Julia Collection Band 22
sie dabei zu beobachten, wie sie sich mit katzenhafter Anmut bewegte. Am schlimmsten waren jedoch die Momente gewesen, wenn sie sich unbeabsichtigt berührt hatten, denn da hatte er jedes Mal das Gefühl gehabt, gleich aus der Haut fahren zu müssen. Was war nur an A.J., dass seine Hormone völlig verrückt spielten und durch sein Blut schossen wie eine Kugel durch einen Flipperautomaten?
Sie war durch und durch Geschäftsfrau und vermittelte den Eindruck, als ginge sie völlig in ihrer Karriere auf. Und er hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass es am besten war, solche Frauen zu meiden. Warum dann musste er seit dem Moment, als er sie zum ersten Mal erblickt hatte, dauernd an sie denken? Warum nur fand er sie so verdammt fesselnd?
Ihre Kleidung war wahrlich nicht dazu angetan, zu provozieren oder einen Mann zu verführen. Sie benutzte weder Make-up, noch frisierte sie sich auf eine Weise, die sie anders als unscheinbar aussehen ließ.
Er runzelte die Stirn. Es war, als würde sie alles daransetzen, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Das war es, was ihn so sehr verwirrte. A.J. sah nicht so aus und benahm sich auch nicht so wie eine Karrierefrau. Leslie Ann Turner, die Frau, mit der er vor einigen Jahren liiert gewesen war, war das perfekte Beispiel für eine ambitionierte, aufstrebende Geschäftsfrau gewesen, die viel Mühe darauf verwendet hatte, attraktiv auszusehen. Sowohl bei der Arbeit als auch wenn sie zusammen ausgegangen waren. Sie hatten sich zufällig getroffen, als er an einem Farmer-Symposium in einem Hotel in Nashville teilgenommen und sie nach der Arbeit mit ihren Kolleginnen noch auf einen Drink in der Lobby gesessen hatte. Er hatte sie zum Essen eingeladen, und daraus hatte sich eine zweijährige Affäre entwickelt. Anfangs war Leslie Ann noch eine untere Führungskraft gewesen, ohne diesen Drang nach Macht und höheren Positionen, und sie hatte auch nicht auf Caleb herabgesehen, nur weil er nichts weiter als einen Highschool-Abschluss vorweisen konnte.
Das hatte sich jedoch im Laufe der Zeit, nachdem sie befördert worden war, geändert. Sie nahm ihn nicht mehr zu irgendwelchen Geschäftspartys mit und war zu der Überzeugung gelangt, dass ein Mann daran zu messen war, wie viele Diplome er vorweisen konnte. Und so war es dann keine große Überraschung, als sie ihn sitzen ließ wie ein Blind Date an einem Samstagabend.
Doch auch wenn es hart gewesen war, zu akzeptieren, dass sie anscheinend der Meinung war, er wäre nicht gut genug für sie, konnte er sich bei ihr für die erteilte Lektion bedanken. Er hatte nicht vor, sich noch einmal mit einer karrieresüchtigen Frau einzulassen, egal wie faszinierend ihre blauen Augen auch sein mochten.
Aber im Gegensatz zu Leslie Ann schien A.J. nicht über diese rücksichtslose Art und Weise zu verfügen, mit der sie daran arbeitete voranzukommen. Manchmal wirkte A.J. sogar fast unsicher und verletzlich. Das war ihm zum Bespiel aufgefallen, als er in der Firma seine Änderungen bekannt gegeben hatte, und dann später, als er sie gebeten hatte, ihm bei der Umgestaltung des Pausenraumes zu helfen.
Während er dasaß und über seine für ihn nicht nachvollziehbare Faszination für A.J. nachdachte, wurde die Badezimmertür geöffnet. Als er aufschaute, hatte Caleb das Gefühl, von einer Dampfwalze überrollt zu werden. Ohne ihre überdimensionale Brille und ohne den altmodischen Knoten im Haar sah A.J. Merrick einfach umwerfend aus.
Caleb schluckte, als sie an ihm vorbei zum anderen Bett ging. Ihr grüner Seidenpyjama und der dazu passende Morgenrock unterstrichen die roten Strähnen in ihrem schulterlangen offenen Haar und bildeten einen perfekten Kontrast zu ihrer makellosen Porzellanhaut und den blauen Augen.
„Das Bad gehört Ihnen“, sagte sie.
Sie hatte es vermieden, in seine Richtung zu schauen, und darüber war er ziemlich froh. Er hatte sie angestarrt wie ein Teenager, der zum ersten Mal das Playmate des Monats zu Gesicht bekam, und er bezweifelte nicht, dass sie denken musste, sie teilte das Zimmer mit einem Verrückten.
Caleb bekam auf einmal das Gefühl, der Raum erdrücke ihn, deshalb stand er auf. „Ich bin noch gar nicht so müde“, log er. „Ich gehe noch mal nach unten ins Restaurant und trinke etwas.“ Während er zur Tür ging, fragte er: „Soll ich Ihnen etwas mitbringen?“
„Nein, danke.“
„Ist es okay, wenn ich Sie hier allein lasse?“
„Sicher. Warum fragen Sie?“
Er würde ihr nicht
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