes trug. Sie hatte sich für ein dunkelblaues Kleid entschieden.
„Madame …“ Tabby bot seiner eleganten Mutter die Wange zum Kuss.
„Tabby …“ Die ältere Frau küsste sie auf beide Wangen. „Bitte, nenn mich Matilde.“ Dann kniete sie nieder und umarmte Jake herzlich.
Christien konnte nicht glauben, was er sah. Es war wie ein Wunder und zu schön, um wahr zu sein. Seine Mutter begegnete Tabby zum ersten Mal und begrüßte sie wie ein geschätztes Familienmitglied. Matilde bewunderte Tabbys Verlobungsring und lauschte Jakes Geplapper, während ihr Enkel an ihrer Hand hing.
Christien räusperte sich. Beide Frauen schauten ihn unschuldig an. „Die Show ist vorbei“, erklärte er trocken. „Ich lasse mich nicht täuschen, so dumm bin ich nicht. Ihr beide habt euch schon vorher getroffen.“
„Woher weißt du das?“, fragte Tabby erstaunt.
Christien dachte an die erste Begegnung zwischen Veronique und seiner Mutter nach der Verlobung. Obwohl sie die Brünette von Kindesbeinen auf kannte, hatte Matilde ihre künftige Schwiegertochter mit wenig Herzlichkeit empfangen. Diese verspätete Erkenntnis schockierte ihn so, dass er sich zu einer Indiskretion hinreißen ließ.
Er blickte seine Mutter an. „Du hast Veronique nicht gemocht.“
Sein Mangel an Taktgefühl empörte die ältere Frau. „Schon als sie noch ein kleines Mädchen war, habe ich sie für verschlagen gehalten.“
„Wie hast du Tabby getroffen?“ Er wunderte sich flüchtig, warum
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