Julia Collection Band 22
und hatte mehrere seiner alten Gerichtsakten vor sich ausgebreitet. Nachdem er einige Papiere in einen Ordner geschoben hatte, stapelte er die Unterlagen auf seinem Schoß. „Geht es dir nicht gut?“
Es ging ihr ganz und gar nicht gut. Sie war auch nicht sicher, ob sie sich je wieder gut fühlen würde.
„Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen, nichts Schlimmes. Ich werde schon bald wieder okay sein.“
Er kniff die Augen zusammen. „Du hast heute wieder mit diesem Mistkerl zusammenarbeiten müssen, stimmt’s?“
„Daddy, bitte.“ Sie rieb sich die pochenden Schläfen. „Ich möchte wirklich nichts mehr darüber hören, wie verwerflich du Nick findest.“
Mit grimmiger Miene schüttelte er den Kopf. „Ich hasse es, dass du für den illegitimen Sohn einer …“
„Daddy!“
Sein Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher. „Es tut mir leid, Prinzessin. Aber du bist viel zu gut, um dich auch nur in der Nähe dieses Mannes aufzuhalten, geschweige denn, für ihn zu arbeiten.“
Sie wusste, ihr Vater wollte nur das Beste für sie, und fand die ganze Situation extrem frustrierend. Aber keiner von ihnen konnte etwas an der Tatsache ändern, dass ihr noch vier weitere Jahre bevorstanden, bis sie ihren Vertrag mit der Sugar Creek Cattle Company erfüllt hatte, und es machte keinen Sinn, darüber zu schimpfen.
„Bitte, lass uns jetzt nicht darüber reden.“ Sie ging zu ihm, um ihm die Unterlagen abzunehmen. „Soll ich die wieder in dein Arbeitszimmer bringen?“
Zu ihrer Überraschung hielt er die Ordner fest und schüttelte den Kopf. „Setz dich und leg die Füße hoch. Ich stelle die hier zurück, dann können wir überlegen, ob wir nicht zum Abendessen ins ‚Bucket of Suds‘ fahren. Ich lade dich ein.“
„Ich hatte vorgehabt, uns Hackbraten zu machen“, meinte sie halbherzig. Ihr war eigentlich nicht nach Kochen, aber es gefiel ihr nicht, dass ihr Vater das geringe Taschengeld, das sie ihm jeden Monat zuteilen konnte, für sie ausgab.
„Den können wir auch noch ein andermal essen.“ Er drehte seinen Rollstuhl herum und machte sich auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer. „Du hast dir einen freien Abend verdient.“
Zwei Stunden später saßen sie und ihr Vater an einem der Tische in der hinteren Ecke der Grillbar und ließen sich Spaghetti mit Fleischbällchen schmecken. Als Cheyenne Nick zur Tür hereinkommen sah, hätte sie sich fast verschluckt. Hatte sie nicht genügend Aufregung für einen Tag erlebt? Was zum Teufel wollte er hier? Und was würde ihr Vater tun, wenn er Nick sah?
Während sie unauffällig zu Nick hinüberschaute, krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie liebte ihn so sehr, dass es schmerzte. Und ihn tagein, tagaus sehen zu müssen, ohne dass die Chance bestand, von ihm in den Arm genommen und geliebt zu werden, würde ihr die nächsten vier Jahre so lang erscheinen lassen, als müsste sie eine lebenslange Haftstrafe absitzen.
„Prinzessin, hast du gehört, was ich gesagt habe?“
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Vater zu und schüttelte den Kopf. „Ich habe wohl geträumt.“
„Ich sagte, wir sollten viel öfter essen gehen.“ Er lächelte. „Es ist nett, mal für eine Weile aus dem Haus zu kommen.“
Sie war froh, dass ihr Vater es genoss, einen Ausflug in die Stadt zu machen. Weil ihr Job viel Zeit in Anspruch nahm, blieb ihr nicht oft Gelegenheit, ihn irgendwohin zu fahren, und sie wusste, dass es ihn langweilen musste, sich ständig nur im Haus aufzuhalten. Sie hoffte nur, dass er Nick nicht bemerkte oder ihn nicht wiedererkannte. Zum Glück war das Restaurant gut besucht, da es Freitag war, und die Chancen, dass ihr Vater Nick nicht sah, standen gut.
Während sie Nick, der an der Bar saß, verstohlen beobachtete, versuchte sie ihr Möglichstes, um sich nicht anmerken zu lassen, was sie beschäftigte. „Ich fürchte, unser Budget lässt es nicht zu, dass wir jede Woche auswärts essen, aber ich denke, einmal im Monat können wir es uns leisten“, erklärte sie lächelnd.
Ihr Vater nickte. „Das ist doch dann etwas, worauf wir uns freuen können.“
Weil sie sich jeder Bewegung bewusst war, die Nick machte, entging ihr nicht, dass er von seinem Barhocker glitt und auf ihren Tisch zukam. Sie versuchte, ihn mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln aufzuhalten, doch sein entschlossener Gesichtsausdruck verriet ihr, dass es zwecklos war.
Er nickte grüßend, als er an ihrem Tisch vorbei zur Musikbox ging. „Guten Abend, Richter Holbrook und
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