Julia Collection Band 22
erzählen, dass sie gerade bezaubernder aussah, als er sich je hätte vorstellen können. Genauso wenig wollte er zugeben, dass er sich wie ein Trottel vorkam, weil er wie ein Hund mit eingeklemmtem Schwanz davonrannte.
„Nur so.“
Sie verbarg ein Gähnen hinter vorgehaltener Hand. „Ich werde vermutlich schon schlafen, ehe Sie unten sind.“
Der Gedanke daran, wie sie wohl aussah, wenn ihr langes seidiges Haar auf dem Kissen ausgebreitet war und die dunklen Wimpern auf ihren zarten Wangen wie winzige Federn ruhten, ließ eine Hitzewelle durch seinen Körper strömen und veranlasste ihn, hastig nach der Türklinke zu greifen.
„Gute Nacht!“, rief A.J.
„Äh, ja, gute Nacht“, murmelte er und schloss die Tür hinter sich. Er war bereits halb den Flur entlanggegangen, als ihm auffiel, dass er auf Socken herumlief und seine Stiefel noch vor dem Bett im Zimmer standen.
Er blieb abrupt stehen. „Du meine Güte!“
„Flashback?“
Caleb drehte sich um und sah einen großen dürren Mann hinter sich stehen, der, wie es aussah, ein Stück Alufolie um seinen kahlen Kopf gewickelt hatte. „Wie bitte?“
„Ich fragte, ob Sie ein Flashback von Ihrer letzten Begegnung mit ihnen hatten“, sagte der Mann und deutete zur Decke. „Einige von uns haben gelegentlich Flashbacks. Vor allem, wenn es sich um eine wirklich nahe Begegnung gehandelt hat.“
Als Caleb endlich begriff, dass der Mann von Außerirdischen sprach, schüttelte er den Kopf. „Nein, es handelt sich eher um eine erste Begegnung.“
„Ah, ich verstehe. Es kann ziemlich beunruhigend sein, wenn man sie zum ersten Mal sieht.“ Grinsend hob der Mann die Hand, um seine Folie zurechtzurücken. „Aber nach einiger Zeit werden Sie merken, dass Sie sich darauf freuen und sich geradezu nach einer Begegnung der dritten Art sehnen.“
Caleb nickte. Er stellte sich bereits vor, wie weich und feminin A.J. wohl aussehen würde, wenn sie morgen früh aufwachte. Und allein der Gedanke an eine nahe Begegnung irgendeiner Art mit ihr erregte ihn.
Als der Mann seinen Weg fortsetzte, drehte Caleb sich um und ging zurück zum Zimmer. „Du hast ja keine Ahnung, Mann. Nicht die geringste Ahnung.“
Kaum hatte sich die Tür hinter Caleb geschlossen, da ließ sich A.J. auf das Bett fallen. Sie hatte seinen Blick auf sich gespürt, als sie aus dem Bad durchs Zimmer gegangen war, und ihre Knie fühlten sich noch immer an, als wären sie aus Gummi. Wie sollte sie jemals ein Auge zubekommen, ganz davon zu schweigen zu schlafen?
Sie konnte an nichts anderes denken als daran, was er wohl im Bett anhaben und wie er morgen früh aussehen würde, wenn er aufwachte. Und allein das Wissen, dass er nur wenige Schritte von ihr entfernt liegen würde, ließ ihr Herz so wild pochen, dass sie meinte, es würde gleich aus ihr herausspringen wollen.
A.J. sah sich voller Panik im Zimmer um. Sie musste ihre Gedanken auf etwas anderes lenken, fort von ihrem beunruhigenden Chef. Verzweifelt griff sie nach der Fernbedienung und schaltete auf einen Sender, der Klassiker übertrug. Sie würde versuchen, sich in einem dieser alten Filme zu verlieren. Vielleicht konnte sie dann vergessen, dass sie die Nacht mit dem aufregendsten Mann, den sie je getroffen hatte, verbringen würde. Zumindest im selben Zimmer.
Als sie merkte, dass es sich bei dem Film um „Die große Liebe meines Lebens“ handelte, zog sie ihren Morgenmantel aus, schlug die Bettdecke zurück und kroch ins Bett. Obwohl sie den Film mindestens schon zwanzig Mal gesehen und jedes Mal herzzerreißend geschluchzt hatte, war es immer noch einer ihrer Lieblingsstreifen.
Während sie sich in die Kissen kuschelte, versuchte sie, die gegenwärtige Situation zu vergessen und sich für das Ende des Films zu wappnen. Doch es nützte nichts. Als der Held herausfand, warum die Heldin ihn nicht auf dem Dach des Empire State Buildings hatte treffen können, strömten bei A.J. die Tränen.
Unglücklicherweise wählte Caleb genau diesen Moment, um ins Zimmer zu kommen. „Ich habe vergessen, meine …“ Er hielt abrupt inne. „Weinen Sie?“
Beschämt, dass er sie in einer derart demütigenden Situation ertappt hatte, in der sie alles andere als professionell erschien, starrte sie auf den Fernseher. „N…nein.“
Zu ihrem Entsetzen kam Caleb zu ihrem Bett und setzte sich zu ihr. „Doch, das tun Sie.“ Er nahm ihre Hände in seine. „Was ist los, A.J.?“
„Nichts.“ Sie hatte gewusst, dass er gleich wiederkommen würde. Warum
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